Zentraler Busbahnhof in Eisenach
Orientierungsfreundlicher Verkehrsknotenpunkt
Die Residenz- und Weltkulturerbestadt Eisenach hat nicht nur
eine geschichtsträchtige Vergangenheit zu bieten, sondern in der
Gegenwart einen modernen Zentralomnibusbahnhof. Mit der
Neugestaltung des ZOB entstand ein regionaler Verkehrsknotenpunkt,
der von Osterwold + Schmidt Expander Architekten geplant worden
ist. Das rund 6.000 Quadratmeter umfassende, an den Bahnhof für
Schienenverkehr grenzende Areal wurde komplett neu strukturiert und
die leer stehenden, teils maroden Bestandsgebäude entfernt, damit
eine Anlage mit offener Raumwirkung und guten Sichtbeziehungen
geschaffen werden konnte.
Gallerie
Fünf überdachte Haltesteige für Stadt- und Überlandverbindungen mit insgesamt 17 Haltebuchten, ein Servicegebäude und Grünflächen bilden den neuen Busbahnhof. Seine hellen, kantig verspringenden Dächer ruhen auf schlanken, metallisch spiegelnden Rundstützen; den Eingang markiert im Südosten ein zweigeschossiger Bau mit Fahrgastinformation, Wartebereich und Toiletten, der zwischen Stadtraum und Umsteigepunkt vermittelt. Einen städtebaulichen Übergang stellt auch die begrünte Insel mit Pavillon im Norden dar. Während nördlich und westlich eine Straße um das Gelände führt, verläuft im Osten die Bahntrasse. Durch einige Bäume abgeschirmt, ist parallel der Bussteig Nummer B1 angelegt. Die anderen vier Haltestellen sind quer dazu positioniert, wobei die beiden mittleren auf einer gemeinsamen Basis stehen. Die vorhandene, fünfgeschossige Wohnbebauung im Süden wird von einer Sichtschutzwand getrennt, die in Bussteig B2 integriert ist.
Ausgeführt sind die markanten Überdachungen als auskragende
Stahlkonstruktionen mit Verkleidungen aus beschichteten
Aluminiumtafeln in leicht abgetöntem Weiß; für die Unterseiten kam
ein farblich ähnliches Streckmetall zum Einsatz. In das
gestalterische Gesamtkonzept fügen sich die weithin sichtbar auf
den jeweiligen Dächern angeordneten Bussteignummern genauso wie die
Fassaden des barrierefrei zugänglichen Servicegebäudes.
Flächenbündig darin eingelassen sind großflächige, teils über Eck
geführte Verglasung; den oberen Abschluss bildet ein auffälliger
Dachaufbau.
Elektro / Beleuchtung
Die helle, sich in klaren Formen
zeigende Anlage bildet einen Kontrast zum Altbaubestand der
Umgebung. Denn: „Weißes sieht man besser, wenn man Schwarzes
dagegen hält" (und vice versa), wusste auch schon Martin Luther. Er
darf im Zusammenhang mit Eisenach natürlich nicht fehlen und so
schmückt das Zitat in dezenten Lettern die Fassade des Kopfbaus.
Nicht nur wegen der Gegensätzlichkeit, sondern vornehmlich für eine
gute Orientierung und eine erhöhte Sicherheit wurde das
Lichtkonzept erstellt.
An sämtlichen Unterseiten der Dächer sind Langfeldleuchten in unterschiedlichen Abständen eingelassen. Nachts und in der dunklen Jahreszeit leiten sie die Fahrgäste zur richtigen Haltestelle, erhöhen das Sicherheitsempfinden und sorgen für einen angenehmen Aufenthalt während der Wartezeiten. Das Streckmetall reflektiert das Licht zusätzlich. An den Decken im Servicegebäude sind ähnliche Leuchten installiert.
Hängend über den Haltebuchten sind elektronische Anzeigentafeln mit den Abfahrzeiten und Fahrtzielen angebracht. Die Fahrgastinformationen werden dynamisch über ein rechnergesteuertes Betriebsleitsystem (RBL) erstellt, das auch Fahrplanabweichungen unmittelbar erfasst. Das dynamische Fahrgastinformationssystem (DFI) soll mit den Bahnabfahrtszeiten vernetzt werden.
Bautafel
Architekten: Osterwold + Schmidt Expander Architekten, Weimar
Projektbeteiligte: Hennicke und Dr. Kusch, Weimar (Tragwerk); Ibah Ingenieurbüro Axel Heuchling, Gotha (Elektrotechnik / Lichtsignalanlagen, dynamische Fahrgastinformation); Ingenieurbüro für Bauwesen Ruppe, Sättelstädt (Verkehrsanlagen / Tiefbau); Die Lichtplaner, Limburg (Beratung Lichtkonzept)
Bauherr: Stadtverwaltung Eisenach
Fertigstellung: 2017
Standort: Bahnhofstraße, Eisenach
Bildnachweis: Steffen Groß, Erfurt