Fahrrad-Tiefgarage in Basel
Lichträder wie Oberlichter
Der Architekt Marco Serra hat auf dem Novartis Campus in Basel eine Tiefgarage für Fahrräder entworfen, die funktional und gestalterisch ambitioniert zugleich ist. Das liegt auch an der Lichtplanung von Licht Kunst Licht, die mit überdimensionierten Lichträdern grafische Akzente setzt und die Architektur betont.
Gallerie
Beton c’est bon
Parkplätze für Fahrräder sind fast immer architektonische Un-Orte – düster und unwirtlich. Dass das auch anders geht, zeigt ein Projekt in Basel. Hier hat Marco Serra auf dem Novartis Campus eine Tiefgarage mit 800 Stellplätzen für Fahrräder entworfen. Die gestalterische Idee hinter dem Projekt Square Bike Parking: ein unterirdischer, länglicher Raum ist durch auffällig gewellte Sichtbetonwände eingefasst. Sie treffen auf eine Sichtbetondecke und einen PU-Gussboden, die in tiefes Blau getaucht sind. „Unterirdische Räume vermitteln selten das Gefühl von Wohlbefinden und guter Orientierung. Der fehlende Bezug zur Außenwelt ist ein wesentlicher Grund dafür“, sagt der Architekt. „Wir haben daher die Fahrradgarage als zusammenhängende Halle mit einer übersichtlichen Perimeterwand konzipiert.“ Die Vorhangwand aus gewelltem Beton bricht das Licht und bietet dem Nutzer Orientierung. Sie wird in den Außenraum fortgeführt, sodass sich eine visuelle Verbindung zwischen außen und innen ergibt.
Lichtplanung: Lichträder betonen die Architektur
Ausgangspunkt der Lichtplanung durch Licht Kunst Licht ist die organische Formensprache der Wellenwand. 16 kreisrunde Deckenvorsprünge lassen den 2,80 m hohen Raum deutlich höher erscheinen als er eigentlich ist. Auch deshalb, weil hier diffus abstrahlende Ringleuchten mit einem Durchmesser von sieben Metern untergebracht sind, die die Architektur betonen. „Mit den großen Lichtfeldern wollten wir die Assoziation zu Oberlichtern herstellen“, sagt Marco Serra. „Die kassettenartigen Vertiefungen im Beton ermöglichten die Gestaltung von übergroßen, runden Leuchtvolumina.“ Die Lichträder sind Sonderanfertigen und wurden zuvor als Mock-up im Maßstab 1:1 hinsichtlich der Ausbildung der Fugen, Position der LEDs und Lichtfarben getestet. Jede Sonderleuchte mit LED-Lichtband besteht aus einer ringförmigen, geneigten Schale aus weiß eingefärbtem, transluzenten PMMA, die in zwölf Einzelsegmente unterteilt wurde.
Alles eins: Innen- und Außenraum
Der Zugang zur Fahrrad-Tiefgarage erfolgt entweder über eine
Rampe oder über zwei Treppenhäuser. In die gewellten Betonwände
wurden bodennahe Leuchten eingebaut, die die Stufen der
Treppenhäuser und die Rampe gezielt beleuchten, ohne die Wände
einzublenden. „Wichtig war uns, dass Rhythmus und Durchgängigkeit
der Betonwand nicht durch Streulicht beispielweise über Downlights
gestört werden“, sagt Martina Weiss, Projektleiterin bei Licht
Kunst Licht. Über der Parkgarage wurde vom amerikanischen
Landschaftsplanungsbüro Good Form Studio ein neuer Park angelegt –
samt eines gläsernen Pavillons mit freistrahlenden LED-Leuchten und
einer durch Pollerleuchtenrilluminierten Promenade.
-csh
Bautafel
Architektur: Marco Serra Architekt, Basel
Projektbeteiligte: Good Form Studio, Columbus/ Ohio (Landschaftsarchitektur); Ernst Basler + Partner, Zollikon (Projektsteuerung); Leuchten von Erco; Trilux; Flos; Bergmeister; Viabizzuno; Licht Kunst Licht, Bonn/ Berlin (Lichtplanung);
Bauherr/in: Novartis Schweiz, Basel
Fertigstellung: 2017
Standort: Fabrikstrasse 2, 4056 Basel, Schweiz
Bildnachweis: Johannes Roloff, Bonn