Ethnografisches Museum in Budapest

Neues Budapester Wahrzeichen mit digitalen Planungsmethoden realisiert

Als Teil des Stadtentwicklungsprojekts Liget Budapest Projekt, das die umfassende Umgestaltung des Budapester Stadtparks Városliget vorsieht, wurde kürzlich der preisgekrönte Neubau des Ethnografischen Museums fertiggestellt. Eingebettet in die grüne Lunge der ungarischen Hauptstadt, kommt dem im Mai 2022 eröffneten Museum für Volkskunde eine besondere städtebauliche wie architektonische Aufgabe zu: Der lang gestreckte Gebäudekörper bildet den räumlichen Abschluss der Parkanlage im Südwesten in unmittelbarer Nähe zum Haus der Ungarischen Musik vom japanischen Architekten Sou Fujimoto.

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Anders als das zurückhaltende, organisch geformte Haus der Ungarischen Musik, strahlt das Ethnografische Museum – entworfen vom ortsansässigen Büro Napur Architect – eine unmittelbare Präsenz aus, die dem gestreckten Gebäudekörper mit seinem 1.000 Meter langen und sanft gebogenen Gründach geschuldet ist. Mehr als 250.000 Exponate finden hier ihr neues Zuhause – in einem Bauwerk, das speziell auf die Anforderungen der ausgestellten Artefakte und Schriften zugeschnitten ist.

Ein Tor zur Stadt mit hohem Symbolwert

Der Bau fungiert künftig als ein neues Tor zur Stadt. Im Erdgeschoss teilt sich das Museumsgebäude in zwei Bereiche, die sich wie Hänge Richtung Himmel strecken. Die sanft geschwungenen Dachlinien nehmen dem Bauwerk trotz der über 33.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche seine Massivität und erinnern an das Hängetragwerk einer Brücke. Diese Assoziation hat ihren Grund: Die gewölbten Flügel werden durch eine vorgespannte Struktur getragen, die üblicherweise im Brückenbau Verwendung findet.

Das durchgängig begrünte Dach von über 7.300 Quadratmeter Fläche lässt Gebäude und Park in einer Art begehbaren Raumskulptur verschmelzen; 60 Prozent des Museums liegen dabei unter der Erde. Das Museum erweitert einerseits den Park, andererseits bieten sich vom Dach einzigartige Perspektiven auf die historische Bebauung Budapests.

Innenraum mit Höhenverlauf

Der zentrale Ausstellungsraum treppt sich von der Erdgeschossebene bis zur Gebäudemitte sanft um zwei Geschossebenen ab, um dann erneut auf das Null-Niveau am Ende des Baukörpers anzusteigen. Das daraus resultierende Spiel der Perspektive und geschickt eingepasste Ausstellungsbereiche und Vitrinen sind prägend für die gesamte Innenarchitektur. Zu sehen sind unter anderem rund 4.000 keramische Exponate, die entlang der Haupttreppe präsentiert werden und kostenlos für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sind in den weiteren Etagen Vortragsräume, ein Besucherzentrum, Sonderausstellungsflächen und der Museumsshop untergebracht.

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Robotergefertigte und lasergeschnittene Fassadenelemente

Auffälligstes Gestaltungsmerkmal ist die umlaufende Glasfassade, die außen mit einem filigranen Metallraster umhüllt ist. Die Metallgitter überziehen den kompletten Baukörper hinauf bis zur Traufkante und bilden ethnografische Symbole aus den heimischen sowie internationalen Sammlungen des Völkerkundemuseums ab. Unter anderem zeigen sie venezolanische, kongolesische, kamerunische, mongolische, chinesische und melanesische Motive. Insgesamt sind in die über 2.000 am Gebäude angebrachten Gittertafeln fast eine halbe Million Pixel eingearbeitet – lasergeschnitten von einem Spezialroboter. Neben der gestalterischen Aufgabe fungiert die Metallgitterebene außerdem als Verschattungselement und unterstützt so eine gleichmäßige Gebäudetemperierung im Sommer und Winter.

