Schiffshebewerke Niederfinow
Giganten der Industriearchitektur
Fast neunzig Jahre hob das alte Schiffshebewerk Niederfinow Frachtschiffe, Güter und Freizeitboote hinunter auf die Oder. Heute ist das 60 Meter hohe Bauwerk ein „Historisches Wahrzeichen der Industriebaukunst“. Weithin sichtbar ragt es bei Niederfinow in der brandenburgischen Landschaft auf und markiert das Aufeinandertreffen des Oder-Havel-Kanals mit der Oder – der Begriff Mündung passt nicht, denn der Höhenunterschied zwischen beiden Gewässern beträgt 36 Meter. Um ihn zu überwinden, wurde 1934 das Schiffshebewerk in Betrieb genommen. Inzwischen sind Schubverbände und Schiffe deutlich schwerer und länger als damals. Um einen „fließenden“ Warenverkehr auf der internationalen Wasserstraße zwischen Rotterdam und dem litauischen Klaipėda weiterhin sicherzustellen, errichtete die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) einen gigantischen Neubau aus Stahlbeton. Ab dem 4. März 2024 können Interessierte beide Hebewerke in Niederfinow besichtigen.
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14.000 Tonnen Stahl
Es ist eine Seltenheit, zwei imposante technische Bauwerke gleichen Typs aus verschiedenen Epochen nebeneinander zu sehen. Beide Architekturen versinnbildlichen die Ingenieurskunst ihrer Zeit und zeugen von dem enormen Planungsaufwand und den finanziellen Ressourcen, die in die Errichtung flossen. 14.000 Tonnen Stahl formen das 94 Meter lange und 27 Meter breite Hebewerk aus dem Jahr 1934. Zum Vergleich: Für die Konstruktion des Eiffelturms wurde mit 7.300 Tonnen Stahl „nur“ rund halb so viel benötigt. Seilzüge heben einen Trog von 66 x 16 Metern, in dem im Laufe der Jahrzehnte über 200.000 Tonnen an Gütern bewegt wurden. Doch die beachtlichen Dimensionen des alten Hebewerks reichten nicht aus, um heute übliche Schubverbände zu heben.
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65.000 Kubikmeter Beton
Nach fast fünfzehnjähriger Bauzeit wurde der benachbarte Neubau
2022 in Betrieb genommen. Der Entwurf stammt von der Bundesanstalt
für Wasserbau, federführend bei der Planung war das
Wasserstraßen-Neubauamt Berlin; für die gigantische Bauaufgabe
wurde damals kein Architekturwettbewerb ausgeschrieben (Baunetz
Meldung dazu: Dauerschockzustand). 520
Millionen Euro kostete die Errichtung des Bauwerks, was dessen
ökonomische Bedeutung für den Schiffsverkehr verdeutlicht. Der
Neubau ist ein Senkrecht-Hebewerk, dessen Konstruktion im Gegensatz
zu seinem Vorgängerbau aus 65.000 Kubikmeter Beton und 8.900 Tonnen
Stahl besteht. Das 133 Meter lange Gebäude hebt einen Trog der Maße
113 x 12,50 Meter. Der Schleusungsvorgang ist auf drei Minuten
verkürzt.
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Besichtigungsoptionen und Öffnungszeiten
Interessierte können beide Hebewerke auf einem individuellen Rundgang besichtigen, auch geführte Touren werden angeboten (siehe Surftipps). Diese finden täglich zwischen 10.00 und 16.00 Uhr statt; Tickets sind vor Ort im Informationszentrum erhältlich. Das Gelände der Hebewerke ist bis Ende Oktober täglich von 8 bis 20 Uhr, ab 01. November von 9 bis 17 Uhr geöffnet.
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