Öffentliches Hallenbad in Toro
Stampflehm-Gebäude mit natürlich belichteten und belüfteten Räumen
In der spanischen Provinz Zamora liegt etwa 200 km nordwestlich von Madrid, die kleine Stadt Toro mit rund 10.000 Einwohnern und einer langen Geschichte. In Anlehnung an die ortsprägenden historischen Gebäude realisierten Vier Arquitectos aus A Coruña ein öffentliches Hallenbad, dessen Maßstäblichkeit, Materialität und räumliche Organisation sich auf Merkmale der Monumentalarchitektur Toros beziehen.
Gallerie
Das aus Stampflehm und Sichtbeton errichtete Bauwerk ist streng gegliedert und von nur wenigen Öffnungen durchbrochen. Seine umfassende Außenwand aus Stampflehm erstreckt sich über ein bzw. zwei Geschosse. Zwei Volumen aus Sichtbeton schieben sich aus der Mitte des eingeschossigen Baukörpers hervor, ihre Dächer sind schräg, die Wände geschlossen. Ein drittes Volumen aus Beton und Glas erhebt sich über dem Eingang.
Durch die Auflösung des Gebäudes in einzelne Kubaturen wird die innenräumliche Organisation außen ablesbar. Das Schwimmbad befindet sich in einem zweigeschossigen Baukörper aus Stampflehm im Osten des Grundstücks. Die Umkleiden, das Café und die Nebenräume im Westen zeichnen sich in den überhöhten Betonvolumen ab. Das Untergeschoss ist von außen nicht zu erahnen, dort befinden sich ein Fitness- und ein Aerobic-Raum sowie ein großer Lager- und Technikbereich.
Beim Durchschreiten des Gebäudes ergeben sich vielfältige Sichtbeziehungen und wechselnde Lichtsituationen, die durch mehrgeschossige Lufträume und Innenhöfe sowie verschiedene Fassaden- und Dachöffnungen entstehen. So eröffnet sich beispielsweise der Blick vom Erdgeschoss in den von oben belichteten Fitnessraum und vom Café hinunter zur Schwimmhalle. Im Eingangsbereich dringt helles Licht durch schmale, hohe Fenster und bildet streifenförmige Muster auf dem Boden. Ähnliche Effekte entstehen auf den Wänden der Schwimmhalle, wenn das durch Oberlichter einfallende Tageslicht vom Wasser reflektiert wird und schließlich den ganzen Raum erfüllt. Mit der natürlichen Belichtung der Räume ist auch ihre natürliche Belüftung gegeben. Zur Nutzung der Sonnenergie sind auf den geneigten Dächern Photovoltaik-Elemente installiert.
Nicht nur das Licht, sondern auch die Textur und Farbe der Materialien lassen das Hallenbad zu einem ruhigen, poetischen Ort werden. Besonders prägnant sind die Stampflehmoberflächen. Die genaue Zusammensetzung des Materials wurde in zahlreichen Versuchen erprobt, um die erforderliche Festigkeit zu erreichen. Die 60 cm dicken Wände sind tragend, mussten auf den Längsseiten des Schwimmbads aber aufgrund einer Raumhöhe von 6.40 m durch zylindrische Stahlstützen verstärkt werden. Die Oberflächen der Stampflehmwand wurden außen und im Bereich des Schwimmbads auch innen behandelt, um das Eindringen von Feuchtigkeit und die Entstehung von Pilzen zu verhindern. Das dafür verwendete Siloxan gilt als toxikologisch unbedenklich, wird aber in dieser Hinsicht weiter erforscht.
Die Decke über dem Schwimmbad ist hergestellt aus Vollholzbalken
und geöltem Bootsbausperrholz, die Böden in den Trainingsräumen
bestehen aus geölten Eichenholzdielen. Im Barfußgang wurden
Keramikfliesen verwendet, im Schwimmbad Verbundstoff-Elemente aus
recyceltem Eichen-/Pinienholz und Harz. Der Boden im
Eingangsbereich schließlich ist mit Piedra de Sayagol belegt, einem
Granit aus der Region. Auch die Verwendung von Stampflehm hat einen
regionalen Bezug, denn er war in Kastillien lange Zeit als
traditionelles Baumaterial verbreitet. -cr
Bautafel
Architekten: Vier Arquitectos, A Coruña/E
Projektbeteiligte: Valsan Construcciones y Contratas,Coreses/E (Betonarbeiten); Ferrovial Agróman, Valladolid/E (Generalunternehmer); Altair-Grupo Dalkia, Bergando/E (Haustechnik, Elektroplanung)
Bauherr: Stadtverwaltung Toro
Fertigstellung: 2010
Standort: Calle Bustamante s/n, 49800 Toro (Zamora)/E
Bildnachweis: Héctor Fernández Santos-Díez, A Coruña/E