Kita Jona und der Wal in Berlin

Neubau einer Kindertagesstätte

Wenn Kirchen nicht genug Zulauf haben, müssen Sakralräume umgenutzt oder rückgebaut werden. So geschah es bei der evangelischen Felsen-Kirche im Berliner Märkischen Viertel. Die Gemeinde ließ den einfachen Winkelbau aus den 1930er Jahren abreißen und an seiner Stelle die Kita Jona und der Wal bauen. Planung und Bauleitung übernahm das Architekturbüro D:4.

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Mit viel Fantasie erinnert der Neubau wirklich an einen Wal, der schwer und elegant durchs Wasser zieht und mit den Wellen auf und ab, hin und her mäandert. Der Eindruck von Bewegung entsteht durch die wechselnden Neigungen und Schrägen von Fassade und Dach sowie durch die diagonal verlaufenden Holzlamellen. Dabei zieht der Bau eine gerade, abgrenzende Kante zur Straße und schützt winkelförmig den rückseitigen Garten vor Lärm und Blicken.

Autismusgerechtes Design

Der Schutz vor Reizüberflutung war besonders bedeutsam für den Entwurfsprozess. Schließlich besuchen die Kita auch Kinder im Autismus-Spektrum, die oft Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung und Verarbeitung von Sinneseindrücken zeigen. Außerdem können ihnen soziale Interaktionen schwerfallen. Die Welt wird ihnen schnell zu viel. Daher orientierten sich die Architekt*innen bei ihrem Entwurf an dem Autism Aspectss Design Index. Die Planungshilfe entwickelte das auf Autismus und Neurodiversität spezialisierte Beratungsbüro Studio TM aus Kairo.

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Grundriss mit klarer Abfolge

Dem Index folgend ist die Raumabfolge von groß und kommunikativ zu klein und ruhig organisiert: Die Flure sind weitläufig und offen gestaltet, mit genug Platz zum Spielen und voneinander Abstandhalten. Runde Fenster ermöglichen Durchblicke in benachbarte Zonen, und schräg fluchtende Wände und Decken leiten die Bewegungsrichtung. Holzoberflächen, Putz, Sichtbeton und lackierte Garderoben erleichtern optisch und haptisch die Orientierung. In den Gruppen- und Ruheräumen bieten verschiedene Fensterformate, Podeste und Einbaumöbel mit höhlenartigen Verstecken viele Perspektiven und Rückzugsmöglichkeiten.

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Hybride Konstruktion

Konstruktiv ist das zweigeschossige Gebäude ein Hybrid: Die Außenwände sind in Holzrahmenbauweise konstruiert, mit einer vorgehängten, hinterlüfteten Holzschalung. Die Innenwände, die Decken und das Dach sind aus massiven, teils sichtbar belassenen Brettsperrholzwänden. Hingegen ist das als Fluchtweg dienende Treppenhaus aus Sichtbetonfertigteilen errichtet. 

Diese Kombination aus verschiedenen Bauweisen ist ressourcenschonend, vereinfacht einen späteren Rückbau und sorgt zugleich für eine tragfähige und schallabsorbierende Gebäudemasse. Für einen noch besseren Schallschutz sorgen die Akustikdecken aus Holzlamellen. Oberseitig tragen die Geschossdecken eine Schüttung und das Dach eine intensive Begrünung. Teilweise wurden Innenwände mit einer schalldämmenden Vorsatzschale aus Trockenbau ergänzt.

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Viele Beteiligte, komplexe Bauweise, schwierige Bauzeit

Der Planungsablauf war komplex. Das lag zum einen an der großen Zahl der Beteiligten, darunter die Kirche als Auftraggeberin, verschiedene Ämter für die Genehmigung und Förderung, das pädagogische Fachpersonal und die Nachbarschaft. Dazu brachte der Holzbau einige Herausforderungen, zum Beispiel intensive Absprachen zur Vorfertigung, Lieferprobleme und steigende Holzpreise während der Bauzeit. Die Abstimmungsprozesse und Aufgaben innerhalb jeder Leistungsphase waren also enorm.

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Softwaregestütztes Projektmanagement

Das Büro setzt daher, nicht nur bei diesem Bauvorhaben, auf eine cloudbasierte Software für das Projektmanagement. Darin werden für jede Leistungsphase Aufgaben definiert, die sich wie bei einer To-do-Liste zeitlich planen, kommentieren, dokumentieren und abhaken lassen. Das Tool erinnert dazu an Fristen und hilft mit einem Ampelsystem, Prioritäten zu setzen. Den Aufgaben zugeordnet sind relevante E-Mail-Kommunikation und Protokolle sowie Finanzierung- und Ausschreibungsdokumente, Angebote, Vergabeunterlagen und Rechnungen. Auch die Zeiterfassung und Urlaubsplanung laufen über das Tool. 

Transparente Kommunikation, nachvollziehbare Prozesse

Was nach Mehrarbeit klingt, spart am Ende Zeit und unterstützt einen fehlerarmen und fristgerechten Planungs- und Bauprozess. Sind Verantwortliche im Büro abwesend, kann das Team trotzdem weiterarbeiten. Auch ausgewählte externe Beteiligte dürfen das Tool nutzen: So kann sich beispielsweise der Bauherrenvertreter jederzeit über den Status Quo des Projekts informieren und Entscheidungswege nachvollziehen. Die Transparenz war bei diesem komplexen Kita-Neubau entscheidend, wie das Büro resümiert: „Vor allem die Kommunikation der zwischenmenschlichen Dynamiken und Prozesse hat wesentlich zum Gelingen beigetragen“.

Bautafel

Architektur: D:4 Architektur, Berlin
Projektbeteiligte: Lossen Ingenieure, Berlin (Tragwerksplanung + Energieberatung); Arche Naturhaus, Borkwalde (Holzbauplanung und Produktion); BeSB Schalltechnisches Büro, Berlin (Akustik); AZIMUT – Ingenieurbüro für rationelle Energietechnik, Berlin (TGA-Planung); Lutze Galabau, Werder (Landschaftsarchitektur); DAWA Dach- und Wand, Eisenhüttenstadt (Dachdeckarbeiten); Axmann Heizung Sanitär Lüftung, Berlin (Heizung und Sanitär); Forbo Flooring, Paderborn (Linoleumboden); MH Holzdesign, Berlin (Mobiliar); Schindler Deutschland, Berlin (Aufzug); Mrowiec, Fresenbrügge (Fenster und Außentüren); Metallbau Wunderlich, Lohsa (Außentreppen und Innengeländer); Lightnet, Köln (Beleuchtung) 
Bauherr*in: Evangelischer Kirchenkreis Reinickendorf 
Fertigstellung: 2024
Standort: Schlitzer Straße 46, 13435 Berlin
Bildnachweis: Werner Huthmacher, Berlin (Fotos); D:4 Architektur, Berlin (Pläne)

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