Luftfeuchte und Wasserdampfdiffusion
Relative Luftfeuchte, Kondensat und Baustoffe
Gallerie
Die relative Luftfeuchte
Luft hat die Eigenschaft, Wasser an sich zu binden oder
abzugeben. Dieser Vorgang erfolgt unverzüglich in Abhängigkeit zur
Lufttemperatur und mit der Änderung der Temperatur. Wird Luft
erwärmt, steigt die Fähigkeit, Wasser zu binden. Warme Luft kann
daher wesentlich mehr Wasser an sich binden als kalte Luft. Im
Umkehrschluss muss Luft, die abgekühlt wird, auch immer direkt
Wasser freigeben. Dies geschieht in Form von Kondensat
bzw. Tauwasser. Im Baubereich sind hierbei kalte
Bauteile, insbesondere Wärmebrücken oder sonstige schlechtgedämmte
Bauteile zu beachten, die aufgrund ihrer geringen
Oberflächentemperatur zu einer Abkühlung der Grenzschicht der Luft
führen.
Für die bauphysikalische Bewertung im Rahmen der Planung oder zur
Bewertung von Bauschäden ist die relative Luftfeuchte von
Interesse, die im Zusammenhang zur möglichen Sättigungsfeuchte
gesehen werden muss. Ist Luft gesättigt, beträgt die Luftfeuchte
100%. Bei einer Lufttemperatur von z.B. 20°C kann Luft maximal 17,3
g/m³ Wasser im gasförmigen Zustand aufnehmen (siehe nachfolgende
Tabelle). Liegt der Wasseranteil höher, bildet sich freies Wasser
bzw. ein Nebelgebiet. Dieser Überschuss an Feuchtigkeit wird in
Form von Raureif im Winter oder Kondensatausfall auf kälteren
Bauteilen sichtbar.
Die relative Luftfeuchte Φ steht immer im Zusammenhang zur
Temperatur der Luft. Liegt die relative Luftfeuchte bei 50% und
20°C dann beträgt die absolute Luftfeuchte 8,65 g/m³. Wird die
Lufttemperatur erhöht und der absolute Wassergehalt beibehalten,
sinkt die relative Luftfeuchte. Kommt es jedoch zu einer Abkühlung
der Luft, dann steigt die relative Luftfeuchte, wenn die absolute
Luftfeuchte beibehalten wird.
Die relative Luftfeuchte Φ oder relative Luftfeuchtigkeit ist der Quotient aus der
Feuchtekonzentration c zur Sättigungsfeuchte
cs bei einer bestimmten Temperatur.
Φ = c / cs
c = Wasserdampfkonzentration in [g/m³] und
cs = Sättigungsfeuchte in [g/m³]
Kondensat und Baustoffe
Da man Wärme und Feuchte bauphysikalisch nicht voneinander trennen
kann, müssen immer beide Aspekte in den Betrachtungen
berücksichtigt werden. Verändert man das Temperaturniveau, wird
automatisch die relative Luftfeuchte verändert. Dabei sind
besonders die Oberflächentemperaturen von raumumschließenden
Bauteilen von Interesse. Je größer der Temperaturunterschied
∆T zwischen der warmen Raumluft und den kalten
Bauteiloberflächen ist, umso größer ist die Gefahr des
Tauwasserausfalls auf den Oberflächen. Besonders im Winter werden
diese Phänomene deutlich, die sich dann in Form eines
Schimmelpilzbefalls an Wärmebrücken oder schlecht gedämmten
Bauteilen zeigen können (siehe Abb. 1)
Bei diesen Phänomenen sind neben der Oberflächentemperatur auch die
sorptiven Baustoffeigenschaften von Bedeutung, die bei
mineralischen bzw. natürlichen Baustoffen beachtet werden müssen.
Diese Eigenschaft unterscheidet Putz, Beton, Holz oder Mauerwerk
grundsätzlich von Baustoffen wie Glas, Metall oder
Kunststoff. Bei diesen Baustoffen findet ein Kondensatausfall
nur anhaftend an der Oberfläche statt. Bei den mineralischen und
natürlichen Baustoffen steht das Material mit seinem Feuchtegehalt,
der Ausgleichsfeuchte, in ständiger Beziehung zur Raumluftfeuchte.
Das bedeutet, dass diese Baustoffe nie ganz trocken sind. Weiterhin
finden permanent und abwechselnd die Prozesse von Adsorption,
Absorption und Desorption statt (siehe Abb.
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Steigt die relative Luftfeuchte in einem Raum über 60% bildet sich
in den Kapillaren des Baustoffs ein Sorbatfilm. Damit findet neben
der Wasserdampfdiffusion noch zusätzlich eine
Feuchtewanderung in das Bauteil statt, die als Kapillarkondensation
auch von der Größe der Kapillare unterstützt wird. Bei diesem
Vorgang ist die relative Luftfeuchte die treibende Kraft und nicht
der Dampfdruck. Der Transport des Wassers in die Poren und
Kapillare findet dabei in flüssiger Form statt. Dieses freie Wasser
in den Kapillaren ist eine Grundlage für einen Befall mit
Schimmelpilz auf Oberflächen.
Im Mauerwerksbau beginnt die kapillare Kondensation bereits
zwischen 25 – 50% relative Luftfeuchte. Diese Feuchtigkeit in
den mineralischen Baustoffen hat nichts mit dem Taupunkt in der
Konstruktion nach Glaser zu tun. Dieser Wert sagt
ausschließlich etwas über die Ausgleichsfeuchte im Material aus,
die von der Absorption bestimmt wird. Weil die relative Luftfeuchte
in diesem Fall bestimmend ist, ist im Sommer ein mineralischer
Baustoff feuchter als im Winter, weil die Luft aufgrund des höheren
Temperaturniveaus eine höhere Feuchtelast transportiert.