Präventionszentrum von BGW und VBG in Hamburg

Effizienz und Informationssicherheit durch BIM

Partiell zeigt sich die Hamburger Hafencity noch immer als große Baustelle. Mit einer Fläche von 157 Hektar ist der neue Stadtteil das umfassendste innerstädtische Stadtentwicklungsgebiet Europas und soll künftig Arbeiten, Wohnen, Bildung, Kultur, Freizeit und Einzelhandel miteinander verbinden. Mittlerweile sind die Baustellen bis an die Elbbrücken gerückt, wo derzeit das erste gemeinsame Präventionszentrum der beiden großen Berufsgenossenschaften BGW (Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege) und VBG (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft) entsteht. Neben seiner architektonischen Prägnanz soll der Neubau über öffentlich und halböffentliche Räume stark in das städtebauliche Gefüge des neuen Viertels eingebunden werden.

Gallerie

Mehrfaches Bindeglied

Das Präventionszentrum wird in unmittelbarer Nähe zur Ende 2018 eröffneten U-Bahnstation Elbbrücken errichtet. Den europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerb mit 24 Teilnehmern konnte im Herbst 2017 das Münchner Architekturbüro Auer Weber mit einem Gebäudeensemble aus Sockel und Turm für sich entscheiden. Im Jahr 2022 sollen 180 Mitarbeiter den Neubau beziehen. Darüber hinaus sind Flächen für mehr als 30.000 Besucher jährlich vorgesehen sowie im über 60 Meter hohen Turmbau ein Hotel für Tagungsgäste.

Als Fassadenmaterial sind rot gefärbte Betonfertigbauteile geplant, die beide Baukörper zu einer Einheit fassen. Die Eingangsebene mit großzügigem Foyer wird die zwei Adressen des Gebäudes (Baakenwerder Straße und Bahnhof Elbbrücken) über eine interne Magistrale in Ost-West-Richtung verbinden. Weiteres zentrales Erschließungselement wird das „Erlebnisband“ im Atrium, welches die Magistrale in Nord-Süd-Richtung kreuzt. Es ist als Treppenskulptur mit begleitender Rampe für die barrierefreie Erschließung konzipiert und verbindet das Erdgeschoss mit der Ausstellungsebene im zweiten Obergeschoss. Ebenerdig sind öffentliche Nutzungen vorgesehen, darunter ein Restaurant.

Die Lage im Hochwassergebiet mit ständig wechselnden Grundwasserpegeln macht eine Tiefgründung mit Bohrpfählen bzw. Verdrängerpfählen notwendig. Erstellt wird der Neubau in Stahlbetonskelettbauweise und Stahlbetonspanndecken, die Untergeschosse werden als weiße Wanne ausgebildet. Die Fassade ist tragend aus Betonfertigteilen mit geschosshohen Fensterelementen geplant. Auf dem Dach des Sockelgeschosses soll eine PV-Anlage mit über 500 Quadratmeter Fläche eine Leistung von 42 kWp (Kilowatt Peak) eletrischer Energie erzielen.

BIM-Manager: Dreh- und Angelpunkt eines Projekts

Der Auftraggeber definierte vor Beginn der Planung im Rahmen der Auftraggeberinformationsanforderungen (AIA) den Bearbeitungsumfang von BIM im Projekt. Die Architekten erstellten daraufhin einen verbindlichen BIM-Projektabwicklungsplan (BAP). Der Einsatz digitaler Planungsmethoden wird vor allem in den Leistungsphasen 2 bis zur Leistungsphase 5 (Lph 2 - 5) mit der Entwicklung der Leitdetails forciert. Der „Level of Development” ist mit LOD 300 angegeben. Eingebunden sind in die BIM-Planung neben den Architekten vor allem die Tragwerks- und die TGA-Fachplanung.

Auer und Weber stellen im Planungsprozess den BIM Manager, der entsprechend ihrer Koordinationspflicht als planendes Architekturbüro in der Objektplanung eingebunden ist. Er ist verantwortlich für die gesamte BIM-Koordinierung der Fachplanungsmodelle und ihrer Integration in das Koordinierungs- bzw. das Gesamtmodell.

Ferner dokumentiert der BIM-Manager ergänzend die Qualität des Gesamtmodells sowie des Modells der Objektplanung. Er überwacht die Einhaltung der geforderten Informationsqualitäten, prüft die zu erbringenden Leistungen und genehmigt die Freigabe. Darüber hinaus definiert und erstellt er Protokolle und ist disziplinenübergreifender Ansprechpartner für die Modellkoordination und die Kommunikation unter den Planungsbeteiligten.

Bautafel

Architekten: Auer Weber, München; Projektleiter: Martin Klemp, Christian Richardt, Florian Bauer, Christopher Stache, Maja König, Fulei Lin, Martin Sierp
Projektbeteiligte: Wetzel & von Seht, Hamburg (Tragwerksplanung), Emutec, Norderstedt (TGA-Fachplanung), Müller BBM, Hamburg (Schallschutz, Akustik), IGB Ingenieurgesellschaft, Hamburg (Baugrundgutachten), Wenzel+Wenzel, Kassel (Bauleitung), Atelier Loidl, Berlin (Außenanlagen), Pfarré Ligthing Design, München (Lichtplanung), Ippolito Fleitz Group, Berlin (Innenarchitektur), Walter Krottke Ingenieure, Bayreuth (Bühnenplanung), Sellhorn Hafkemeyer, Hamburg (Projektsteuerer); Graphisoft, Budapest (Planungssoftware; Programme: ArchiCAD, Solibri Model Checker)
Bauherr: Verwaltungs- und Berufsgenossenschaft (VBG) und Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
Standort: Zweibrückenstraße, 20457 Hamburg
Fertigstellung: vsl. 2022
Bildnachweis: Auer Weber, München

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