_Sicherheitstechnik
Johannes-Wesling-Klinikum in Minden
Schließanlagen für Brandschutz und Barrierefreiheit
Gallerie
In Nachbarschaft zu einer Wohnsiedlung und mit dem locker
bepflanzten, offenen Landschaftsraum verwoben, liegt das
Johannes-Wesling-Klinikum am Stadtrand von Minden. Die
Gebäudeformation folgt der Topographie, Höfe und Gärten zwischen
den maximal dreigeschossigen Baukörpern gliedern den Komplex und
verzahnen ihn mit der umgebenden Landschaft. Harald Klösges von TMK
Architekten und Ingenieure aus Düsseldorf entwickelte auf der Basis
des vorgegebenen Raumprogramms variable Gebäudemodule mit einer
Nutzfläche von jeweils etwa 600 m², die ein interdisziplinäres und
effizientes Arbeiten ermöglichen.
Mit ihren maximal drei Geschossen entsprechen die Baukörper dem
menschlichen Maßstab und lassen dazwischen außerdem gut belichtete
Räume entstehen. Zudem werden so alle zusammengehörigen
Funktionsstellen auf einer Ebene vereint. Die Pflegetrakte und
zugehörigen Gärten sind nach Süden ausgerichtet und bieten mit dem
Ausblick auf das Wiehengebirge einen reizvollen Außenbezug.
Von der zentralen Eingangshalle aus werden die Pflegebereiche über
eine südlich angeordnete Besucher-Magistrale erschlossen, die an
drei Stellen mit Aufzügen versehen ist. Diese sind als Durchlader
konzipiert und übernehmen auch interne Transporte. Entlang dieser
Haupterschließung liegen über alle Geschosse auch Cafes und
Speiseräume für Patienten und Mitarbeiter. Eine Magistrale nördlich
der Eingangshalle bündelt den gesamten Patientenverkehr, aufgeteilt
in eine Seite für gehfähige, stationäre und ambulante Patienten
sowie eine für liegende Patienten. Parallel dazu verläuft eine
weitere Magistrale, die dem internen Verkehr vorbehalten ist.
Zwischen diesen beiden Erschließungen liegen drei Aufzugsgruppen
für den Vertikalverkehr, die ebenfalls als Durchlader konzipiert
sind.
Im Erdgeschoss befinden sich alle Untersuchungs- und
Behandlungsbereiche; die Leitstellen und Anmeldepunkte sind der
Magistrale zugewandt. Im ersten Obergeschoss ist die zentrale
OP-Abteilung angeordnet, außerdem die Intensiv- und
Zwischenstationen sowie insgesamt etwa 300 Betten, die an drei
Stellen über die Besucher-Magistrale im Erdgeschoss erschlossen
werden und über interne Wege nochmals miteinander verknüpft sind.
Auch im zweiten Obergeschoss befinden sich Pflegebetten
einschließlich einer Kinderklinik, während im Untergeschoss alle
Ver- und Entsorgungseinrichtungen zusammengefasst sind. Weil das
Untergeschoss dem nach Norden abfallenden Gelände folgt, liegt es
teilweise oberirdisch.
Der überwiegende Teil der Räume, auch der Untersuchungsräume, wird
über die Gärten und Höfe direkt mit Tageslicht versorgt und
natürlich belüftet; alle Funktionsstellen, die klimatisiert werden
müssen, sind nach Norden ausgerichtet. Die Betriebstechnik liegt im
untersten Geschoss im Gebäudezentrum und ermöglicht kurze Wege für
Ver- und Entsorgungsstraßen.
Sicherheit
In Bereichen mit Bett- und Servicetransport, also der
Patienten-Magistrale, den angrenzenden OP-Bereichen, im
Eltern-Kind-Zentrum, im Bettenzentrum und bei den Zugängen zu
Gärten und Höfen dienen elektrohydraulische Antriebe dem
vollautomatischen Öffnen und Schließen der Drehtüren. Ihre
berührungslose Ansteuerung erfolgt über Flächentaster, die sich mit
dem Ellenbogen aktivieren lassen. Sensoren
überwachen, ob der Schwenkbereich frei ist, wenn die Tür schließt.
Der Antrieb ermöglicht auch bei hohem Publikumsverkehr einen
barrierefreien und komfortablen Zugang.
In die Schließsysteme der barrierefreien ein- und zweiflügeligen
Rauch- und Feuerschutztüren des Klinikums sind
Rauchschalterzentralen integriert. Stehen Türen im Normalbetrieb
offen, sind sie mit einer Feststellanlage
gesichert, die mit einem Brandmelder
verbunden ist. Im Brandfall löst das System automatisch die
magnetische Halterung und die Tür schließt, so dass sich Feuer und
Rauch nicht ausbreiten können. Die Türen lassen sich ansonsten
stufenlos zwischen 80° und 130° fest stellen und dennoch im
Gefahrenfall weiter öffnen. Eine integrierte Schließfolgeregelung
bewirkt, dass beide Türflügel nach dem Begehen von flüchtenden
Personen wieder schließen und als Brandabschnittstür fungieren.
Die Ausbreitung von Brandrauch verhindert eine Rauch- und
Wärmeabzugsanlage im Fassadenbereich des Klinikums: Der thermische
Auftrieb wird mit Zuluftöffnungen im unteren Wandbereich (z. B.
durch Türen und Fenster) und Abluftöffnungen im oberen Wand- und
Deckenbereich genutzt. So wird der Rauch stabil oberhalb des
Bereichs gehalten, in dem sich Menschen aufhalten. Die
Fassaden-Abluftöffnungen an beiden vertikalen Fensterprofilen sind
mit Elektrospindelantrieben ausgestattet, die die schweren und
großen Flügel innerhalb von 60 Sekunden maximal öffnen und für die
Rauchableitung sorgen. Kombiniert mit Invers-Drehtürantrieben als
Zuluftöffnung an den Fassadentüren, die die Tür nach außen öffnen,
erzeugen sie durch den thermischen Antrieb eine gute Entrauchung.
Im Alarmfall öffnen die Türen und bleiben so lange offen stehen,
bis der Alarm
zurückgesetzt wird, im Normalfall dienen sie der barrierefreien
Begehung der Klinikgärten und -höfe.
Eine Türzentrale mit Nottaster und Schlüsseltaste dient zur
Absicherung der Fluchtwegtüren. Sie ermöglicht Befugten das Begehen
und gibt im Notfall
Flucht- und Rettungswege frei. Über eine flächig bedienbare
Schlaghaube kann sie jeder zu jeder Zeit auslösen.
Im Bereich der Patienten-Magistrale sind Drehtürantriebe,
Brandschutzanlage und Zutrittskontrolle
miteinander verknüpft, so dass beispielsweise im
Eltern-Kind-Bereich nur berechtigte Personen innerhalb eines
definierten Zeitplans Zugang erhalten. -us
Bautafel
Architekten: TMK Architekten Ingenieure, Düsseldorf
Projektbeteiligte: Kempen und Krause Ingenieure, Aachen (Tragwerksplanung); IPM-Projektsteuerung, Braunschweig (Projektsteuerung); Kortemeier und Brokmann, Bielefeld (Freiraumplanung); Ebert-Ingenieure, Nürnberg (Haustechnik); Hospitaltechnik, Krefeld (Medizintechnik); Geze, Leonberg (Tür-, Fenster- und Sicherheitstechnik)
Bauherr: Mühlenkreiskliniken, Minden
Fertigstellung: 2009
Standort: Hans-Nolte-Straße 1, Minden
Bildnachweis: Jochen Stüber, Hamburg (1-13); Geze, Leonberg (14,15)