Plenarsäle
Am Beispiel des Bonner Plenarsaals
Bei Plenarsälen für die Debatten von Abgeordneten werden gern ringförmige Anordnungen für die Plätze der Parlamentarier gewählt. Das legt für den Saalgrundriss die Entscheidung zu einer Kreisform nahe.
Günter Behnisch entschied sich zum Beispiel bei der Planung des Bonner Plenarsaals für ringförmig angeordnete Plätze für 760 Abgeordnete, teils mit teils ohne Arbeitstische. Vor den beiden Seitenwänden und vor der Rückwand sind zwei Seitentribünen und eine Mitteltribüne mit insgesamt etwa 500 Plätzen für Besucher rechtwinklig eingestellt. Der Rednerpult und Präsidiumsplatz befinden sich fast in Saalmitte, etwa 4 m in Richtung zur Adlerwand verschoben. Etwa über dieser Stelle hängt auch die zentrale Beschallungsampel. Diese ist von sechs Satellitenampeln umgeben, die ein richtungsbezogenes Hören gestatten. Jeder Sprecher von einem der zahlreichen Saalmikrofone aus, die auf den Tischen und zwischen den Sitzreihen vorhanden sind, wird aus der entsprechenden Richtung wahrgenommen.
Infolge der Verwendung von Saalbegrenzungen aus Glas ergaben sich im Plenarbereich als typische Mängel der Kreisform starke Fokussierungseffekte. Im Zusammenhang mit der ursprünglich zu wenig scharf auf die schallabsorbierende Gestühlfläche abgegrenzten Richtcharakteristik der Lautsprecherampeln wurden diese kritischen Reflexionen in starkem Maße angeregt. Ihr konzentriertes Einwirken auf die Mikrofone führte zu den erwähnten Mitkopplungseffekten, die die Nutzbarkeit der Beschallungsanlage einschränkten. Verbesserungsmaßnahmen zielten auf eine stärker gerichtete Lautsprecherabstrahlung ab, die u.a. durch eine größere Kompaktheit der Ampeln erreicht wurde. Es sollten aber auch die Konzentrationen später Reflexionen beseitigt werden, möglichst ohne die optische Transparenz zu beeinträchtigen. Dazu wurde eine Reihe raumakustischer Maßnahmen ausgeführt. Neben verbesserter Schallabsorption an der Adlerwand, im äußeren Deckenbereich sowie auf den Hauptlaufwegen gehörten vor die Glaswand gesetzte Reflexionsflächen dazu. Diese waren unter den seitlichen Tribünen nach unten auf die hinteren Sitzreihen gerichtet. Vor den großen gekrümmten Wandflächen neben der Adlerwand wurden sie so ausgerichtet, dass Reflexionen von Schalleinwirkungen aus der Zentralampel zu absorbierenden Deckenbereichen gelenkt werden. Vor bestimmten Glasflächen wurden auch mikroperforierte Vorsatzschalen eingesetzt, die - optimiert für einen möglichst breiten Frequenzbereich - als Lochplattenschwinger ohne Dämmstoff im Luftraum wirken und die optische Transparenz gewährleisten. Nach Realisierung aller akustischen Ergänzungsmaßnahmen war der Saal voll funktionsfähig. Die Nachhallzeit beträgt im mittleren Frequenzgebiet 1,1 s.