Bereitstellung von Trinkwarmwasser

Einführung, Systeme und Komfort

Die Planung einer Trinkwasseranlage ist eine komplexe Aufgabe, die fundierte Kenntnisse über technische Zusammenhänge, geltende Normen und Richtlinien sowie die individuellen Anforderungen voraussetzt. Ziel ist eine komfortable, hygienische, energieeffiziente und nachhaltige Warmwasserversorgung. Welche Systemlösung am besten geeignet ist, hängt von den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort ab.

Gallerie

Ein Trinkwarmwassersystem wird dann als komfortabel empfunden, wenn das gewünschte Warmwasser möglichst schnell nach dem Öffnen der Entnahmestelle zur Verfügung steht. Um dies zu erreichen, sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Grundsätzlich gilt: Eine möglichst kurze Leitungsverbindung zwischen Wärmeerzeuger und Zapfstelle verbessert die Verfügbarkeit.

Ein weiterer zentraler Aspekt der Planung ist die Ermittlung des Spitzen- und Tagesbedarfs, um die Anlage sowohl für maximale Lasten als auch für den durchschnittlichen Verbrauch auszulegen. Eine Unterdimensionierung kann zu Komforteinbußen führen, während eine Überdimensionierung unnötige Investitions- und Betriebskosten verursacht. Zudem spielen die Auswahl der Rohrwerkstoffe, die Dimensionierung der Rohre, die Leitungsführung und die Druckverluste eine entscheidende Rolle.

Gallerie

Zentrale und dezentrale Anlagen

Grundsätzlich lassen sich Trinkwarmwassersysteme in zentrale und dezentrale Anlagen unterscheiden:

  • Zentrale Warmwasserbereitung:
    Hier wird das Warmwasser an einer zentralen Stelle im Gebäude erzeugt und über ein Rohrnetz zu den einzelnen Entnahmestellen verteilt. Dies ermöglicht den Einsatz verschiedener Wärmeerzeuger, darunter Heizkessel, Blockheizkraftwerke (BHKW), Wärmepumpen oder Solaranlagen. Die Auslegung und der Betrieb zentraler Systeme sind in der DIN EN 12831-3: Energetische Bewertung von Gebäuden - Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast - Teil 3: Trinkwassererwärmungsanlagen, Heizlast und Bedarfsbestimmung und der VDI 2067 Blatt 1: Wirtschaftlichkeit gebäudetechnischer Anlagen - Grundlagen und Kostenberechnung geregelt.
  • Dezentrale Warmwasserbereitung:
    Diese Systeme erzeugen Warmwasser direkt an der Entnahmestelle, beispielsweise durch Durchlauferhitzer oder Kleinspeicher. Sie eignen sich insbesondere dort, wo lange Rohrleitungen vermieden werden sollen und Warmwasser unmittelbar zur Verfügung stehen soll. Bei der Planung dezentraler Systeme sind die DIN 1988-200: Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen - Teil 200: Installation Typ A (geschlossenes System) - Planung, Bauteile, Apparate, Werkstoffe; Technische Regel des DVGW und die DIN EN 806-2: Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen - Teil 2: Planung zu beachten.
  • Wohnungsübergabestationen als hybride Lösung:
    In Mehrfamilienhäusern kann der Einsatz von Wohnungsübergabestationen sinnvoll sein. Hierbei wird Wärme über einen zentralen Wärmeerzeuger – etwa eine Wärmepumpe oder ein Nahwärmenetz – auf mittlerem Temperaturniveau in die Wohnungen geleitet. Dort dient sie sowohl der Raumheizung als auch der Vorwärmung des Warmwassers, das anschließend mit einem Durchlauferhitzer auf die gewünschte Temperatur (55–65 °C) gebracht wird. Diese Lösung kombiniert die Vorteile zentraler und dezentraler Systeme, indem sie den Leitungsaufwand reduziert und eine verbrauchsabhängige Warmwasserbereitung ermöglicht.

Gallerie

Hygiene und Legionellenschutz

Ein zentraler Aspekt der Warmwasserplanung ist die Gewährleistung der Trinkwasserhygiene und der Schutz vor Legionellen. Legionellen sind Bakterien, die sich in Warmwasseranlagen vermehren und beim Einatmen feiner Wassertröpfchen (Aerosole) zu schweren Lungenerkrankungen führen können (Legionellose). Um das Legionellenrisiko zu minimieren, sind Maßnahmen gemäß Trinkwasserverordnung (TrinkwV), DIN EN 806-2, DIN 1988-200 und DIN 1988-600: Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen - Teil 600: Trinkwasser-Installationen in Verbindung mit Feuerlösch- und Brandschutzanlagen sowie VDI 6023 Blatt 1: Hygiene in Trinkwasser-Installationen - Anforderungen an Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung unerlässlich. 

Zur Vermeidung von Legionellen sind folgende Maßnahmen essenziell:

  • Warmwasser in zentralen Anlagen sollte konstant auf mindestens 60 °C gehalten werden; Temperaturen zwischen 25 und 55 °C begünstigen das Wachstum von Legionellen und sollten daher vermieden werden.
  • Regelmäßiger Wasseraustausch verhindert Stagnation in den Leitungen.
  • Eine fachgerechte Dimensionierung der Leitungen reduziert das Risiko von Biofilmbildung.

