Vandalismus

Straftat, Szenarien, Prävention, geschichtliche Herleitung

Eingangstüren, Schaufenster und öffentlich zugängliche Erdgeschoss-Bereiche sind besonders exponiert für Schäden durch Vandalismus. Als Vandalismus wird das vorsätzliche, also absichtliche und keinesfalls versehentliche oder fahrlässige Beschädigen, Beeinträchtigen, Unbrauchbarmachen oder Zerstören von Objekten und Bauteilen bezeichnet. Das destruktive Verhalten tritt oft auf in Verbindung mit öffentlicher Störung, verbaler oder körperlicher Aggression, Ausschreitungen, Zerstörungen aus Fanatismus und allgemeinen Provokationen. Abzugrenzen davon ist Street Art als kulturell-künstlerische urbane Ausdrucksform.

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Straftat

Vandalismus gilt in Deutschland als Straftat, wenn die Beseitigung des Schadens nur mit größerem Aufwand an Mühe, Kosten und Zeit möglich ist, so die juristische Definition. Das Strafgesetzbuch enthält dazu die beiden Paragrafen § 303 Sachbeschädigung und § 123 Hausfriedensbruch, die beide mit ein- bzw. sogar mehrjährigen Freiheits- und erheblichen Geldstrafen geahndet werden.

Szenarien

Die Arten von Vandalismus reichen von Brandsätzen, Verwendung explosiver und ätzender Stoffe, von mechanischer und physischer Gewalteinwirkung wie Schlagen, Aushebelungen, Einsatz von Werkzeugen wie Zangen, Äxten, Steinen bis zu Plünderungen. Wenngleich Graffiti auch als Kunstform angesehen werden kann, fällt sie in ihren verschiedensten Formen wie Sprayen, Bemalen, Kleben, Kratzen unter Vandalismus, sofern fremdes Eigentum davon betroffen ist und der Eigentümer nicht zugestimmt hat.

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Geschichtliche Herleitung

Der Begriff Vandalismus, auf Französisch vandalisme, wurde während der Französischen Revolution als Bezeichnung für Gewaltexzesse geprägt. Etymologisch basiert dieser Begriff auf dem Namen eines ostgermanischen Stamms, den Vandalen. Die Vandalen eroberten im Jahr 455 n. Chr. von Karthago aus Rom und sollen die Stadt über mehrere Wochen geplündert haben. Heutige Historiker bezweifeln allerdings, dass die Vandalen tatsächlich sprichwörtlich „wie die Vandalen hausten“.

Vielmehr setzt sich die Auffassung durch, dass die Vandalen sich strategisch geschickt eines Machtvakuums nach der Ermordung des Kaisers Valentinian III. und den daraus folgenden internen römischen Nachfolgekonflikten bedienten, um gezielt kostbare Objekte aus Gold, Silber und Edelsteinen sowie weitere wichtige Güter zugunsten ihres eigenen Volks abzutransportieren. Die sogenannte Plünderung soll eher ohne Verwüstungen stattgefunden haben, zumal sich auch die Witwe des Kaisers und ihre Tochter den Vandalen anvertrauten und freiwillig mit nach Karthago reisten.

Der historische Schock rührte wohl vielmehr daher, dass ein einzelner exterritorialer Stamm die Macht und Kraft hatte, den gewaltigen Militärapparat eines Weltreichs lahmzulegen und auch noch dessen Hauptstadt – die Hauptstadt des damaligen Zentrums der Welt – einzunehmen und darin eigenständig zu agieren.

Menetekel als Fallbeispiel

Ein ebenso eindringlicher Schock sind die Maikrawalle in Berlin-Kreuzberg in den späten 1980er-Jahren. Die Zerstörung und Plünderung eines Bolle-Lebensmittelladens am 1. Mai 1987 am U-Bahnhof Görlitzer Park gilt als schwerste Ausschreitung im Berlin der Nachkriegszeit. Zuerst waren die Schaufensterscheiben mit Pflastersteinen beworfen und zertrümmert worden, dann drangen verschiedene Personengruppen in den Lebensmittelladen ein und eigneten sich über einen Zeitraum von etwa vier Stunden die Waren an, bis schließlich ein Brandsatz gelegt wurde. Der Lebensmittelmarkt brannte völlig aus.

Die Rolle und das Nicht-Eingreifen von Polizei und Feuerwehr wurden äußerst kontrovers diskutiert. Zwar betraf der Vandalismus auch weitere Läden, Imbisse, Telefonzellen, Autos und die U-Bahn-Station, doch besonders der Bolle-Lebensmittelmarkt erschien als Menetekel brachialer Zerstörungswut, die völlig außer jeglicher Kontrolle geraten war. Der Markt wurde nicht wieder aufgebaut, war also auch als Immobilie ein Totalverlust.

Prävention

Aus der Rekonstruktion dieses Ereignisses lassen sich Szenarien für einen potenziellen Schutz ableiten. Zunächst werden heute Versicherungen gegen Schäden durch Vandalismus angeboten. Zum anderen gibt es Maßnahmen für eine frühzeitige Prävention, die denen des Einbruchschutzes ähneln. Denn je besser die Fenster und Türen einem illegalen Eindringen widerstehen, desto mehr reduziert sich der Schaden auf das Gebäudeäußere. Robuste und widerstandsfähige Materialien, beispielsweise klassifiziert in den DIN-Widerstandsklassen, sind ebenso sinnvoll wie eine Überwachung mit smarten Sensoren oder mit Videokontrollen, um schnellstmöglich eingreifen zu können.

Einen elementaren frühzeitigen Schutz bilden etwa Rollläden und Schutzgitter vor Schaufenstern. Sicherheitsfolien und Anti-Kratz-Folien sollen besonders auf Glas- und anderen sensiblen Oberflächen wie Lack, Naturstein und Hölzern ein Verkratzen im Sinne des „Scratching“ vereiteln. Imprägnierungen helfen gegen Verunreinigungen durch Farbe, seien es Spraydosen, Stifte oder Farbbeutel.

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Bei angekündigten Demonstrationen sind inzwischen temporäre Schaufenster-Schutz-Verkleidungen aus Holzverschlägen, Sperrholz oder Metallplatten üblich und bewährt. Im Fall von Graffiti hat die Erfahrung gezeigt, dass sofortiges Entfernen die beste Prophylaxe ist. Je länger ein Graffiti sichtbar bleibt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Graffitis hinzukommen im Sinne einer Kommunikation beispielsweise mit Signaturkürzeln – den „Tags“, mit „Writings“ in Form von Schriftzügen und „Stencils“, wo Motive mit Schablonen aufgebracht oder gesprayt werden. -sj

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