Verwaltungsgebäude der KVNO in Köln
Mit Integraler Planung zu offener Arbeitswelt
Auf dem Gelände eines ehemaligen Flughafens – in den
1920er-Jahren einst der zweitgrößte Deutschlands – fügt sich die
neue Zentrale für die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein
(KVNO) in das noch junge Quartier Butzweilerhof im Stadtteil
Köln-Ossendorf ein. ATP architekten ingenieure überzeugten in dem
öffentlichen Vergabeverfahren mit einer unkonventionellen Idee:
Anstelle der üblichen Varianten-Untersuchung schlugen die
Verantwortlichen einen bürointernen Wettbewerb vor, an dem die
Standorte Berlin, Frankfurt und Nürnberg teilnahmen. Aus den
verschiedenen Wettbewerbsbeiträgen ging das Frankfurter Team als
Sieger hervor und wurde für die Realisierung des
Verwaltungsgebäudes Ende 2018 beauftragt.
Gallerie
Flexible Grundrissgestaltung
Der sechsgeschossige Neubau fußt auf einer gerundeten Grundform, in deren Mitte ein Hof eingeschnitten ist. Alle Funktionen orientieren sich strahlenförmig um diese grüne Mitte. Das offen gestaltete, fast sechs Meter hohe Erdgeschoss nimmt in Teilbereichen auch eine Zwischengeschossebene auf, in der sich Konferenzräume, ein Beratungszentrum, eine Kindertagesstätte sowie ein Fitnessbereich befinden. Der südöstlich platzierte vertikale Erschließungskern verbindet alle Obergeschosse miteinander. Neben Arbeitsplätzen für die rund 400 Mitarbeiter*innen befinden sich im nördlichen Bereich der Regelgeschosse unabhängige Mieteinheiten KVNO-naher Nutzer*innen wie etwa die Ärztekammer. Diese Mietflächen erhalten durch einen zweiten Treppenhaus- und Aufzugskern eine separate Erschließung, die gleichzeitig das Untergeschoss, die Anlieferung sowie den Küchenbereich des Restaurants verbindet. Den Abschluss des Gebäudes bildet das zurückversetzte sechste Obergeschoss mit dem Restaurant samt großzügiger Dachterrasse.
Allen Bereichen gemein ist das flexible Raumraster, das nachträgliche Anpassungen in der Raumanordnung zulässt. Die möglichst stützenfreie Grundrissgestaltung mit teilweise großen Spannweiten konnte im Empfangsbereich und Konferenzraum durch Abfangträger in Kombination mit einer Deckenstärke von 30 Zentimetern realisiert werden. Die Büros reihen sich entlang der Fassade in Zonen mit offenen und geschlossenen Raumstrukturen. Verschieden nutzbare Kreativräume für die Zusammenarbeit sowie kurze Wege zwischen den Abteilungen sollen die Kommunikation der Mitarbeiter*innen fördern.
Gallerie
Nach Außen zeigt sich der Solitär in graublauen Farbtönen. Ein
massiver Natursteinsockel mit Aus- und Einschnitten prägt das
Erscheinungsbild des Erdgeschosses. Darüber sorgen geschossweise
versetzte, schräg gestellte Glaspaneele für eine wechselhafte
Außenwirkung der Gebäudeform. Dabei wiederholen sich die 3,30 Meter
hohen Elemente: feststehende und öffnende Fensterelemente mit
vorgesetzten Prallscheiben wechseln sich mit ganzflächig
emaillierte Glaspaneele ab. Aufgrund der gerundeten Grundform
wurden die Elemente individuell gefertigt und polygonal
verbaut.
Energieeffiziente Technik
Durch den Einsatz einer sehr guten Wärmedämmung der
Außenbauteile konnte das Planungsteam die Maximalanforderungen des
Gebäudeenergiegesetzes (GEG) für opake Bauteile um 25%, für Fenster
und transparente Fassadenteile um 20% unterschreiten. Die
Anforderungen an den Primärenergiebedarf werden durch den Einsatz
regenerativer Energien eingehalten. Für die Kälte- und
Wärmeerzeugung wird ein hoher Anteil der benötigten Leistung über
Geothermie, ergänzt durch Luft-/Wasser-Wärmepumpen, abgedeckt.
Zentrale, sorptionsgestützte Lüftungsgeräte auf dem Dach und
RLT-Anlagen im Untergeschoss übernehmen die Belüftung der
Konferenzräume. Die Gruppenräume werden natürlich, alle
innenliegenden Räume mechanisch be- und entlüftet.
Gallerie
Integrale Planung mit BIM
Das ATP-Team setzte von Planungsbeginn an auf eine konsequente, integrale Planung. Ein zentrales BIM-Datenmodell bildete die Planungsgrundlage: alle architektonischen, technischen, physikalischen und funktionalen Eigenschaften wurden in diesem Modell zusammengeführt. So konnten die Informationen aller Planungsdisziplinen erfasst, analysiert und dokumentiert werden. Verlässliche Aussagen und Ziele hinsichtlich Termin- und Kostentreue sowie Nachhaltigkeit ließen sich präzise ermitteln. Durch die durchgängige Anwendung der BIM-Methode bis zum Gebäudebetrieb konnten sämtliche Gebäudedaten nach der Planungs- und Ausführungsphase als digitaler Zwilling auch dem Facility Management (BIM2FM) zur Verfügung gestellt werden, womit sich die Betriebskosten optimieren und die Wartung vereinfachen ließen.
Bautafel
Architektur: ATP architekten ingenieure, Frankfurt
Projektbeteiligte: ATP architekten ingenieure, Frankfurt (Integrale Planung); ATP sustain, München (Bauphysik); GDLA Gornik Denkel Landschaftsarchitektur, Heidelberg (Landschaftsgestaltung); A plus Fassadenplanung, Frankfurt (Fassade); Flachglas MarkenKreis, Gelsenkirchen (Gestalterische Beratung); Zgoll Medientechnik, Korschenbroich (Medientechnik); MOOCON, Wien (Nutzerbedarf)
Bauherr*in: Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO)
Fertigstellung: 2023
Standort: Butzweilerhofallee 7, 50829 Köln
Bildnachweis: ATP architekten ingenieure (Pläne); ATP/Friedmann (Fotos)
Baunetz Architekt*innen
Fachwissen zum Thema
Baunetz Wissen Integrales Planen sponsored by:
Graphisoft Deutschland GmbH
Landaubogen 10
81373 München
Tel. +49 89 74643-0
https://graphisoft.com