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit

Neben der Hygiene sind Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zentrale Planungsziele – sowohl im Hinblick auf den Klimaschutz als auch zur Senkung der Betriebskosten. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) legt hierzu verbindliche Anforderungen fest.

Besonders wichtig ist die Minimierung von Wärmeverlusten:

  • Eine effektive Wärmedämmung der Rohrleitungen reduziert Energieverluste.
  • Speicher und Verteilleitungen sollten optimal isoliert sein.
  • Wärmerückgewinnungssysteme (z. B. Abwasserwärmerückgewinnung) können den Energieverbrauch weiter senken.

Optimierung durch intelligente Steuerung und Wartung

Die Effizienz einer Warmwasseranlage lässt sich durch moderne Regelungs- und Steuerungstechnik weiter verbessern. Der Markt bietet hier vielfältige Möglichkeiten, etwa intelligente Temperaturregelungen oder Zeitprogramme. Ein hydraulischer Abgleich und die Durchflussregelung in den Zirkulationsleitungen sorgen für eine gleichmäßige Verteilung des Warmwassers und minimieren unnötige Pumpenleistungen. 

Für eine langfristig hygienische und energieeffiziente Betriebsweise sind regelmäßige Wartung und sachgerechter Betrieb unerlässlich. Die VDI 3810 Blatt 2: Betreiben und Instandhalten von Gebäuden und gebäudetechnischen Anlagen - Trinkwasser-Installationen und DIN 1988-600 geben hierfür wichtige Hinweise.

Zusammenfassung

Eine fachgerechte Planung von Trinkwarmwassersystemen sichert nicht nur Komfort und Hygiene, sondern auch Energieeffizienz und langfristige Wirtschaftlichkeit. Die Wahl zwischen zentraler, dezentraler oder hybrider Warmwasserbereitung sollte stets auf Basis der spezifischen Gebäudeanforderungen erfolgen. Neben der Einhaltung normativer Vorgaben ist die intelligente Nutzung moderner Technologien entscheidend, um Betriebskosten zu senken und nachhaltige Systeme zu realisieren.

Fachwissen zum Thema

Direkt erwärmter Wandwarmwasserspeicher

Direkt erwärmter Wandwarmwasserspeicher

Speicher

Beheizung von Warmwasserspeichern

Die Beheizung von Warmwasserspeichern kann direkt oder indirekt erfolgen. Was sind die Unterschiede?

Legionellen in Wasserleitungen von Wohnhäusern

Trinkwasser

Legionellen in Wasserleitungen von Wohnhäusern

Legionellen sind Keime, die in nahezu allen Arten der Wassergewinnung vorkommen und oftmals bereits durch die öffentlichen...

Rohrbelüfter

Rohrbelüfter

Trink-/​Warmwasser

Sicherung der Trinkwasserqualität

Um die von den Wasserwerken bereitgestellte Trinkwassergüte zu erhalten, müssen Trinkwasserinstallationen besonders geschützt...

Warmwasserbereitung in der Küchenzeile

Warmwasserbereitung in der Küchenzeile

Warmwasser

Trinkwassererwärmung mit Durchlauferhitzern

Im Durchlauferhitzer wird das Wasser direkt während des Durchströmens erwärmt, d.h. bei diesem Anlagentyp wird nur soviel Wasser...

Systembeispiel Aufbau der Wärmeversorgung mit Wohnungsstationen und einem zentralen Heizkessel samt Pufferspeicher.

Systembeispiel Aufbau der Wärmeversorgung mit Wohnungsstationen und einem zentralen Heizkessel samt Pufferspeicher.

Warmwasser

Warmwasserbereitung im dezentralen Durchflusssystem: Wohnungsstationen

Alles über Funktionsweise, Varianten, Vor- und Nachteile sowie die wichtigsten Normen

Stehender Warmwasserspeicher mit eingeschweißtem Glattrohrwärmetauscher und Korrosionsschutz durch Magnesiumsonde

Stehender Warmwasserspeicher mit eingeschweißtem Glattrohrwärmetauscher und Korrosionsschutz durch Magnesiumsonde

Speicher

Warmwasserspeicher

Neben der Möglichkeit, Warmwasser mittels eines Durchlauferhitzers zu erzeugen, kann es sinnvoll und kostengünstiger sein, Warmwasser über einen Warmwasserspeicher bereitzustellen. Doch welche Arten und Systeme der Warmwasserspeicherung gibt es?

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Heizung sponsored by:
Buderus | Bosch Thermotechnik GmbH | Kontakt 06441 418 0 | www.buderus.de
Zum Seitenanfang

Warmwasserbereitung im dezentralen Durchflusssystem: Wohnungsstationenneu

Systembeispiel Aufbau der Wärmeversorgung mit Wohnungsstationen und einem zentralen Heizkessel samt Pufferspeicher.

