Kreisförmige Saalgrundrisse
Unausgeglichenes Schallfeld vermindert die Verständlichkeit
Saalgrundrisse mit konkav gekrümmten Begrenzungen sind in akustischer Hinsicht besonders kritisch. Geometrisch gerichtete Reflexionen an den Saalbegrenzungen führen hier durch Fokussierung zu Schallkonzentrationen. Wenn die Konzentrationsgebiete im Publikumsbereich liegen, bedeuten sie eine ungleichmäßige Schallversorgung, d.h. ein sehr unausgeglichenes Schallfeld, und bei zeitlichen Differenzen von mehr als 50 ms zum Direktschall bewirken sie dann bei Sprache eine erhebliche Verminderung der Verständlichkeit. Das kann in großen kreisförmigen oder elliptischen Sälen auftreten, und zwar vor allem dann, wenn sich die Schallquelle in Brennpunktnähe befindet.
Gallerie
Bei einem Kreisraum mit außermittiger Quelle konzentrieren sich die ersten Reflexionen in einem sichelförmig begrenzten Gebiet (Kaustik) auf der gegenüberliegenden Saalseite. Nimmt man beispielsweise an, dass die Schallquelle etwa 3 bis 4 m vom Zentrum des Kreises entfernt ist, so wird die kritische 17 m-Differenz zwischen Direktschall und ersten Reflexionen in diesem Zuhörergebiet bereits bei einem Saalradius von ca. 12 m erreicht. Der Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn, in dem im unteren kreisförmig begrenzten Saalbereich kritische Schallkonzentrationen auftraten, hat einen Radius von ca. 20 m. Umlaufende Glaswände verursachten in diesem Saal geometrisch gerichtete Reflexionen. Das Bild oben zeigt an zwei Fächern von Schallstrahlen das Zustandekommen von Schallkonzentrationen nach den ersten Reflexionen. Gegenmaßnahmen müssen darauf abzielen, diese fokussierenden Reflexionen zu verhindern, z. B. durch Absorption, durch diffus reflektierende Strukturen und Oberflächen oder durch sinnvolle Reflexionslenkung, d.h. durch geometrisch gerichtete Reflexionen zu absorbierenden Flächen des Saales, etwa zu den letzten Stuhlreihen.