The Gong in Kampong Chhnang
Kulturzentrum mit hauseigenem Wasserkreislauf
Die Provinz Kampong Chhnang liegt etwa sechzig Kilometer nördlich von Phnom Penh im Herzen Kambodschas. Die ländlich geprägte Gegend ist ein Schwemmland, das der Tonle Sap, ein Nebenfluss des Mekong, entwässert. Inmitten der flachen Ebene erhebt sich seit 2024 ein neuer Rundbau auf einem künstlichen Hügel: The Gong, entworfen vom Schweizer Architekturbüro Atelier oï. Das Gebäude dient als Kulturzentrum für den 150 Hektar großen Campus von Smiling Gecko, einer gemeinnützigen Bildungseinrichtung, gegründet 2014 vom Schweizer Fotografen Hannes Schmid.
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The Gong ist eine Hommage an das gleichnamige Instrument, das laut Atelier oï in der kambodschanischen Kultur oft bei Zeremonien und Ritualen erklingt und das Büro bei der Formgebung inspirierte. Ein Gong erzeugt bei jedem Schlag Vibrationen, die sich konzentrisch ausbreiten, ähnlich einem Tropfen, der auf eine Wasseroberfläche fällt. Diese Verbindung von Klang und Wasser prägt auch die Nutzung des Gebäudes. Im Inneren gruppieren sich Aufnahmestudios, ein Café und Büros um ein rundes Auditorium. Die Studios sollen Mieteinnahmen generieren, die Smiling Gecko direkt in seine Projekte vor Ort reinvestieren kann. So umfasst der Campus neben Schulen und Berufsausbildungsstätten auch ein Hotelresort sowie Handwerksbetriebe und Landwirtschaft.
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Um den Neubau vor Überschwemmung zu schützen, ist das Gebäude auf dem höchsten Punkt des Geländes, auf einem zwei Meter hohen Hügel errichtet, der aus dem Aushub des nahegelegenen Regenrückhaltebeckens besteht. Tiefgesetzte Punktfundamente verankern das Gebäude und tragen die Dachkonstruktion bestehend aus 36 Pfeilern und einem Stahlfachwerk mit 14 Metern Spannweite. Ein zentraler Raum beherbergt die einzelnen Nutzungen und wird von freistehenden Ziegelwänden zoniert, die von einem Betonfries abgeschlossen werden. Nur die Studios befinden sich in separaten Bereichen.
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Im Zentrum des Gebäudes liegt eine 1,75 Meter tiefe, kreisförmige Bühne, eine Art kleines Amphitheater, das Atelier oï als Impluvium bezeichnen – ein Atrium, das in antiken griechischen und römischen Häusern Regenwasser auffing. Das Impluvium ist nach oben offen, sodass sich dank des rundum geneigten Daches in der Regenzeit das Niederschlagswasser in der Bodenvertiefung sammelt, bevor es in den Retentionsteich fließt und später die Felder bewässert.
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Das Gebäude ist nicht nur für den Wasserkreislauf durchlässig konstruiert. Die Fassade zeichnet sich durch strategisch platzierte Lüftungsschlitze und eine ungewöhnliche Mauertechnik aus: Ziegelsteine sind im 90-Grad-Winkel zueinander nach innen und außen versetzt. Die Schlitze im Mauerwerk sorgen für eine natürliche Belüftung und passive Temperaturregulierung, zugleich kreieren sie ein Spiel mit Licht und Schatten. Tageslicht fällt von der Seite durch den Mauerwerksverband und durch die zentrale Dachöffnung ins Gebäudeinnere.
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The Gong vereint eine einfache klimaangepasste Bauweise mit kulturellen Referenzen und schafft so einen neuen Raum, der nicht nur der Musik einen Ort gibt, sondern auch als Treffpunkt für die Gemeinschaft dient. -hs
Bautafel
Architektur: atelier oï, La Neuveville (Schweiz)
Planungsbeteiligte: Applied Acoustics (Akustik); Department of Noise (Studiotechnik); Gastro-Online (Gastroplanung); RKC Engineering and Construction, Kambodscha (Fachplanung)
Bauherrschaft: Smiling Gecko, Dübendorf (Schweiz) / Kampong Chhnang (Kambodscha)
Fertigstellung: 2024
Standort: Provinz Kampong Chhnang, Kambodscha
Bildnachweis: Smiling Gecko (Fotos); atelier oï (Fotos und Planmaterial)
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