Chirurgie und Dermatologie des Universitätsklinikums in Ulm

Zutrittskontrolle, Schließanlagen und OP mit Videobegleitung

Um die Zahl der Klinikstandorte in Ulm zu senken und die Wege zu verkürzen, erhielt das Zentrum für Chirurgie und Dermatologie einen Neubau auf dem Oberen Eselsberg im Nordwesten der Stadt. In unmittelbarer Nähe zur Universität umfasst dieser nun auf einer Gesamtfläche von rund 68.500 m² die Einrichtungen der Chirurgie, Radiologie, Anästhesiologie, Dermatologie und Allergologie. Geplant wurde er von KSP Jürgen Engel Architekten aus Frankfurt/Main.

Gallerie

Mit einer klaren räumlichen Trennung des Bettenhauses von sämtlichen Funktionsbereichen stellt die Erweiterung ein Novum im Krankenhausbau dar. So befinden sich die Fachabteilungen in einem zwei- bis dreigeschossigen Sockel aus fünf zum Teil abgesenkten Riegeln. Diese verlaufen parallel zueinander in Ost-West-Richtung und sind im Osten verbunden; auf diese Weise entsteht eine kammartige Struktur, deren Freiräume als Innenhöfe dienen. Eine zweigeschossige, weitgehend verglaste Magistrale verläuft zentral von Nord nach Süd und dient der Erschließung. Darüber erhebt sich, scheinbar schwebend, das 160 Meter lange Bettenhaus.

Der neue Eingang im Südosten der Anlage übernimmt mit Service Point und Patientenaufnahme zentrale Funktionen für die gesamte Uniklinik; markantes Merkmal ist sein frei auskragendes Flachdach. Er führt zur Magistrale, die durch vier Lichthöfe gegliedert ist. Sie liegen auf einer Achse mit den begrünten Innenhöfen und sind wie diese in vier verschiedenen Farbtönen gestaltet: Gelb, Rot, Orange und Braun. Dieses Farbkonzept durchzieht das weitläufige Gebäude und schafft eine klare Orientierung, es umfasst die Glasbrüstungen in den Lichthöfen ebenso wie die Leitstellen der Pflegestationen, die Patientenzimmer, aber auch Fensterrahmen innerhalb des grau verputzten Sockelbereichs sowie die Außengestaltung und Bepflanzung. Die lang gestreckten Fassaden des Bettenhauses erhalten durch unterschiedlich farbige Öffnungsflügel eine besondere Lebendigkeit. In den Patientenzimmern erzeugen rote, gelbe, braune und orangefarbene Verglasungen warme Lichtstimmungen.

Die quadratischen Lichthöfe (8 x 8 Meter) befinden sich jeweils an den Erschließungskernen. Sie führen als vertikale Verbindung Tageslicht vom Bettenhaus über die Magistrale bis in den Sockel. Das Bettenhaus beherbergt auf drei Ebenen acht Pflegestationen mit insgesamt 235 Betten. Die zentralen Funktionen einer Station wie die Pflegeleitstellen sind um die Lichthöfe gruppiert. Im Sockel sind die Operative Therapie mit 12 OPs, eine Intensivstation mit 80 Überwachungs- und Pflegebetten, eine Tagesklinik mit drei weiteren OP-Sälen, eine Notfallaufnahme, die Radiologie, Fachambulanzen sowie eine Dermatologische Klinik untergebracht.

Sicherheitstechnik
Die Außenhaut der Klinik ist tagsüber nicht gesichert, die wesentlichen Zugänge sind offen. Ab 22 Uhr übernimmt ein Sicherheitsdienst das Schließen der Türen. Als Grundsicherung des neuen Gebäudes wurde die bestehende mechanische Schließanlage der übrigen Klinikhäuser an sämtlichen Türen fortgeführt. Eine elektronische Zutrittskontrolle ergänzt diese an wichtigen Knotenpunkten wie Ein- und Ausgängen, Umkleide- und Versorgungsstationen sowie Übergängen zu OP-Bereichen und Intensivstationen oder Fachabteilungen, die nicht immer besetzt sind.

