Lehrkrankenhaus in Solna
Lichte, hohe Räume und auf lange Zeit angelegt
Das renommierte Karolinska Institut, dem als medizinischer
Forschunsgeinrichtung auch die Vergabe des Nobelpreises für
Physiologie obliegt, unterhält neben einem Lehrkrankenhaus in
Huddinge, südlich von Stockholm, auch einen nördlich der
schwedischen Hauptstadt gelegenen Standort in Solna. Nachdem die
2008 getroffene Entscheidung, in Solna einen Neubau zu errichten,
mit lebhaften Kontoversen einherging, konnte das neue Haus Nya
Karolinska Solna nach Plänen der Arbeitsgemeinschaft White
Tengbom Team eine Dekade später fertiggestellt werden.
Gallerie
Jenseits der Stockholmer Stadtautobahn umschließt der
sechsgeschossige Sockelbau, der den gesamten Block einnimmt, einen
langgestreckten Hof, in dem fünf neunstöckige Baukörper platziert
sind. Gemäß dem Anspruch, das Krankenhaus in den urbanen Kontext
einzugliedern, wurde der nördlich gelegene Block, der ebenfalls
Teil des Instituts ist, um einen Labortrakt ergänzt, dessen Fassade
aus Glas, Stahl und weißen Fliesen ganz der Hülle des
Hauptgebäudes entspricht. Obschon die benachbarten Bauten deutlich
älter sind, scheint die Klinik auf diese Weise doch mit ihrer
Umgebung verwachsen. Diesen Anspruch lässt indessen auch die
Gestaltung des Eingangsebene erkennen.
Offenes Erdgeschoss
Zwischen den Geschäften, die hinter den zu Evgeniavägen und
Solnavägen orientierten Erdgeschossfassaden liegen, führt der
Haupteingang an der südwestlichen Gebäudeecke in ein langgestrcktes
Atrium. Während sich rechter Hand, hinter den
Informationsschaltern, ein offener Restaurant- und
Aufenthaltsbereich auftut, der von Büro- und Besprechungsräumen
durchsetzt ist, wird der nordöstliche Teil durch die
Krankenhausküche eingenommen. Unterhalb der Versorgungsstraße, die
auf der Nordseite des Hauptgebäudes auf dem Niveau des ersten
Obergeschosses verläuft, führt schließlich, längs der Auditorien,
ein Gang in den Labortrakt.
Private Patientenzimmer
Die Stationen sind in den fünf turmartigen Körpern untergebracht.
Dreihüftig organisiert, sind die insgesamt 730 Einzelzimmer längs
der Fassade angeordnet, während das Rückgrat eines jeden Geschosses
durch die Nebenräume wie durch einen Lichthof eingenommen wird, der
die Erschließungsgänge mit Tageslicht versorgt. Der Anspruch, dem
Patientenwohl die oberste Priorität einzuräumen, zeigt sich dabei
nicht nur in dem Bemühen, den lichten, hohen Räumen durch Zuschnitt
und Materialität einen freundlichen Charakter zu verleihen, sondern
auch in einem Verzicht auf Mehrbettzimmer, der nicht zuletzt dem
Infektionsschutz dient.
Flexible Struktur
Obgleich die Verantwortlichen von einer rasanten technischen
Entwicklung in den sogenannten life sciences ausgehen, die
in den kommenden Dekaden ganz neuartige Heilungsmethoden mit sich
bringen wird, wurde das Gebäude auf eine Betriebszeit von hundert
Jahren angelegt. Die dabei erforderliche Flexibilität soll durch
die besondere Raumhöhe wie auch durch die großzügig bemessene
Konstruktion gewährleistet werden; sie sollen eine umkomplizierte
und damit störungsfreie Anpassung der technischen Infrastruktur
ermöglichen.
Robuste Mechanik
Freilich bringt das ehrgeizige Ziel, das Krankenhaus bis ins 22.
Jahrhundert hinein zu betreiben, auch die Erfordernis nach einer
besonderen Robustheit mit sich. In diesem Bestreben wählte das
Planungsteam für die Fenster auswärts öffnende Kipp-Beschläge mit
Vierpunktlagern. Motorisch betrieben, gestatten die Elemente, deren
unbeabsichtigtes Zufallen durch eine Arretierung verhindert wird,
dank einer Öffnungsweite von 600 mm eine besonders hohe
Lüftungseffizienz; dem Anspruch an die besondere Beständigkeit
hingegen trägt die Fertigung der Beschlagsteile aus
korrosionsbeständigen Materialien Rechnung. –ar
Bautafel
Architektur: White Tengbom Team (Tengbom, Stockholm u. a.; White Arkitekter)
Projektbeteiligte: Nyréns Arkitektkontor, Stockholm (Interieur); Reflex Arkitekter, Stockholm; WSS, Heiligenhaus (Kipp-Beschlag); Scheldebouw, Middelburg (Fassade)
Bauherrschaft: Stockholms Läns Landsting und NKS Nya Karolinska Solna
Standort: Eugeniavägen 3, 17164 Solna, Schweden
Fertigstellung: 2018
Bildnachweis: Felix Gerlach, Göteborg; Fredrik Sweger
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