Systembeispiel Aufbau der Wärmeversorgung mit Wohnungsstationen und einem zentralen Heizkessel samt Pufferspeicher.

Alles über Funktionsweise, Varianten, Vor- und Nachteile sowie die wichtigsten Normen

Solare Warmwasserbereitung – Ein- und Zweifamilienhäuserneu

Hydraulikschema Warmwasserbereitung mit Solarthermie und Frischwasserstation

Hydraulikschema Warmwasserbereitung mit Solarthermie und Frischwasserstation

Solarthermie kann den jährlichen Warmwasserbedarf zu 60 bis 80 Prozent decken. Aber welche Systemtypen gibt es und welche Normen gilt es zu berücksichtigen?

Warmwasserverteilungneu

Bei einem dezentralen Warmwasserbereitungssystem mit kleinen Warmwasserspeichern gibt es nur sehr wenig Energieverlust durch die Leitung und das Warmwasser steht schnell zur Verfügung.

Bei einem dezentralen Warmwasserbereitungssystem mit kleinen Warmwasserspeichern gibt es nur sehr wenig Energieverlust durch die Leitung und das Warmwasser steht schnell zur Verfügung.

Wie warmes Trinkwasser vom Wärmeerzeuger zur Entnahmestelle transportiert wird, ist entscheidend für Energieverbrauch, Betriebskosten, Hygiene und Komfort.

Bereitstellung von Trinkwarmwasser

Besonders im Mehrfamilienhäusern finden sich dezentrale Lösungen zur Warmwasserbereitstellung mittels eines elektrischen, wandhängenden Warmwasserspeichers.

Besonders im Mehrfamilienhäusern finden sich dezentrale Lösungen zur Warmwasserbereitstellung mittels eines elektrischen, wandhängenden Warmwasserspeichers.

Die fundierte Planung von Trinkwasseranlagen sichert Komfort, Hygiene und Energieeffizienz. Welche Faktoren beeinflussen diese und welche Normen sind relevant?

Warmwasserbedarf für Wohngebäude

Warmwasserbedarf für Wohngebäude

Auf Grundlage welcher Norm wird die Dimensionierung von Trinkwassererwärmungsanlagen berechnet und was gilt es außerdem zu beachten?

Warmwasserbedarf in Nichtwohngebäuden

Für die Auslegung von Warmwasserspeichern in Nichtwohngebäuden wie Sporthallen, Schulgebäude oder Krankenhäuser gibt es noch keine...

Warmwasserbedarf für komplexe Anlagen

Dauerleistungsdiagramm

Dauerleistungsdiagramm

Große Speicher für Warmwasseranlagen wie zum Beispiel in Krankenhäusern oder Industriebetrieben sollten so genau wie möglich...

Trinkwassererwärmung

Die Erwärmung von Trinkwasser macht mitunter einen großen Teil des Energieverbrauchs im Gebäude aus. Entsprechenden Einfluss kann man durch die richtige Planung des Trinkwassersystems auf diesen nehmen.

Die Erwärmung von Trinkwasser macht mitunter einen großen Teil des Energieverbrauchs im Gebäude aus. Entsprechenden Einfluss kann man durch die richtige Planung des Trinkwassersystems auf diesen nehmen.

Die Warmwasserbereitung macht mitunter einen großen Teil des Energieverbrauchs im Gebäude aus. Entsprechenden Einfluss kann man durch die richtige Planung des Trinkwassersystems auf diesen nehmen.

Trinkwassererwärmung mit Durchlauferhitzern

Warmwasserbereitung in der Küchenzeile

Warmwasserbereitung in der Küchenzeile

Im Durchlauferhitzer wird das Wasser direkt während des Durchströmens erwärmt, d.h. bei diesem Anlagentyp wird nur soviel Wasser...

Warmwasserbereitung mit Wohnungslüftungsgeräten

Zentrales Lüftungsgerät mit integrierter Warmwasser-Wärmepumpe

Zentrales Lüftungsgerät mit integrierter Warmwasser-Wärmepumpe

Das Passivhaus zeichnet sich durch einen geringen Heizwärmebedarf und durch eine optimierte Dämmung mit hoher...

Warmwasserbereitung aus der Raumluft

Schnitt Brauchwasser-Wärmepumpe

Schnitt Brauchwasser-Wärmepumpe

Eine Möglichkeit warmes Wasser zentral und getrennt vom Heizkessel zu erzeugen, ist die Warmwasser-Wärmepumpe. Besonders...

Solare Warmwasserbereitung – Solare Großanlagen

Hydraulikschema mit einer Frischwasserstation, die das Trinkwasser per Wärmeübertrager im Durchfluss erwärmt

Hydraulikschema mit einer Frischwasserstation, die das Trinkwasser per Wärmeübertrager im Durchfluss erwärmt

Neben komplett konfektionierten Solarthermieanlagen für Ein- und Zweifamilienhäuser bieten die Heiztechnikhersteller mittlerweile...

Heizungsangebot anfordern

Mit Buderus erhalten Sie unverbindlich ein Angebot für Ihr individuelles Heizsystem. Mehr erfahren!

Partner-Anzeige