Parasiten: Taubenzecken und Kugelkäfer

Gesundheitliche und psychische Beeinträchtigungen durch Insektenbefall

Wenn sich in Altbauten Schimmelpilz oder Hausschwamm gebildet hat, ist der Befall meist offensichtlich. Insekten hingegen, die sich in kleinen Ritzen und Hohlräumen niederlassen, sind nicht so augenscheinlich, können aber das Wohlbefinden, die Gesundheit oder psychische Befindlichkeit erheblich beeinträchtigen. Zu den am häufigsten auftretenden Schädlingen dieser Art gehören Taubenzecken und Kugelkäfer.

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Taubenzecken (Argas Reflexus)
Taubenzecken gehören zur Familie der Lederzecken (Spinnentiere). Sie haben einen eiförmigen, flachen Körper und erreichen eine Länge von acht bis elf Millimetern. Wie alle Zecken ernähren sie sich von Blut und befallen, wie der Name schon sagt, normalerweise Vögel. Der Befall von Menschen ist allerdings nicht ausgeschlossen. Wegen eines betäubenden Wirkstoffs im Speichel wird der Biss einer Taubenzecke vom Betroffenen oft nicht bemerkt. Die Auswirkungen auf den Körper reichen von Hautrötungen und Juckreiz über Lymphknoten-Entzündungen, Bindehautreizungen bis hin zu Atemnot und Herzrasen. Im schlimmsten Fall kann der Insektenbiss zu Kreislaufkollaps, Bewusstseinsverlust und sogar zum Tod führen.

Taubenzecken lassen sich in Gebäuden nieder, in denen Vögel genistet haben. In Stadtgebieten können das Häuser mit defekten Dächern sein, die über längere Zeit leer stehen und von verwilderten Haustauben besiedelt waren. Aber auch die Brutstätten von Sperlingen, die man häufig unter intakten Dächern findet, bieten den Zecken einen idealen Lebensraum. Stärker gefährdet als städtische Gebäude sind Landwirtschaftsgebäude, die beispielsweise zur Geflügelzucht genutzt wurden. Diese müssen vor einer Sanierung unbedingt gründlich im Hinblick auf Schädlingsbefall untersucht werden.

Ist ein Gebäude von Taubenzecken befallen, können Laien dies selten erkennen. Schädlingsbekämpfer finden eventuell den Kot der Insekten, weisen den Befall aber in der Regel durch ein Indikator-Spray nach, das in mögliche Schlupfwinkel gesprüht wird. Liegt ein Befall vor, kommen die Insekten aus den Ritzen hervor. Eine langfristige Beseitigung der Taubenzecken funktioniert allerdings nur, wenn das ganze Gebäude untersucht wird und sich die Ruhe- und Brutstätten der Insekten finden lassen. Diese müssen freigelegt werden und mit Langzeitinsektiziden, Diatomeenerde zur Austrocknung der Schädlinge oder mit Heißluft behandelt werden. Welches Verfahren sich am besten eignet, bestimmt der Schädlingsbekämpfer (oder auch Kammerjäger) in Abhängigkeit vom Gebäude sowie der Art, Intensität und dem Ort des Befalls.

Kugelkäfer (Gibbium Psylloides)
Kugelkäfer gelten als Materialschädlinge, die grundsätzlich alles fressen. In Gebäuden bevorzugen sie Textilien. Die Insekten sind braun-rot glänzend, haben einen kugelförmigen Körper und werden zwei bis drei Millimeter groß. Ihre Lebensdauer beträgt etwa ein Jahr, wobei ein Weibchen in diesem Zeitraum bis zu 200 Nachkommen zur Welt bringen kann. Während die Insekten bei 25 bis 30°C besonders aktiv sind, lässt ihre Aktivität bei weniger als 10°C erheblich nach. Trotzdem überleben die Käfer auch Minustemperaturen.

Bei der Nahrungssuche kriechen Kugelkäfer in Lücken, wie sie z.B. an Fußleisten, Bohrlöchern und Lampenkabeln zu finden sind. Der Befall eines Gebäudes ist meistens nicht zu übersehen: Kugelkäfer treten in Scharen auf und finden sich u.a. in der Wäsche, im Geschirr, im Teppich und in Lebensmitteln wieder. Auf die Gesundheit des Menschen wirken sie sich nicht aus, allerdings beeinträchtigen sie unter Umständen das psychische Befinden: Auf die Vielzahl der Käfer reagieren manche Menschen mit Panik, andere versuchen mit fanatischem Putzen und Zuschmieren von Ritzen die Insekten loszuwerden.

Kugelkäfer treten meist in Gebäuden auf, die ursprünglich landwirtschaftlich genutzt wurden, auch wenn die Nutzung schon länger zurückliegt. Wie Taubenzecken können sie nur dann effizient bekämpft werden, wenn sich ihre Brut- und Ruhestätten finden lassen. Im Allgemeinen nisten sie sich in Bauteilen ein, die in Altbauten mit organischen Materialien wie gehäckseltem Heu oder Stroh gedämmt wurden (z.B. Fehlbodenfüllungen oder Wände). Die Larven ernähren sich von den organischen Stoffen und verlassen ihre Nistplätze erst dann, wenn sie ausgewachsen sind. Die Bekämpfung erfolgt wie bei den Taubenzecken, wobei zur Unterbindung der Jungtierentwicklung auch Larvizide eingesetzt werden können. Auch hier liegt die Entscheidung für die richtige Bekämpfungsmethode beim Kammerjäger.

Quelle: „Vormieter mit Gesundheitsrisiko" von Thomas F. Voigt (Deutsches Architektenblatt 3/12)

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