Hagmann-Areal in Winterthur-Seen

Gemeinschaftswohnen in Holz-Hybrid-Bauweise

Ehemalige Industrie- und Gewerbeflächen stellen wertvolle Flächenressourcen dar – insbesondere für die Schaffung von Wohnraum. So auch das Hagmann-Areal im Stadtteil Seen im schweizerischen Winterthur: Bis in die 1970er-Jahre hinein betrieb dort die Familie Hagmann mit drei Generationen eine Zimmerei und eine Schreinerei. Die Familien lebten vor Ort, zeitweise wurde auf dem Grundstück auch Vieh gehalten. 2013 schließlich übergab Fritz Hagmann das Areal an seine drei Kinder.

Gallerie

Diese entwickelten die Vision eines gemeinschaftlichen Wohnprojekts: generationenübergreifend, autofrei, nachhaltig und ressourcenschonend, Wohnen verbunden mit Arbeiten. Dank der Vielfalt der Wohnungsgrößen und -zuschnitte sollen die Menschen lange dort leben können; ihren sich wandelnden Bedürfnissen kann durch Wohnungswechsel und -tausch entsprochen werden.

So bestand die Grundidee der Bauherrengemeinschaft in relativ schlichten Häusern mit einfachem Ausstattungsstandard für Familien, Wohngemeinschaften und Alleinstehenden. Ein bestehendes Gewerbehaus mit genossenschaftlich organisierten Handwerksbetrieben sollte in die Gesamtplanung integriert und durch eine Arztpraxis ergänzt werden. Für die Realisierung auf einer Grundstücksfläche von insgesamt knapp 16.000 Quadratmetern lobten die drei Nachfahren einen Architektenwettbewerb aus. Diesen konnte die Zürcher Arbeitsgemeinschaft von Weberbrunner Architekten und Soppelsa Architekten 2012 für sich entscheiden.

Holz-Beton-Hybridbauweise – variabel und flexibel nutzbar

Mit Abschluss des ersten von mehreren geplanten Bauabschnitten kehrte 2018 neues Leben ein: 50 Mietwohnungen unterschiedlicher Größen mit 1,5 bis 5,5 Zimmern sowie zehn flexibel nutzbare „Zusatz-Zimmer” (für Gäste, als Hobbyraum oder dergleichen) und die Arztpraxis wurden in einem U-förmigen Neubau in Holz-Beton-Hybridbauweise realisiert.

Ganz in der Tradition des Hagmann-Areals als holzverarbeitendem Betrieb spielt das Material eine zentrale, im doppelten Sinne „tragende Rolle”. Ergänzend zu den Decken aus Ortbeton bilden Stützen aus Brettschichtholz die statische Struktur des Mischsystems. Für die Fassaden der drei- bis sechsgeschossigen Gebäude wurden einheimische, zertifizierte Hölzer verwendet. Die Fassadenelemente aus Holz wurden industriell vorgefertigt und vor Ort montiert, was eine kurze Bauzeit ermöglichte.

Die Weißtannen-Schalung als Fassadenbekleidung der dem Hof abgewandten Seiten (mit Einzelbrettlängen bis zu sechs Metern) wurde komplett im Werk in 3D geplant, zugeschnitten, gestrichen und vormontiert. Die dem Hof zugewandte Holzbekleidung besteht aus Douglasie-Dreischichtplatten. Als Material für die Tragkonstruktion der Balkone kam heimische Eiche zum Einsatz.

Bauphysikalische Aspekte

Die Bauherrengemeinschaft zielte ebenso wie die Planerinnen und Planer auf eine zeitgemäße Low-Tech-Lösung. Wohnen sollte ohne aufwendige Technik komfortabel sein, für den notwendigen Wärme- und Schallschutz, die Gebäudelüftung und den Brandschutz nach Möglichkeit konstruktive Lösungen gefunden werden.

Wärmeschutz

Um den Ansprüchen an einen hocheffizienten Wärmeschutz zu genügen und die Wärmeverluste über Außenwände, Dächer und Fenster zu minimieren, wurden die vorgefertigten Fassadenelemente hochwärmedämmend ausgeführt. Die Außenwände erhielten eine 280 mm starke Dämmung aus Mineralwolle, die Dächer wurden mit einer PU-Dämmung versehen, welche bei der eingebauten Stärke von 180 mm eine Wärmeleitfähigkeit λD von 0,022 W/(mK) aufweist. Fenster mit hochisolierter Dreifachverglasung reduzieren Wärmeverluste über die transparenten Fassadenflächen.

Sonnenschutz

Sommerlicher Wärmeschutz – d.h. der Schutz vor Überheizung der Innenräume durch Sonneneinstrahlung – ist eines der Kernthemen der Bauphysik. Die Bauherrengemeinschaft hatte sich explizit gegen motorische Raffstores mit Windwächtern ausgesprochen – ganz im Sinne eines Gesamtkonzeptes mit einfachen technischen Komponenten auf Grundlage einer nachhaltigen Gebäudeplanung.

Eingesetzt wurden stattdessen in die Fensterzargen integrierte, kurbelbetriebene Stores, die nicht nur kostengünstiger sind als eine motorisierte Lösung, sondern auch deutlich windresistenter. Schiebeläden auf der Hofseite ergänzen die Raffstore-Lösung und ermöglichen die individuelle Steuerung des Tageslichteinfalls.

Schallschutz

Dank der Holz-Hybrid-Bauweise ließen sich die für den Wohnungsbau hohen Schallschutzanforderungen durch einfache Maßnahmen wie effiziente Trittschalldämmung, schallisolierte Wohnungstüren, entkoppelte Installationswände und dergleichen erfüllen. Da Treppenhauskerne, Geschossdecken und Wohnungstrennwände aus Ortbeton hergestellt wurden, bieten sie einen hohen Schutz vor Luft- und Körperschall. Beeinträchtigungen durch Schall aus dem Innenhof (dort spielen sehr oft Kinder) sowie die im Norden des Grundstücks verlaufende Straße und Bahnlinie ließen sich durch den Einsatz der Dreifach-Isolierverglasung minimieren.

Lüftung / Klimatisierung

Auf eine mechanische Lüftung der Räume wurde weitgehend verzichtet. Lediglich gefangene Feuchträume (Bäder, WCs) werden über eine minimierte mechanische Lüftung versorgt. Um Deckenstärken zu reduzieren und damit den Ressourcenverbrauch zu minimieren, wurden Lüftungsleitungen und -kanäle in die Ortbetondecken eingelegt.

Das Projekt erhielt mehrere Auszeichnungen: den AW20 (Architekturpreis der Region Winterthur), den Architekturpreis des Kantons Zürich sowie den Gold Award der europäischen „best architects”.

Bautafel

Architekten: ARGE Hagmannareal, weberbrunner architekten / soppelsa architekten, Zürich
Beteiligte: APT Ingenieure, Zürich (Ingenieurplanung); Holzbaubüro Reusser, Winterthur (Holzingenieur-Planung); Amstein+Walthert, Zürich (Haustechnik HLKSE); Kuhn Landschaftsarchitekten, Zürich (Landschaftsplanung); BAKUS Bauphysik & Akustik, Zürich (Bauphysik); Hansruedi Preisig, Zürich (Energieberatung); Strabag, Lindau (Holzbau)
Bauherr: Fritz Hagmann, Winterthur
Fertigstellung: 2018
Standort: Arbergstrasse 7, 8405 Winterthur, Schweiz
Bildnachweis: Georg Aerni, Zürich; Volker Schopp, Zürich

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