Hedwig Bollhagen. Baukeramik und Baudenkmalpflege
Heft 2 der Hedwig Bollhagen Gesellschaft
Den meisten durch ihre Gebrauchskeramik mit den typisch weiß-blauen Streifen bekannt, schuf die Keramikerin Hedwig Bollhagen (1907-2001) in ihrem Leben weit mehr als die berühmten „Pötte“. Schon 1935, nur ein Jahr, nachdem sie die HB-Werkstätten in Marwitz bei Berlin gegründet hatte, wurden dort auch baukeramische Produkte hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen sie außerdem zahlreiche Aufträge im Bereich der Baudenkmalpflege. Diesen eher unbekannten Aspekten widmete sich 2012 eine Ausstellung im Keramik-Museum Berlin, anlässlich derer die Publikation Hedwig Bollhagen. Baukeramik und Baudenkmalpflege erschien.
Gallerie
Mit baugebundener Keramik war Bollhagen bereits ab 1927 in Kontakt gekommen, als sie zwanzigjährig in der Steingutfabrik Velten-Vordamm arbeitete. Das Werk hatte zunächst Ofenkacheln hergestellt, seine Produktpalette aber nach dem Ersten Weltkrieg um den Bereich der Baukeramik erweitert. In den folgenden Jahrzehnten haben sie das Gesicht unzähliger Bauten in und um Berlin mitgeprägt. Dazu zählen u.a. das Haus des Rundfunks von Hans Poelzig, die U-Bahnhöfe Rosenthaler Platz und Boddinstraße oder die Evangelische Kreuzkirche am Hohenzollerndamm von Ernst und Günther Paulus (Abb.2,3). Seit ihrer Gründung 1934 waren auch Bollhagen und die in Marwitz mitarbeitenden Künstler an der Ausstattung neuer Bauten mit keramischer Kunst beteiligt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Aufgaben in der Baudenkmalpflege hinzu. Ihre Aufträge umfassten u.a. Backsteinkirchen wie die Friedrichswerdersche Kirche von Karl Friedrich Schinkel und das Kloster Chorin, aber auch historisierende Zweckbauten wie das Rote Rathaus in Berlin.
In der DDR zählten die HB-Werkstätten aufgrund ihrer handwerklichen und künstlerischen Qualitäten zu den wichtigsten Betrieben für Baukeramik und speziell für Baudenkmalpflege. Zu ihren Projekten gehörten das Berliner Haus des Lehrers und die Waldsiedlung Wandlitz. Heute sind viele dieser Werke selbst restaurierungsbedürftig. Einige stehen unter Denkmalschutz, andere wurden bei Sanierungen und Umbauten zerstört oder sind bedroht.
Für die Publikation hat die Hedwig Bollhagen Gesellschaft einen kleinen exemplarisch ausgewählten Teil des baukeramischen Werkes aus den HB-Werkstätten und der in Velten angesiedelten Fabriken zusammengetragen, darunter die oben genannten. Gegliedert in die Kapitel Gartenkeramik, Bauausstattung, Denkmalpflege und Baukeramik aus Velten geben die Beiträge von Gudrun Gorka-Reimus, Monika Dittmar und Silke Kriebich einen Einblick in das Schaffen Bollhagens und ihres künstlerischen Umfelds. Das macht vor allem eins – Lust auf mehr. Aussagekräftige Bilder ergänzen die knappen Texte, im Anhang gibt es eine Kurzbiografie der Keramikerin sowie eine Auflistung der Projekte der HB-Werkstätten. Wie Gorka-Reimus in ihrem einleitenden Beitrag schreibt, wäre eine umfassende Dokumentation dieser Projekte wünschenswert.
Die Publikation im DIN A5-Format umfasst 60 Seiten und enthält
90 Abbildungen. Sie ist 2012 als Heft 2 in der Schriftenreihe der
Hedwig Bollhagen Gesellschaft im Selbstverlag von Christiane
Weidner erschienen (ISSN 2193-8075), kostet 7,00 EUR plus 2,00 EUR
Versandkosten und kann über die Website der Gesellschaft (siehe
Surftipps) bestellt werden.