CAD, 3D und BIM
Von der Handzeichnung zum 3D-Modell
Bereits seit dem frühen 13. Jahrhundert sind Bauzeichnungen
bekannt, die Ansichten, Grundrisse und Schnitte in Form von
maßstäblich verkleinerten Normalprojektionen zeigen. Als
Meilenstein für die künstlerische Darstellung von Objekten,
Landschaften und Szenen galt die Einführung der Zentralprojektion
im 15. Jahrhundert. Damit konnten erstmals realitätsnahe
Darstellungen von dreidimensionalen Umgebungen auf 2D-Leinwände mit
natürlichem Bildeindruck erstellt werden. Über viele Jahrhunderte
waren mit Tusche auf Papier hergestellte architektonische
Zeichnungen und Pläne in Normal- und Zentralprojektion neben der
Erstellung von maßstäblich verkleinerten Modellen die sichtbaren
(Zwischen-)Ergebnisse des architektonischen
Entwurfsprozesses.
Gallerie
Die Anfänge
Ab Mitte der 1960er-Jahre bekamen Zeichenbretter digitale
Konkurrenz. Eng verbunden mit der Entwicklung der ersten Computer
brachte die beginnende Digitalisierung Innovationen im Bereich des
rechnerunterstützten Konstruierens (englisch: computer aided design; kurz: CAD)
hervor. Dieser Digitalisierungsschritt vereinfachte die
Möglichkeit, Zeichnungen und Pläne abzuändern und durch digitale
Speicherung wiederzuverwenden. Die grundlegende
Konstruktionsmethodik von der Erstellung einzelner Projektionen und
Schnitte in 2D änderte sich zunächst nicht. Erst als Mitte der
1980er-Jahre durch immer leistungsfähigere Hard- und Software
rechnerunterstützte 3D-Konstruktionsmethoden möglich wurden,
veränderte sich die Erstellung von Projektionen und Schnitten
grundlegend: 2D-Projektionen und Schnitte können seitdem aus einem
3D-Modell des Gebäudes abgeleitet sowie Zeichnungen und Pläne
automatisiert erzeugt werden. Zu Beginn dieser Entwicklung waren
die Investitionskosten für geeignete Hard- und Software jedoch sehr
hoch. Weitreichend etabliert hat sich die rechnergestützte
3D-Konstruktionsmethodik daher erst Anfang der 1990er-Jahre, als
immer günstigere Lösungen durch die Softwareindustrie auf den Markt
gebracht wurden.
Modellierungsmethoden
Zur Erstellung eines 3D-Modells werden formale Elemente wie Volumen, Flächen, Linien oder Punkte zu einem Geometriemodell zusammengefügt. Je nach CAD-Software variieren Bearbeitungsschritte und Arbeitstechniken. Grundsätzlich wird dabei zwischen zwei Modellierungsmethoden unterschieden: Bei der direkten Modellierung kann – wie der Name vermuten lässt – direkt auf die 3D-Geometrie eingewirkt werden, indem einzelne Elemente und Flächen durch Verschieben, Drücken oder Ziehen manipuliert werden. Bei der parametrischen Modellierung (parametrisches Entwerfen) hingegen, wird das 3D-Modell durch verschiedene Merkmale – die Parameter – erzeugt und verändert. Analog zum realen Objekt enthält das dreidimensionale Abbild Parameter wie etwa Größe, Gewicht, physikalische und optische Kennzeichen. Die CAD-Objekte stehen dabei in einer Beziehung zueinander und beeinflussen sich gegenseitig. So hat beispielsweise die Wand eine Beziehung zum Boden und zur Decke. Wird also die Höhe der Wand verändert, verschiebt sich automatisch die Decke. Für Planungen mit hohem Wiederholungsfaktor ist diese Art der Modellierung hilfreich.
Während die direkte Modellierung gerade in der Anfangsphase des
Entwurfsprozesses intuitiver und weniger aufwendig erscheint,
erleichtert die parametrische Modellierung die Änderungsverfolgung
und Dokumentation: Alle am Modell vorgenommenen Änderungen lassen
sich auf spezifische Änderungen der Parameter zurückführen. Ob
parametrisch oder direkt modelliert, das 3D-Modell stellt mit
seinen digitalen Daten eine wesentliche Grundlage für den Einsatz
weiterer Technologien dar: etwa für Simulationen oder Analysen, die
Erstellung von Renderings oder aber für die robotergestützte
Fertigung oder den 3D-Druck von Bauteilen.
Besonderheit: Building Information Modelling (BIM)
Die letzten Jahre haben gezeigt: Der als BIM-Methodik bezeichnete, integrale Ansatz auf Grundlage einer zentralen Bereitstellung von Informationen konnte sich bereits vielerorts durchsetzen und wird weiterhin in verschiedenen Planungsbüros etabliert. Zentraler Bestandteil ist das 3D-Bauwerksmodell, das neben der Geometrie auch alphanumerische Informationen enthält. Die Informationen müssen in Form von Daten erhoben, verwaltet und zur Verfügung gestellt werden. Durch die Erweiterung eines 3D-Modells um Zeit, Kosten und Betriebsinformationen entstehen 4D-, 5D- und 6D-Modelle.
Gallerie
Die heute verwendete BIM Autoren Software ist auf einzelne Planungsdisziplinen spezialisiert und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Sie enthält umfangreiche, generische Bauteil- und Symbolbibliotheken, ermöglicht die Definition von Bauteilgruppen und erleichtert den Umgang mit geometrischen Abhängigkeiten durch Assoziativität und parametrische Modellierung. Diese zunehmende Objektorientierung macht die moderne BIM Autoren Software zu einem wichtigen Werkzeug für die BIM-Methodik.
Ausblick
Die voranschreitende Digitalisierung, die Entwicklung leistungsstärkerer Hard- und Software und immer komplexere Bauprojekte werden weiterhin viele Neuerungen und digitale Tools hervorbringen. Schon jetzt lassen sich verschiedene Simulationssoftwares, etwa für Sonnenlicht- oder Akustikanalysen, in den Planungsprozess integrieren. Ökobilanzierungen und Lebenszykluskostenanalysen werden in naher Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen, sodass auch diese Themen in BIM-Projekten abgebildet werden müssen. Nicht zuletzt birgt die robotergestützte digitale Fertigung von Bauteilen und ganzen Gebäuden das Potenzial, die Baubranche nachhaltig zu verändern und neue Möglichkeiten für Planung und Bau zu eröffnen.
Fachwissen zum Thema
Baunetz Wissen Integrales Planen sponsored by:
Graphisoft Deutschland GmbH
Landaubogen 10
81373 München
Tel. +49 89 74643-0
https://graphisoft.com