Papiermuseum in Yunnan
Tragwerk und Wände aus heimischen Hölzern und handgefertigtem Papier
Unterhalb des Gaoligong Gebirges im Südwesten Chinas, in der Baum bestandenen, sanften Hügellandschaft der Provinz Yunnan, wurde ein Museum erbaut, das sich mit der chinesischen Handwerkskunst der Papierherstellung beschäftigt. Das Bauwerk befindet sich an einer Hauptstraße mit direkter Verbindung zur nahegelegenen Stadt Xinzhuang, die für ihr handgefertigtes Papier bekannt ist. Der Bau des Museums ist Teil eines Konzeptes, das sich den Schutz der Kulturgüter des Landes zum Ziel gesetzt hat.
Gallerie
Das mit der Planung und Realisierung des Bauwerks beauftragte Pekinger Architekturbüro Tao (Trace Architecture Office) entwickelte ein Gebäudeensemble aus acht Baukörpern, die sich, gruppiert um einen zentralen Innenhof, wie eine kleine Stadt präsentieren. Mit dieser städtebaulichen Anordnung stellen die Architekten einen Bezug zur Stadt Xinzhuang her, wo sämtliche Werkstätten der Papierherstellung für Besucher geöffnet sind.
Auf einer Fläche von 361 m² beherbergt das Papiermuseum eine Galerie, ein Buchgeschäft, einen Arbeitsbereich sowie Gästezimmer für Künstler und Besucher. In der Ausstellung werden die geschichtlichen Epochen der Papierherstellung und verschiedene technische Produkte präsentiert. Die einzelnen Gebäude haben unterschiedliche Größen und Grundrisse. So betritt der Besucher zunächst eine Eingangshalle, die sich zusammen mit dem Buchgeschäft in dem größten und höchsten Gebäude der Anlage befindet. Im ersten Obergeschoss gibt es einen Arbeitsbereich, in der Etage darüber befinden sich vier Gästezimmer. Vom Eingangsgebäude gelangt man in die sechs, eingeschossigen Galerie-Häuser, die über einen Innenhof miteinander verbunden sind. Im Zentrum der Anlage steht ein zweigeschossiger Baukörper, der im Erdgeschoss einen Teeraum und im Obergeschoss einen Tagungsraum beherbergt. Eine Außentreppe führt die Besucher auf eine Dachterrasse mit Blick auf das Gaoligong-Gebirge.
Ein wichtiger Bestandteil des Entwurfskonzepts war das Ziel, dass die Architektur und die verwendeten Materialien im Einklang mit der Natur stehen sollten. Aus diesem Grund wählten die Architekten ausschließlich natürliche, unbehandelte Baustoffe aus der Umgebung. So kam beispielsweise Tannenholz für Tragwerk und Wände, Bambus für die Dächer und Vulkanstein für die Böden zum Einsatz. Die Holzkonstruktion wurde dabei mit einer traditionellen Zapfen-Holzverbindung zusammengefügt, die gänzlich ohne Nägel und Schrauben auskommt. Einige Innenwände setzen sich aus 45 x 45 cm großen Holzrahmen zusammen, die mit handgefertigtem Papier bespannt sind. Auf diese Weise spiegelt sich die Nutzung des Gebäudes auch in der Materialität wieder.
Die verwendeten Materialien schaffen nicht nur ein gesundes
Raumklima, sondern fügen sich auch harmonisch in die umgebende
Landschaft ein. Mit den Jahren werden sie sich in ihrer Farbigkeit
verändern und immer mehr der Natur anpassen.
Bautafel
Architekten: Tao,Trace Architecture Office, Peking/ RC
Projektbeteiligte: Bauarbeiter aus der Region
Bauherr: Museum of Handcraft Paper, Xinzhuang, Yunnan/RC
Fertigstellung: 2010
Standort: Xinzhuang, Yunnan/RC
Bildnachweis: Shu He, Peking/RC