Erweiterung und Sanierung Feuerwehrhaus in Kaufbeuren
Lichtarrangements unterstreichen die Ästhetik der Gebäude
Die 1987 errichtete Kaufbeurener Feuerwache war zu klein geworden und entsprach den gewachsenen Anforderungen an die Freiwillige Feuerwehr längst nicht mehr. Ein Wettbewerb wurde 2015 ausgelobt, bei dem Dasch Zürn + Partner den ersten Platz belegten. Nach dem Entwurf des Stuttgarter Architekturbüros erfolgte die Sanierung und Erweiterung des bestehenden Feuerwehrgerätehauses. Teil des Wettbewerbs war auch die freiraumplanerische Aufgabe, Stellplätze für Pkw und Fahrräder zu schaffen sowie die notwendigen Stellflächen, Bewegungsflächen inklusive Zu- und Ausfahrten der Feuerwehrfahrzeuge neu zu ordnen. Nun ergeben die weithin sichtbaren Neubauten zusammen mit dem bestehenden Kopfbau ein Ensemble, das sich um einen geschützten Innenhof lagert. Architektonische Lichtarrangements unterstreichen die Ästhetik der Gebäude. Dabei kommen in allen Räumen linienförmige LED-Leuchten zum Einsatz – aufgelockert durch effektvolle Einzelleuchten.
Gallerie
Rot wie Feuer
Nach einer vierjährigen Planungs- und Bauzeit in drei Bauabschnitten – denn die Einsatzbereitschaft musste weiter möglich sein – konnte das Projekt Ende 2019 fertiggestellt werden. „Die unterschiedlichen Gebäudeteile – bestehend aus dem Gerätehaus, der Fahrzeughalle, dem Schlauchturm und dem Kopfbau – werden durch die einheitliche Materialität zu einem harmonischen Architekturensemble zusammengefasst“, sagt Sebastian Kittelberger vom Architekturbüro. Das funktioniert, weil die geschlossenen Außenwandflächen mit einer auffälligen, profilierten roten Metallbekleidung einen spannungsvollen Kontrast zu den großflächigen Verglasungen und flächenbündigen Tore bilden.
Ein Turm als Signal
Der sanierte Kopfbau und zwei flache Stahlbetonbaukörper (Gerätehaus und Fahrzeughalle) begrenzen einen geschützten Innenhof. Das Gebäudeensemble ist schon von Weiten erkennbar, denn der Schlauchtrocken- und Übungsturm ragt weit hervor. Im östlichen Teil des Grundstücks liegen die Alarmplätze, die vom Innenhof und den Parkplätzen zugänglich sind. Die Einsatzzentrale ist im Erdgeschoss mit Blick in die Fahrzeughalle untergebracht.
Zwar sind die einzelnen Nutzungsbereiche räumlich klar
voneinander abgegrenzt, werden aber durch die einheitliche
Materialität in Form von Stahlbeton und einer hinterlüfteten
Metallverkleidung in Dunkelrot zusammengehalten. Nachhaltig ist die
extensive Dachbegrünung der Gebäude, die einen mechanischen Schutz
der Dachhaut darstellt und als Regenwasserspeicher dient. Die
Wärmeversorgung der drei Gebäude erfolgt über eine
Gasbrennwertkesselanlage.
Lichtplanung: Einheitlichkeit und Effekte
Das für das Projekt verantwortliche Lichtplanungsbüro Kienle Ingenieure aus Ostrach setzt auf ein einziges Beleuchtungssystem, sodass eine gleichmäßige Beleuchtung in allen Räumen und Flächen geschaffen wird: linienförmige LED-Leuchten, die in deckenbündigen Kanälen verbaut sind. Im Foyer werden mit einer zusätzlichen Lösung Akzente gesetzt: Neben runden Oberlichtern kommen kreisförmige Paneele als Pendelleuchten zum Einsatz. Dazu gesellt sich eine Lichtlinie, die die Scharrierung der Treppenhauswand akzentuiert und gleichzeitig als Wegweiser dient.
In den Fahrzeughallen erzeugt die unterschiedliche Schaltung der
Leuchten im Lichtband entweder eine Durchgangs-, Einsatz-,
Sicherheits- oder Betriebsbeleuchtung. Hier wurde das
Lichtbandsystem mittig zwischen den Stellplätzen der
Einsatzfahrzeuge installiert. Das architektonische Highlight des
Gebäude-Ensembles – der Schlauch- und Übungsturm – wird mit
Lichtlinien in Weiß und in Rot zusätzlich in Szene gesetzt: Bei
Normal- und Übungsbetrieb ist der Turm in weißes Licht getaucht,
ist die Feuerwehr im Einsatz, leuchtet er in Signalrot.
-csh
Bautafel
Architektur: Dasch Zürn + Partner, München
Projektteam: Sebastian Kittelberger, Gregory Leidel und Klaus Knittel, Jannik Lambrecht
Projektbeteiligte: Kienle Ingenieure, Ostrach (Elektro- und Lichtplanung); Tragwerkeplus, Reutlingen (Tragwerksplanung); IB Wagner, Reutlingen (HLS-Planung); LTS, Tettnang (Lichtkanäle); Doxis, Genk (Lichtlinie)
Bauherrschaft: Stadt Kaufbeuren
Fertigstellung: 2019
Standort: Neugablonzer Straße 10, 87600 Kaufbeuren
Bildnachweis: Dasch Zürn + Partner, Stuttgart/ Fotograf: Bernhard Tränkle, ArchitekturImBild, Steinen