Messenachbericht Cevisama 2017
Trends und Neuheiten der spanischen Fliesenwelt
Einen umfassenden Überblick über die Trends der spanischen Keramikbranche bietet Jahr für Jahr die Fliesenfachmesse Cevisama, die 2017 vom 20. bis 24. Februar in ihrer 35. Auflage wie immer in Valencia stattfand. Wir waren vor Ort und haben uns nach Neuheiten umgeschaut – und vor allem eins gesehen: Große graue Keramikfliesen und -platten in allen denkbaren Varianten. Mal waren sie matt, mal glänzend, mal glitzernd; es gab sie mit strukturierten und glatten Oberflächen, als einfarbige oder Ton-in-Ton Varianten. Dazu kam ein wenig Beige, Braun und Greige, viele Natursteinnachbildungen und – etwas versteckt dann auch einige kleinformatige und bunte Fliesen.
Gallerie
Kleinformate, Muster und Farben
Von den meisten
Herstellern in die hinteren Bereiche der Messestände verbannt,
überzeugten die kleinformatigen Fliesen mit ihren feinen, teils
dreidimensionalen Mustern und den sanften Farben. Allen voran die
vielen verschiedenen Serien des Herstellers Cas Ceramica. Seit 1920
produziert die Firma ausnahmslos kleine Keramikfliesen, und zwar
ausschließlich in Spanien, was eine echte Seltenheit ist. Neben
modernen grafischen Dekoren wie auf den Kollektionen Concept
und Black & White oder den verschiedenen Relieffliesen
fertigt Cas die Serie Artesanal noch immer in Handarbeit
nach denselben Methoden wie vor 100 Jahren und in der
traditionellen Größe von 14 x 28 cm. In ihrem Erscheinungsbild
ähnlich ursprünglich muten die 10 x 10 cm kleinen Wandfliesen der
Serie Medina von Peronda an, die neben den Farben Weiß,
Schwarz und Grau auch in Türkis und einem wunderbaren Rotton
erhältlich sind. Etwas verspielter, aber ebenfalls einfarbig sind
die mit einer Perlmuttglasur versehenen weißscherbigen Wandfliesen
Argila Pasadena desselben Herstellers im Format 12 x 24 cm,
die Maiolica Blue Steel genannte Produktlinie von Roca und
die rotscherbigen Fliesen der Serie Dante Decor von Bestile,
die besonders gut im Farbton Ocean zur Geltung kommen.
Ein geometrisches Streifenrelief ist das besondere Kennzeichen der glänzenden Dekorfliese Pincio, die das Unternehmen Vives passend zu seiner Kollektion Corso anbietet; auf der Serie Borgo Multicolor hingegen sind es dreieckige Farbflächen auf weißem Grund, auf Firle weiße Kreidelinien die aussehen, als ließen sie sich, wie an einer Schultafel, einfach abwischen. Im Vergleich deutlich kleinteiliger sind die Schwarz-Weiß-Muster auf den 22,5 x 22,5 cm großen Fliesen namens Modena B/N von Bestile, der mit Arezzo Decor außerdem zeigte, dass Delfter Fliesen nicht zwingend aus den Niederlanden kommen müssen.
Obwohl der Zementfliesen-Boom der letzten Jahre deutlich nachgelassen hat, gibt es sie noch: Und zwar entweder mit modern interpretierten klassischen Motiven wie etwa die Feinsteinzeugserie Benaco von Vives, die im traditionellen Format von 20 x 20 cm in matter Ausführung sowohl einfarbig als auch mit verschiedenen Dekoren erhältlich ist und deren Farbpalette gedämpfte Blau-, Beige und Grautöne umfasst. Ähnliche Farben und mit einem Format von 22,3 x 22,3 cm auch ähnlich groß sind die Zementfliesenrepliken Lenos aus Feinsteinzeug der Onset Kollektion von Peronda, die mit ihrem wie abgenutzt und gealterten Oberflächen im Vintagestil daherkommen, während es sich bei Bondi Blocks Natural von Aparici um eine moderne Zementfliesenoptik im Format 59,2 x 59,2 cm handelt.
Fifty Shades of Grey
Als Neuheiten stellten fast alle
Hersteller große graue Keramikplatten vor, die – wenn auch in
kleineren Formaten – insbesondere in Deutschland bevorzugt würde,
so die Anbieter. Obwohl sie vielfach sehr edel und ansprechend
wirkten, hinterließ das viele Grau nach einem langen Messetag einen
insgesamt tristen Eindruck. Der wurde noch dadurch verstärkt, dass
durch den Einbruch der ehemals wichtigen Exportmärkte Russland und
Saudi-Arabien die opulenten, goldenen und glitzernden Fliesen in
diesem Jahr komplett fehlten. Dem einheitlichen Anschein zum Trotz,
unterschieden sich die Designs bei näherem Hinsehen dann doch. Eher
typisch waren Fliesenserien wie Aston von Vives, die in den
Farbtönen Perlmutt, Grau und Basalt in matter Ausführung,
verschiedenen Formaten sowie in rutschfesten Varianten angeboten
wird. Die dazu gehörende Hexagonalfliese Benson war eine der
wenigen dieses Formats auf der diesjährigen Messe. Zu den
Neuheiten, die der Hersteller Grespania vorstellte, gehörte die
schlichte Zementoptik Kota in den Farben Weiß, Grau, Schwarz
und Beige sowie Nómada mit diagonalem Muster, die außerdem
in den Farben Marino und Tierra verfügbar ist. Todagres zeigte mit
der Serie Cementi eine ebenfalls eher schlichte Variante in
ähnlichen Farbstellungen.
