Karree Jüdenhof in Dresden

Massivbauweise mit Dämmstoff verfüllten Ziegeln

In prominenter Innenstadtlage und in Sichtweite zur wieder aufgebauten Frauenkirche erhebt sich das ebenfalls rekonstruierte Quartier Jüdenhof am Dresdner Neumarkt. Dieses kürzlich errichtete, von vier Straßen umgebene Karree bestand einst aus prachtvollen Wohnhäusern im Stil des Barock, die nach Kriegszerstörungen abgetragen worden sind. Die Fläche blieb lange unbebaut und wurde als Parkplatz genutzt. Die Grundlage zur Wiederbebauung des Areals bildet ein städtebaulich-gestalterisches Konzept, das auf dem historischen Stadtgrundriss und der Rekonstruktion historischer Gebäude und barocker Gebäudehüllen basiert.

Gallerie

Hinter insgesamt 12 verschiedenen Fassaden verbergen sich vier unabhängig voneinander erschlossene, vier- bis fünfgeschossige Gebäude. Hinzu kommen jeweils ein bis zwei Dachgeschosse. Als Leitbauten mit alter Grundrissstruktur und historischen Ansichten gelten das sogenannte Dinglingerhaus (Entwurf 1710: Zwingerbaumeister Daniel Pöppelmann) am Jüdenhof im Osten und das Triersche Haus im Norden an der Sporengasse/Ecke Schössergasse im Westen. Ist eine historische Ansicht nicht ausreichend belegt, überbrückt eine zeitgemäße Interpretation der vorgefundenen klassischen Elemente und Proportionen die Lücke. Für die Gestaltung der Südfassade, die das Gegenüber zum 1969 errichteten Kulturpalast an der Rosmaringasse bildet, wurde deshalb ein Wettbewerb ausgelobt, den Stellwerk Architekten mit einem modernen Entwurf für sich entscheiden konnten.

Der gesamte Komplex beherbergt 19 Wohnungen, ein gehobenes Hotel mit 102 Zimmern sowie Restaurants, Geschäfte und Büros. Sie gruppieren sich um den glasüberdachten Innenhof, der sich von Osten nach Westen erstreckt und eine Achse bildet. Die bei archäologischen Untersuchungen entdeckten Kellerruinen des Dinglingerhauses konnten die Generalplaner in den Neubau integrieren. Auch Bruchstücke des Erkers am Trierschen Haus wurden geborgen und in die neue Konstruktion aufgenommen.

Gesund Bauen / Konstruktion

Auf ausdrücklichen Wunsch des Bauherrn wurde der Neubau weitestgehend in Ziegelbauweise ausgeführt. Stahlbeton kam aus statischen Gründen lediglich bei den Wänden des Erdgeschosses, den beiden Untergeschossen sowie für die Geschossdecken und einigen hoch beanspruchte Details zum Einsatz. Das Ziegelmauerwerk der Wände muss also eine ausreichende Tragwirkung über mehrere Geschosse aufweisen und gleichzeitig die Anforderungen an Wärme- und Schallschutz erfüllen. Dafür wurden hochwärmedämmende mineralwollverfüllte Leichthochziegel gewählt. Deren Wärmeleitfähigkeit beträgt 0,07 W/mK, womit die Planziegel einen geringen Wert, also ein sehr gutes Dämmvermögen besitzen.

Mit einer charakteristischen Mauerwerksdruckfestigkeit von 4,6 MN/m² erfüllt der gewählte Ziegel die statischen Anforderungen in Wandstärken von 36,5 und 42,5 cm. Diese vergleichsweise dicken Mauern verringern zwar die Nutzfläche, steigern aber das Wohlbefinden der Nutzer. Sie gewährleisten diffusionsoffene Außenwände, die zu einem gesunden Raumklima beitragen. Die beidseitig verputzte Ziegelbauweise ohne außen liegendes Wärmedamm-Verbundsystem kam den Planern auch beim Brandschutz sehr entgegen. Alle Innenwände sind ebenfalls gemauert. Hier bieten Hochlochziegel mit hoher Dichte Tragfähigkeit und Schallschutz.

Die durchgängigen Ziegelaußenwände, ergänzt um Deckenrandsteine und andere, teils eigens entwickelte Formziegel, gewährleisteten einen einheitlichen Putzgrund und einen tragfähigen Befestigungsgrund. Bereits im Erdgeschoss wurde mit einer Ziegelvorsatzschale gearbeitet. Eine besondere Herausforderung in Bezug auf Statik und Wärmeschutz bot dabei die Einbindung der Sandsteingewände, die mit Anschlagziegel gelöst wurde. Die durchgängige keramische Oberfläche bot die besten Voraussetzungen, um die historische Fassadengestaltung mit Fenstergewänden, Stuckornamenten und glatten mineralischen Putzflächen originalgetreu wiederherzustellen. -dg

Bautafel

Architekten: ML Planungsgruppe Lehni, Lauingen (Entwurf); Stellwerk Architekten, Dresden (Gestaltung Südfassade)
Projektbeteiligte: Ipro consult, Dresden (Architektur / Tragwerksplanung / Technische Gebäudeausrüstung); Geokart Ingenieurvermessungsgesellschaft, Dresden (Vermessung); Dresdner Industrie- und Wohnungsbaugesellschaft (DIW), Kamenz (Rohbau); Sächsische Sandsteinwerke, Pirna (Sandsteinarbeiten); Wienerberger, Hannover (Porotonziegel S9-MW und Schallschutzziegel Mz 3DF-2,0)
Bauherr: Kimmerle GbR Jüdenhof, Dillingen
Fertigstellung: 2017
Standort: Jüdenhof am Neumarkt, Dresden
Bildnachweis: Jens-Christian Giese für Kimmerle Jüdenhof; Michael Moser für Wienerberger

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