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Modellbasierte Planung verpflichtend

Auftraggeberin für das Museum war die staatliche Behörde Városliget Zrt. Aufgrund der Komplexität des Bauvorhabens und der aufwendigen Konstruktion war die Arbeit mit BIM verpflichtend und das BIM-Modell Teil der Planungsleistung. Im Vorfeld wurde dafür ein umfassendes BIM-Handbuch zur Verfügung gestellt, in dem die spezifischen Anforderungen einschließlich der Struktur und der geforderten Modellinhalte beschrieben waren.

BIM-Einsatz in vielen Planungsphasen

Sowohl in der Entwurfs- und Baugenehmigungsplanung als auch in der Ausführungsplanung arbeitete das Architekturteam beim Museumsprojekt modellbasiert. Der Detaillierungsgrad stieg dabei mit der Projektdurcharbeitung: In den Entwurfsphasen modellierte das Büro im LOD 100, die Baugenehmigungsplanung im LOD 200. Die Ausführungsplanung detaillierte das Architekturteam im LOD 300. Verwendet wurde das Klassifizierungssystem OmniClass, das sich relativ einfach in das ungarische Baukostenklassifizierungssystem implementieren ließ.

Das Gebäudemodell wurde für die Erstellung von Produktionszeichnungen, die Berechnung der monatlichen Leistungserbringung und teilweise für die Auftragsvergabe in einzelnen Ausführungsgewerken verwendet. Für die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Fachplanungen kam ein eigens entwickeltes und webbasiertes Kollaborationstool zum Einsatz, das Teil des Projektportals war.

Koordinierte Zusammenarbeit mit den eingebundenen Fachplanungen

Im Zuge der von Napur Architect geleisteten Koordinationsplanung wurden sämtliche Problempunkte in Text und Fotos zusammengestellt und in ein BIM-Kommentar-Management-Tool hochgeladen. Die unterschiedlichen kommentierten Beiträge wurden anschließend priorisiert, an die Planer zur Bearbeitung weitergeleitet und von ihnen abgearbeitet. Dieses Tool war das wichtigste Werkzeug im gesamten Kollaborationsprozess mit den eingebundenen Fachplanungen: Auf die gemeinsam genutzte webbasierte Plattform griffen alle Planer und Ingenieure zu und konnten hier den aktuellen Status aller festgestellten Problempunkte einsehen und kommentieren. Das planende und gleichzeitig koordinierende Architekturbüro war dadurch in der Lage, eine Vielzahl von Aufgaben effektiv zu verfolgen. Durch sie erfolgte ebenfalls die modellbasierte Dokumentation der Bauausführung und deren Nachführung in der Planung. -tw

Bautafel

Architektur: Napur Architect, Budapest
Projektbeteiligte: Czakó Építész, Budapest (Innenarchitektur); Exon 2000, Budapest (Tragwerksplanung); HVarC, Budapest (Gebäudetechnik), Spányi Partners, Budapest (BIM-Modellierung); Animative, Budapest (Elektroplanung und Akustik); Geoplan, Budapest (Geotechnik); Prelko, Budapest (Brandschutz); Silicon Computers, Budapest (Museumstechnik); Region Medien, Budapest (Bibliothekstechnik), Vibrocomp, Budapest (Umweltschutzgutachten); Garten Studio, Budapest (Landschaftsplanung), Pannon Engineering, Budpast (Verkehrsplanung); GÉM, Budapest (Außenanlagen); Denkstatt Hungary, Budapest (BREEAM); Light Memix (Beleuchtungstechnik); NT Control, Budapest (Barrierfreiheit); Teco-Gastro, Budapest (Küchenplanung); IQ, Budapest (Automatisierung); Frontoplan, Budapest (Fassaden) M ZÁÉV Építőipari und Magyar Építő, Budapest (Generalunternehmer Fassaden)
Bauherr/in: Városliget Zrt, Budapest
Standort: Budapest 1146, Dózsa György út - Ötvenhatosok tere, Budapest, Ungarn
Fertigstellung: 2022
Bildnachweis: György Palkó, Budapest; Napur Architect, Budapest

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