Floating University in Berlin
Campus im Regenrückhaltebecken
Seit 2018 öffnet die Floating University als experimenteller Bildungscampus im Sommer ihre Türen. Der Ort dient als Treffpunkt und Plattform zur Reflexion über die Beziehung zwischen Mensch und Natur. Performances, Workshops und Diskurse sollen zum Nachdenken über städtische und natürliche Wasserkreisläufe anregen. Unterstrichen wird die thematische Ausrichtung durch die Lage der Floating University in einem Regenrückhaltebecken.
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Ein Blick zurück
In unmittelbarer Nähe zum Tempelhofer Flughafen, zwischen Hasenheide und Kleingartenkolonie, baute die Stadt Berlin vor knapp 100 Jahren das Rückhaltebecken. Die Senke speichert das Regenwasser vom Flughafengebäude, der Landebahn und Teilen des angrenzenden Columbiadamms zwischen und leitet es in die städtische Kanalisation ab. Lange Zeit blieb das Betonbecken unbeachtet, sodass sich die Natur den Ort zurückholte und ein einzigartiges Habitat entstehen konnte. Im Zuge der Großen Weltausstellung 2012 entdeckte das Kollektiv Raumlabor die bis heute funktionsfähige Infrastruktur wieder. Projektbeteiligte entwickelten ein Konzept für ein temporäres innerstädtisches Labor, das kollektives Lernen im öffentlichen Raum ermöglichen sollte und gleichzeitig die bestehende Flora und Fauna schützt.
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Seitdem können Interessierte in einem wechselnden, interdisziplinären Programm neue Formen des Zusammenlebens zwischen Mensch und Natur erforschen. Diskurse hinterfragen die städtische Nutzung und Wahrnehmung von Wasser und Installationen weisen Alternativen im Maßstab 1:1 auf. Unterschiedliche Typologien, verbunden mit Stegen, bieten Platz für Zusammenkunft und Austausch. Über die Jahre ist so eine breite Gemeinschaft aus Schüler*innen und Studierenden, Wissenschaftler*innen und Kunstschaffenden, sowie Anwohner*innen der Stadt entstanden.
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Die Wasserinfrastruktur
Exemplarisch für die Themen der Floating University ist die interne Wasserinfrastruktur, die auf eine Nachahmung natürlicher Kreisläufe abzielt und auf ein lineares System verzichtet. Abwasser wird durch organische Filtersysteme aufgearbeitet, um anschließend in den Kreislauf zurückzufließen. Dabei haben Regenwasser, Beckenwasser, Grauwasser und Schwarzwasser unterschiedliche Ansprüche an die Reinigung: Das Regenwasser ist häufig durch Feinstaub, Schwefeldioxid und Stickoxide der städtischen Atmosphäre verschmutzt, während das Beckenwasser zusätzlich mit den Verunreinigungen der Straße belastet ist. Je nach Herkunft unterscheiden sich die Eigenschaften des Grauwassers: In der Küche verwendet, enthält es oft Schmiere, Fett und Lebensmittelpartikel; aus dem Badezimmer stammend ist es mit Bakterien durchsetzt. Das Schwarzwasser aus der Toilette hingegen enthält wertvolle Nährstoffe, die beispielsweise zum Düngen verwendet werden können.
Ohne Spülung, aber mit Gießkanne, ist der Gang zur Toilette daher kein konventioneller. Er fordert, genau wie die sichtbaren Filteranlagen, dazu auf, aktiv an Veränderungen teilzuhaben. Damit das auch in Zukunft gelingt, und die Floating University das Programm sowie den Ort für die Öffentlichkeit halten kann, ist sie auf Unterstützung angewiesen. Eine aktuelle Kampagne fordert zu Spenden auf.
Bautafel
Architekt*innen: Floating e.V. 2019-fortlaufend (Entwurf: Felix Wierschbitzki, Lorenz Kuschnig Lefort, Florian Stirnemann), 2018 Raumlabor
Fertigstellung: Iterationen 2018, 2019 und 2021
Standort: Lilienthalstraße 32, 10965 Berlin, Deutschland
Bildnachweis: Floating University und Sarah Metwally-Sadowsky, Baunetz Wissen
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