Erstaunlich selten bei der doch begrenzten Farbauswahl waren schwarze Fliesen zu sehen. Die gab es zwar, aber eben selten. Grespania beispielsweise zeigte mit Avenue Fliesen in den vier Farben Marengo, Gris, Blanco und Negro in den drei Formaten 80 x 80 cm, 60 x 60 cm und 30 x 60 cm. Besonders gut in Weiß kamen die Wandfliesen der Serie Lane des gleichen Anbieters zur Geltung, die aussehen wie ein Backsteinmauerwerk und im Format 30 x 90 cm sowie außerdem in den Farben Natural, Siena und Mineral erhältlich sind.
Terrazzonachbildungen
Farblich zum Trend passend, zeigten die Hersteller in diesem Jahr
verschiedene Terrazzointerpretationen. Von der venezianischen
Technik des 15. Jahrhunderts, bei der kleine farbige Marmorstücke
und Zement vermischt werden, ließ sich Vives bei der
Gestaltung der Feinsteinzeugserie Portofino inspirieren, die
mit ihren neutralen Farben den Eindruck räumlicher Weite erzielt.
Sie ist in den drei Formaten 60 x 60 cm, 80 x 80 cm und 59,3 x
119,3 cm in einer matten, einer halbpolierten und einer
geschliffenen Version erhältlich. Eine Terrazzonachbildung namens
Fluorite Blanco Plus dominierte auch den Stand von
Inalco, den der Hersteller, wie schon in den vergangenen Jahren,
zusätzlich zu seinem Messeauftritt im Mercado Colón aufgebaut
hatte. Hier zeigte er aus Feinsteinzeug mit Gehrungsverklebungen
angefertigte Küchenarbeitsplatten, Schrankverkleidungen und Möbeln
für den Innen- und Außenraum, mit denen er alternative
Marktsegmente erschließen will.
Stoff-, Holz-, Stein- und Metalloptiken
Als Trend
waren auf der Cevisama Textiloptiken auszumachen, bei denen sich
die Hersteller mal an Teppichböden orientierten wie die Firma Roca
bei Tweed, mal an schottischen Tartanmustern wie Aparici mit
dWoododer die Firma Newker, die in ihrer Kollektion
Concept textile Strukturen mit Zement kombinierte. Im
Vergleich zum vergangenen Jahr noch einmal deutlich weniger
geworden sind hingegen die Holznachbildungen. Zwar haben die
meisten Unternehmen sie noch im Programm, präsentiert wurden sie
aber eher nebenher. Und hier waren es vor allem die abgenutzt
wirkenden, scheinbar sägerauen Oberflächen im Dielenformat, die
gezeigt wurden. Als Beispiel seien hier die 19,2 x 119,3 cm
messenden Feinsteinzeugfliesen der Serie Montgomery von
Vives genannt, die in den Farbtönen Asche, Braun und Bunt
erhältlich ist. Ähnlich rustikal wirken die Holzimitationen
Newood von Todagres im Format 20 x 120 cm sowie die Fliesen
der Serie Cárpatos Mix Color im Format 15 x 60 cm von
Bestile. Mit den Grobspanplatten, die Vives als Vorbild für seine
Feinsteinzeugfliesenserie Strand dienten, traf das
Unternehmen eine eher ungewöhnliche Wahl. Sie wird in matter
Ausführung in den beiden Formaten 60 x 60 cm und 60 x 120 cm sowie
in fünf neutralen Farbtönen (Natur, Weiß, Grau, Hasel, Zement und
Blau) angeboten. Ergänzt wird sie durch die Dekorfliese
Masai Natural, die mit schwarzen Linien in
verschiedenen Designs verziert ist.
Neben Holzoptiken waren auf der diesjährigen Cevisama wieder zahlreiche Eisen- und Stahlnachbildungen zu sehen. Sie kamen vor allem in einem verrosteten Zustand und in den Metallfarben Corten, Iron und Silver daher. Noch häufiger waren die vielen Natursteinimitate, allen voran Sandstein- und Marmoranmutungen, die wir bereits im letzten Jahr vorgestellt haben und ausführlich im Messenachbericht der Cersaie beschrieben werden (siehe Artikel zum Thema).
Messestände
Die zeigten sich in diesem Jahr nach außen eher abweisend; an einem
Stand kam man gar nicht herein, wenn der Türsteher dies nicht
wollte. Ein Grund mag die Produktpiraterie sein, die den
Herstellern arg zusetzt und dazu führte, dass dem einen oder
anderen (meist chinesischen) Besucher das Fotografieren verboten
wurde. Die Gestaltung passte gut zu den grauen Fliesen und war eher
unauffällig. Postiv aufgefallen sind die Messestände von Grespania
und vor allem der von Tau Ceramica, der seine Großkeramikplatten
perfekt inszenierte. Zudem hatte Tau eine lange Tafel aufgebaut,
die sämtliche Neuheiten noch einmal im handlichen Format zeigte.
Schön waren auch die Bruchmosaikfliesen, mit denen Vives seinen
Stand ringsum verkleidet hatte, die aber leider nicht im
Produktsortiment zu finden waren. Erstaunlich selten waren
Raumbrillen, die es den Besuchern ermöglichen, über die Grenzen des
Messestandes hinaus etwas über Unternehmen, Fertigungstechnologien,
Produkte, Anwendungen und Referenzen zu erfahren. Eine Ausnahme war
ausgerechnet der Traditionshersteller Cas Ceramica.