Loftwohnung in Köln
Großzügig Wohnen im alten Industriebau
Im Kölner Stadtteil Nippes erwächst auf dem Areal einer früheren Gummiwarenfabrik das Clouth-Quartier. Nebst 500 Arbeitsplätzen, die auf der Fläche nördlich des Stadtzentrums und links des Rheins geschaffen wurden, wird die rheinische Metropole, die seit langem unter Wohnraumknappheit leidet, dabei auch um 1.200 neue Unterkünfte bereichert. Wenngleich zu diesem Zweck etliche der einstigen Fertigungshallen abgerissen wurden, sind längst nicht alle Bestandsbauten zerstört worden – so konnte in einem von ihnen ein großzügiges Loft nach Plänen des ortsansässigen Büros DIIIP Architekten entstehen.
Gallerie
War die schon zuvor zu Wohnzwecken genutzte Einheit durch eine
kleinteilige Gliederung bestimmt, zeichnen sich die ganz nach den
Wünschen der Bauherrin umgestalteten Räumlichkeiten nun durch eine
besondere Großzügigkeit sowie durch vielfältige Beziehungen
zwischen den verschiedenen Nutzungsbereichen aus. Seinen besonderen
Charakter bezieht die Loftwohnung indessen aus dem Zusammenspiel
der verschiedenen Materialien, die im Zuge des Umbaus zum Einsatz
kamen.
Nachdem die Auftraggeberin lange Zeit mit ihrer Familie in einem Haus im Grünen gelebt hatte, bot sich durch den Umbau die Gelegenheit, auch in Nippes ihrem Wunsch nach Weitläufigkeit zu entsprechen. So wurde davon abgesehen, die Küche gegen den Essbereich abzuschließen, um sie stattdessen als Insel frei im Raum zu plazieren. Als gelte es aber, dem Widerwillen gegen die Gliederung in einzelne Räume und Zimmer auch darüber hinaus Ausdruck zu verleihen, wird die Arbeitsfläche aus Terrazzo von der einzigen Wandscheibe, die aus dem Holzboden erwächst, durchschnitten. Dass der zentrale Wohnraum, der überdies auch den Esstisch und eine Sitzecke beherbergt, trotz der vielfachen Nutzung nicht überladen wirkt, um sich vielmehr durch eine leichtfüßige Klarheit auszuzeichnen, ist dabei nicht nur auf seine Größe zurückzuführen. Vielmehr verdankt dieser Eindruck sich der Entscheidung, ihn mit Einbaumöbeln auszustatten: Hinter den Fronten aus dem Holzfaserwerkstoff Valchromat kann, was immer auch als störend empfunden wird, dem Blick entzogen bleiben.
Industrielle Materialien, erdige Töne
Wo sich die erdigen Töne im Wohnraum mit schwarz und grau
abwechseln, nimmt sich der anschließende lichte Schlafbereich
weniger kontrastreich aus – sind hier den Einbauschränken doch
hellere, seidenmatt lackierte Fronten vorgeblendet. Dass gleichwohl
auch hier die besagte Großzügigkeit vorherrscht, verdankt sich
einer zweiflügeligen Schiebetür, die zum Badezimmer führt. Die
Zusammengehörigkeit von Bad und Bett wird zugleich die Materialwahl
unterstrichen. Außer Stahl und Drahtglas sollen geschliffener Beton
in warmer Tönung, helle Mosaikfliesen und der Dielenboden für
besondere Wohnlichkeit sorgen. Der gleiche Kanon bestimmt indessen
auch den jenseits des Wohnraums gelegenen Gästebereich, der von
einem eigenen luxuriösen Bad allein durch den Korridor getrennt
ist, der in das kombinierte Arbeits- und Fernsehzimmer führt. Am
Ende der Wohnung gelegen, reicht der längliche Raum von einer
Hauswand zu Hauswand, sodass er von beiden Seiten belichtet
wird.
Leuchten und Schalter als Gestaltungselemente
Das Beleuchtungskonzept beruht auf der Kombination
verschiedenster Lichtquellen. So sorgen die Strahler, die
an Stromschienen befestigt sind und auf diese Weise
die Axialität des Wohnungsgrundrisse betonen, für das Grundlicht.
Zugleich gestattet das System die unkomplizierte Anpassung, etwa
wenn ein neues Bild aufgehängt wird. Im Kontrast zu der
geometrischen Strenge, die mit dieser modularen Lösung einhergeht,
strahlen die Esstischleuchten eine ebenso spielerische Leichtigkeit
aus wie das Ensemble der Pendelleuchten, das das Arbeitszimmer
ziert. Für dezente gestalterische Akzente, die die Wohnung auch bei
ausgeschaltetem Kunstlicht noch zieren, sorgen die eleganten
Lichtschalter: Statt sie vor den weißgestrichenen oder
graugefärbten Wandflächen ungesehen zu machen, treten die schwarz
gehaltenen Taster in aller Deutlichkeit hervor. -ar
Bautafel
Architektur: DIIIP Architekten, Köln
Projektbeteiligte: Einwandfrei, Köln (Betonoberflächen); ProParkett Roessle, Rösrath (Bodenlegearbeiten); Tischlerei Schwarz, Köln und MCM Design, Köln (Schreierarbeiten); KKM Haustechnik, Köln (Installationsarbeiten); Lehmann Elektro, Kerpen (Elektroinstallation); Flos, Bovezzo (Pendelleuchten); Gira, Radevormwald (Lichtschalter E2)
Bauherr/in: privat
Standort: Köln-Nippes
Fertigstellung: 2018
Bildnachweis: Annika Feuss, Köln