Energetische Sanierung

Ganzheitliche Strategien für Gebäudehüllen

Während eine hochwärmegedämmte und energieeffiziente Bauweise mittlerweile im Bereich des Wohnungsneubaus die Regel ist, stellt sich die Ausschöpfung der baukonstruktiven und bauphysikalischen Möglichkeiten im Bereich der Gebäudesanierung nach wie vor bescheidener dar. Und dies, obwohl der Wohnungsbestand – insbesondere aus der Nachkriegszeit – einen Großteil der Gesamtwohngebäude ausmacht und damit ein enormes Potenzial für Energieeinsparungen und den Klimaschutz birgt.

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Auch wenn die Anforderungen aus Gesetzen und Verordnungen stetig steigen, besteht für Eigentümer von Wohngebäuden wenig Anreiz, hier zu investieren – insbesondere, wenn grundlegende Renovierungen oder Instandhaltungen „sowieso“ in naher Vergangenheit ausgeführt wurden. Aufwand und Kosten sollen – wenn überhaupt schon energetisch saniert werden soll bzw. muss – minimiert sein, da sich Sanierungsmaßnahmen (wenn überhaupt) erst nach langen Laufzeiten amortisieren.

Dass hier oft am falschen Ende gespart wird, insbesondere bei der Entwicklung eines „richtigen“ Sanierungskonzeptes und der Hinzuziehung kompetenter Fachleute, stellt ein großes Problem dar. Auf Grundlage dieser Problematik haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungsinstituts Transform an der Schweizer Hochschule für Technik und Architektur Freiburg mit einem ganzheitlichen Ansatz der Gebäudesanierung befasst: Die Ergebnisse der Forschung sind in der Publikation Energetische Sanierung – Ganzheitliche Strategien für Gebäudehüllen veröffentlicht.

Neue Fenster hier, eine Fassadendämmung dort, vielleicht eine neue Heizung und im besten Fall noch eine Dämmung der Kellerdecke und des Dachbodens – so könnte man den „Standard“ der energetischen Gebäudesanierungen nicht nur in der Schweiz, sondern auch hierzulande beschreiben. Meist ohne die Beteiligung kompetenter Fachplanerinnen und -planer werden bauphysikalische Zusammenhänge und damit einhergehende Risiken von Bauschäden unterschätzt und energetische Einsparpotenziale verschenkt.

Nicht zuletzt verlieren zahlreiche Bauwerke durch unsensible Fassadensanierungen ihre Individualität und damit auch ihren Wert als architektonische Zeitzeugen ihrer Entstehungszeit. Bezeichnend die leblos wirkenden Fassaden in unsensibel ausgeführten Sanierungsgebieten: gesichtslose glatte Putzfassaden mit Wärmedämmverbundsystemen und einheitlichen Kunststofffenstern sprechen eine traurige Architektursprache – vielleicht genau die Sprache eines gedankenlosen Umgangs mit energetischen Sanierungen.

Die Forscherinnen und Forscher von Transform zeigen einen anderen, fundierten und ganzheitlichen Weg auf: Anhand von zehn repräsentativ ausgewählten Mehrfamilienhäusern, gegliedert nach Typologie und Baujahr, wurden Fallstudien erarbeitet. Mit einem interdisziplinären Team sollte ein möglichst generalistischer Leitfaden entwickelt werden, der Energieeffizienz, konstruktive und bauphysikalische Aspekte, Wirtschaftlichkeit sowie Nutzen und ggf. Verlust von baukulturellen Werten berücksichtigt.

So zeigt Fallstudie 01 ein Wohnhaus in Genf von 1901 mit historischer Straßenfassade, massiven Außenwänden, Holzbalkendecken und Holzfenstern. Im Kontrast dazu behandelt Fallstudie 10 das andere Ende des Spektrums: ein Wohngebäude aus dem Jahr 1988 mit Außenwänden aus Betonfertigteilen, Flachdach und einer Vielzahl auskragender Bauteile, welche enorme Wärmebrücken darstellten. Wie unterschiedlich die jeweiligen Sanierungskonzepte ausfallen, ist im zweiten Teil der Publikation ausführlich und gut nachvollziehbar dargestellt.

Ein klares Ergebnis der Forschungsarbeit ist aber auch, dass die Kosten einer (fachgerechten und ganzheitlichen) energetischen Sanierung sehr hoch sind – und es in den meisten Fällen an adäquaten finanziellen Anreizen für die Gebäudeeigentümer fehlt. Und nicht immer reichte das erarbeitete Szenario zur Sanierung aus, um die gesetzlichen Anforderungen nach Schweizer Norm SIA zu erfüllen, sodass nachgebessert werden musste.

Die Publikation sowie die Ausführung der Fallbeispiele stehen als Pdf-Datei zum kostenlosen Download auf der Webseite des Institutes zur Verfügung (siehe Surftipps).

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