Sämtliche Mitarbeiter sind im Verwaltungssystem der Klinik erfasst und erhalten Ausweise, die u.a. zur Wäscheausgabe oder der Erfassung von Arbeitszeiten dienen. Mithilfe dieser Software lässt sich auch die Zugangskontrolle steuern und verwalten, sodass die Mitarbeiter durch Davorhalten des Ausweises am Leser oder Beschlag Zutritt zu elektronisch gesicherten Bereichen erhalten. Zeiterfassung und Zuweisung der Schließberechtigung sind an den Terminals der Hauptzugänge kombiniert. Die elektronische Schließanlage ist nach Tag- und Nachtbetrieb differenziert – die Kartenleser sind zeitgesteuert, Zugangsberechtigungen also ianhängig von der Tageszeit. Neben verkabelten Beschlägen mit Netzanbindung wurden für Sondersituationen mit geringeren Anforderungen, unverkabelte elektronische (Offline-) Beschläge eingesetzt.

Um den Schließplan einfach und praktikabel sowie den damit verbundenen Verwaltungsaufwand möglichst gering zu halten, haben sämtliche Mitarbeiter der Klinik Zugang zu fast allen Bereichen. Ausnahmen bilden besonders sensible Bereiche wie das Medikamentenlager, die Radiologie oder Notaufnahme. Diese werden ebenso wie der Betriebshof zusätzlich per Video überwacht. Das Pförtnerhaus am Haupteingang ist rund um die Uhr besetzt, sensible Gebäudebereiche werden hier über Bildschirme kontrolliert.

Eine Besonderheit des Erweiterungsbaus ist die moderne, medientechnische Ausstattung der Operationssäle: Diese ermöglicht es den operierenden Ärzten, während eines Eingriffs die Meinung von Kollegen einzuholen. Die Videobilder aus dem OP lassen sich nicht nur live zu den Computern anderer Ärzte, sondern auch in die 20 Konferenzräume übertragen, die für Besprechungen und Lehrveranstaltungen genutzt werden. In jedem Operationssaal sind verschiedene Kameras installiert: Eine überträgt den direkten Blick des Operateurs, andere sind an den OP-Leuchten befestigt. Wieder andere sind über mobile Videowagen steuerbar, und schließlich erzeugt eine Kamera mit den Funktionen Zoomen, Schwenken und Fokussieren Bilder des gesamten Geschehens. Über ein in der Decke eingebautes Flächenmikrofon kann der Operateur direkt mit anderen Kollegen sprechen – seine Hände lässt er dabei am Patienten. Kontrolliert wird jede Übertragung aus dem OP heraus; die Kommunikation zwischen Kamera und Rechnern vollzieht sich aus Gründen der Datensicherheit über eine verschlüsselte Verbindung.

Die Architekten erhielten für den Klinikbau die Auszeichnung herausragender Gesundheitsbauten 2013 vom Zusammenschluss Architekten für Krankenhausbau und Gesundheitswesen im Bund Deutscher Architekten (BDA). -us

Bautafel

Architekten: KSP Jürgen Engel Architekten, Frankfurt/Main
Projektbeteiligte:
Mayer-Vorfelder & Dinckelacker, Sindelfingen (Tragwerksplanung); PGMM, Böblingen (TGA); Levin Monsigny Landschaftsarchitekten, Berlin (Freianlagenplanung); SAP Deutschland, Walldorf (Kliniksoftware); Interflex Datensysteme, Stuttgart (Zutrittskontrolle); Richard Wolf, Knittlingen (Medizintechnik)
Bauherr: Universitätsklinikum Ulm
Fertigstellung: 2012
Standort: Albert-Einstein-Allee 23, 89081 Ulm
Bildnachweis: Jean-Luc Valentin, Frankfurt/Main

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