Bahnhofspassage Willem II in Tilburg

Mit LED hinterleuchtete Glasziegelwand erhellt Unterführung

Ein Bahnhof ist per se ein transitorischer Ort, an dem Reisende nicht dauerhaft verweilen. Auch eine Unterführung lädt nicht zum Aufenthalt ein. Normalerweise. In Tilburg ist das anders: Hier funkeln bei Dunkelheit die flankierenden Wände der Willem II Passage in buntem Licht und erhellen den Durchgang, tagsüber zeigen sie sich in hellem Weißgrau und scheinen aus gestapelten, glänzenden Eisblöcken errichtet. Doch nicht aus Eis bestehen die Wände, sondern aus handgefertigten Glasziegeln. In Kombination mit der vernetzten LED-Technologie vermitteln sie Sicherheit beim Durchqueren der Bahnhofspassage und sorgen für die hohe Aufenthaltsqualität. Das Konzept dafür entwickelten Civic Architekten gemeinsam mit dem Büro Bright.

Gallerie

Fußgänger und Radfahrer können dank der neuen Unterführung schnell vom Zentrum Tilburgs im Süden in die nördlichen Stadtteile (und vice versa) gelangen. Im Norden direkt angrenzend liegt das Entwicklungsgebiet De Spoorzone, ein ehemaliges Werkstattgelände der Niederländischen Bahn, das durch die in Ost-West-Richtung verlaufenden Gleise von der Innenstadt abgeschnitten ist. Die heute nicht mehr von der Bahn genutzten Industriehallen beherbergen mittlerweile Restaurants, eine Bücherei, ein Theater und ein Tanzlokal. Ein neu angelegter Weg verbindet die Gebäude miteinander und das gesamte umgenutzte Areal mit der Altstadt. Er führt durch zwei Bestandsgebäude hindurch, die zu diesem Zweck einen breiten Duchgang erhielten. Zum Überwinden der zwei Bahnsteige und der vier Gleise, auf denen die Züge vorbeirauschen, fanden die Planer die Lösung in der abgesenkten Bahnhofspassage.

Die Unterseiten der beiden Bahnbrücken sind schlicht weiß gehalten, der Boden in der Mitte glatt asphaltiert und an den Rändern gepflastert. Das Besondere aber sind die mit Glasziegeln verkleideten und farbig hinterleuchteten Wände. In ihrer Struktur, den Proportionen und dem Raster ähneln sie ein wenig dem Mauerwerk der umliegenden Backsteinbebauung, von dem sich die Architekten bei ihrem Entwurf auch inspirieren ließ. Gemeinsam mit der Glasmanufaktur experimentierten sie so lange, bis die Glasziegel die gewünschte Transparenz und Textur aufwiesen. Ihre Herstellung erfolgte in Handarbeit in gerundeter und planer Ausführung. Anschließend erhielten sie einen Stahlrahmen und wurden nach genauem Verlegeplan zusammengesetzt.

Elektro/Beleuchtung
Der Einsatz von Licht ist ein wesentlicher Teil der Gestaltung. 30.000 verschiedenfarbig leuchtende LEDs sind in die beiden Wände integriert. Sie sind als flexible Stränge mit Lampenknoten hinter den Glasziegeln montiert. Das wie Eis aussehende Glas lässt das Licht diffus und blendfrei hindurchscheinen. In Blau, Violett, Pink, Rot- und Orangetönen, Gelb und Weiß funkeln die Farben mal heller, mal dunkler, mal verlaufend. Die vernetzten und einzeln regulierbaren Lampen werden durch einen von den Lichtplanern für dieses Projekt geschriebenen Algorithmus gesteuert, der eine dynamische Lichtwirkung erzeugt. Gut zu sehen ist dies in einem Video über das Projekt (siehe Surftipps).

Der Lichteffekt ändert sich mit der Tageszeit, dem Wetter und den Bewegungen der Passanten. Dafür sind einerseits Sensoren an der Decke der Unterführung montiert, die die Zahl, Geschwindigkeit und Richtung der vorübergehenden und fahrenden Passanten registrieren. Zudem bezieht der Algorithmus Wetterinformationen wie Niederschlag, Bewölkung, Windstärke, aber auch die Jahreszeit und Uhrzeit sowie besondere Ereignisse wie beispielsweise Feste, Veranstaltungen oder Feiertage mit ein. Zusätzliche Eingaben können manuell durch städtische Angestellte erfolgen. Der Netzwerkzugriff, die Fernüberwachung und -wartung sind über ein Cloud-basiertes Lichtsteuerungssystem möglich.

Der Energieverbrauch liegt bei weniger als 2 Watt pro LED und ist nicht konstant, sondern verändert sich je nach Muster, Farbe und Umgebungslicht. Der Strom wird über das städtische Netz geliefert. Die Lebenszeit der Lampen ist mit 10 Jahren ausgelegt, dann werden sie ausgetauscht. Hinter der Glaswand befindet sich ein Gang für die Wartung. Hier ist außerdem die gesamte Hardware untergebracht. Die Beleuchtung mit wechselndem Farbspiel sorgt nicht nur für die notwendige Beleuchtung der Unterführung bei Dunkelheit, sondern trägt auch zum Wohlbefinden der passierenden Radfahrer und Fußgänger bei – ermöglicht durch steuerbare LED-Technologie, die zudem energieeffizient und langlebig ist. -jb

Bautafel

Architekten: Civic architects, Amsterdam
Projektbeteiligte:  Bright von The Cloud Collective (TCC), Amsterdam (Konzept); Philips Lighting, Eindhoven (Lichtplanung und LED-System ColorKinetics); Lustlab, Amsterdam (Lichtkonzept); Van Tetterode Glass Studio, Amsterdam (Glasmodule); WSP infra, Ammersfort (Infrastrukturplanung)
Bauherr: Stadtverwaltung Tilburg
Fertigstellung: 2017
Standort: Willem II Passage, Tilburg
Bildnachweis: Stijn Bollaert, Gent; Kees Hummel, Amsterdam; Roderick van Klink, Pieter de Ruijter, Richard Boerop

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