Laborgebäude mit Gewächshäusern in Veitshöchheim

Warmes Gießwasser durch Solarthermie und Photovoltaik auf dem Glasdach

Veitshöchheim ist eine von mehreren Gemeinden, die sich im Nordwesten von Würzburg zu beiden Seiten des Mains entlangschlängeln. Am Ortsrand liegt das Areal der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), das von Plan|4 Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit Krug Grossmann Architekten erweitert wurde. Sie ergänzten die nördlichen Bestandsbauten um ein gegenüberliegendes Ensemble aus Laborgebäude mit Seminarräumen und Bürotrakt, einen Zierpflanzenbau mit anschließenden Gewächshäusern und ein weiteres Gewächshaus für Versuchs- und Trainingszwecke.

Gallerie

Neu- und Altbauten gruppieren sich auf dem hanglagigen Gelände um eine zentrale, breite Achse mit bepflanzten Flächen und Pergolen. Diese sogenannte Weinstraße ist das Herz des neuen Campus, hier zeigt die LWG an Aktionstagen ihre Arbeit der Öffentlichkeit. Auf der Nordseite des langgestreckten Platzes befinden sich Bestandsbauten, den westlichen Abschluss bildet das neue, dreigeschossige Laborgebäude mit Eingangshalle, die sich zum Freibereich hin öffnet. Nach Süden ist er begrenzt durch den zweigeschossigen Funktionstrakt für Zierpflanzen und das daran anschließende Trainingsgewächshaus. Ein wenig in die Weinstraße hineingerückt, bildet das Gewächshaus den Auftakt zum Campus von der Hauptzufahrt. Aufgrund der Hanglage des Grundstücks ist seine Erdgeschossebene in drei Höhen versetzt gestaffelt. Über die südlichen Rückseiten beider Gebäude verläuft erst ein breiter Verbindungsgang und dann die Gewächshäuser (Abb.16). Den Grundstücksabschluss zur tiefer gelegenen Straße gestalteten die Architekten aus Stützmauern mit Natursteinverkleidung, die an Weinberge denken lassen.

Das Laborgebäude beinhaltet neben der zweigeschossigen Eingangshalle einen Seminartrakt, außerdem Büro- und Laborräume. Diese sind in jeweils eigenen Bereichen zusammengefasst und umschließen die Halle L-förmig. Die Labore für biologische und önologische (die Weinherstellung betreffende) Analysen orientieren sich nach Norden und Westen, die Büros mit Aussicht auf die umliegenden Weinberge nach Süden. Der große Seminartrakt im Erdgeschoss ist direkt von der Halle aus zugänglich und auch extern nutzbar. Durch die Hanglage ist das Untergeschoss des Laborgebäudes im Süden ebenerdig erreichbar, sodass die Anlieferung zu den Lagerräumen und Technikzentralen von dort erfolgt. Über zwei Aufzüge werden Güter und Proben transportiert. Der Höhenversatz zwischen Büro- und Laborbereich ermöglicht eine Dachterrasse über der Eingangshalle, die von einem Flugdach überspannt ist.

Das Funktionsgebäude für Zierpflanzen und der Bürotrakt sind äußerlich durch Holz und Naturstein geprägt: Der Sockelbereich ist analog zu den Stützmauern um das Gelände mit Naturstein verkleidet, eine horizontale Verschalung aus Holzlatten verbindet die Büro- und Seminarräume mit dem Versuchsbetrieb. Als Kontrast dazu ist das Laborgebäude mit Faserzementplatten verkleidet. Die Fenster sind bandförmig und als Holz-Aluminium-Konstruktion mit Dreifachverglasung ausgeführt.

Solares Bauen

Die Gewächshäuser sind mit strahlungsdurchlässigen Gläsern ausgestattet, damit die Pflanzen möglichst viel Sonnenlicht erhalten, Energieschirme reduzieren nächtliche Wärmeverluste. In das Glasdach des Trainingsgewächshauses sind Dünnschicht-Photovoltaikmodule integriert. Dafür wurde ein String mit 15 Modulen in Reihe verkabelt und zum Wechselrichter geführt sowie ein weiterer aus 2 x 15, also 30 Modulen. Diese orientieren sich in einem Winkel von 15° nach Südwesten. Ihre Gesamtleistung beträgt 2.865 kWp, ihr möglicher Ertrag (nach Witterungsbedingungen 2011) etwa 3.000 kWh, die für den Eigenbetrieb genutzt werden. Auch auf den Dächern des Labor- und Zierpflanzengebäudes sind Photovoltaikanlagen angeordnet; die gesamte installierte Photovoltaik erzeugt jährlich über 25.000 kWh.

Eine thermische Solaranlage liefert warmes Gießwasser, welches das Wachstum der Zierpflanzen fördert. Installiert wurden etwa 15 m² Vakuum-Röhrenkollektoren mit einem optischen Wirkungsgrad von mindestens 83%. An einem guten Tag erzeugen sie rund 652 kWh/m². Der Warmwasserspeicher umfasst 1.200 l und speichert das Wasser bei Temperaturen bis 70°C.

In Zisternen mit einem Volumen von insgesamt 700 m³ wird das Regenwasser entsprechend der Dachflächen getrennt gesammelt und verwendet: Das Wasser von den Dächern der Glashäuser bewässert diese, das Regenwasser der übrigen Dachflächen dient beispielsweise zur Toilettenspülung. Versickerungseinrichtungen auf dem Gelände ermöglichen das Versickern von überschüssigem Regenwasser. Sämtliche geschlossenen Dachflächen der Neubauten sind begrünt ausgeführt.

Eine durch Brunnenwasser gespeiste Wärmepumpe erzeugt Nahwärme und Kompressionskälte, die zur Beheizung und Kühlung des Laborgebäudes genutzt werden. Dessen Stahlbetondecken sind mit Bauteilaktivierung ausgeführt, um die Kälte- und Heizleistung insgesamt zu reduzieren. Die zentrale Lüftung des Laborgebäudes ist mit einer hochwirksamen Wärmerückgewinnung ausgeführt. us

Bautafel

Architekten: Arbeitsgemeinschaft Krug Grossmann Architekten und Plan|4 Architekten, München
Projektbeteiligte: Planungsgesellschaft Dittrich, München (Tragwerksplanung); Schreier Ingenieure, Würzburg (HLS-Planung); Ingenieurbüro Pixis, Gerbrunn (Elektroplanung); Gefoma, Großbeeren (Gewächshausplanung); Dr. Heinekamp Labor- und Institutsplanung, Karlsfeld (Laborplanung); Odersun, Frankfurt/Oder (Hersteller Photovoltaik)
Bauherr: Freistaat Bayern, vertreten durch Staatliches Bauamt Würzburg
Fertigstellung:
2012
Standort:
An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim
Bildnachweis: Michael Beck und Martin Russer, München

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