Maßnahmen zur Bewältigung von Notfallsituationen behinderter Menschen in Hochhäusern
Bauforschung für die Praxis, Band 103
Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2012
288 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen, kartoniert
Preis: 40 EUR (E-Book 32 EUR)
ISBN 978-3-8167-8713-6
Wie sieht es in öffentlich zugänglichen Gebäuden mit der
barrierefreien Gestaltung von Flucht- und Rettungswegen aus? Welche
baulichen und technischen Maßnahmen sind zu treffen, damit Menschen
mit sensorischen oder motorischen Behinderungen sich im Notfall
selbst retten oder an einem sicheren Platz auf Rettungskräfte
warten können? Um das herauszufinden, wurde die Forschungsarbeit
Maßnahmen zur Bewältigung von Notfallsituationen behinderter
Menschen in Hochhäusern vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und
Raumforschung in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse dokumentiert der
gleichnamige Schlussbericht. Planer, Betreiber und andere
Interessierte können sich darin über die Voraussetzungen zur
Notfallbewältigung für behinderte Menschen informieren, erhalten
einen Überblick über effiziente Maßnahmen sowie konkrete Hinweise
für die Praxis.
In ihrer Analyse der rechtlichen Grundlagen unter Einbeziehung der
DIN 18040-1 Barrierefreies Bauen - Planungsgrundlagen - Teil 1:
Öffentlich zugängliche Gebäude vom Oktober 2010, stellen die
Autoren fest, dass diese Norm wesentliche technische
Voraussetzungen im Sinne des Forschungsvorhabens enthält.
Insbesondere die Abschnitte zu Türen, Aufzugsanlagen, Treppen,
Rampen, Kommunikationsanlagen, Alarmierung und Evakuierung
sowie Notrufanlagen in Sanitärräumen seien dabei relevant. Bei
Aufzügen in Hochhäusern und Versammlungsstätten mit Räumen über
1.000 m² ist die VDI-Richtlinie 6017 Aufzüge – Steuerungen
für den Brandfall zu beachten: Brandfallsteuerungen sind
angeschlossen an die automatische Brandmeldeanlage und sorgen
dafür, dass Aufzüge im Notfall unmittelbar ein Geschoss mit Ausgang
ins Freie anfahren oder im nächstgelegenen, nicht vom Brand
betroffenen Geschoss anhalten und mit geöffneten Türen außer
Betrieb gehen. Notrufanlagen müssen gut zugänglich und auch für
motorisch oder sensorisch Behinderte leicht nutzbar sein; die
Alarmierung gut wahrnehmbar nach dem Zwei-Sinne-Prinzip
funktionieren, also akustisch und optisch. Für Menschen im
Rollstuhl, die sich nicht selbst retten können, sind vor Aufzügen
und Sicherheitstreppenräumen Vorräume einzuplanen, in die Feuer und
Rauch nicht eindringen können.
Für öffentliche Gebäude, beispielsweise den Post Tower in
Bonn, wurden drei verschiedene Notfallszenarien simuliert und die
Ergebnisse bewertet. Einzelne technische und bauliche Maßnahmen zur
Verbesserung der Situation von behinderten Menschen im Notfall sind
tabellarisch aufgeführt und anhand von Bildern erläutert. Außerdem
bietet das Buch eine Zusammenfassung der relevanten Gesetze,
Vorschriften und technischen Regeln. Fazit des Berichtes ist u.a.,
dass bei zukünftigen Neubau- und Sanierungsmaßnahmen die baulichen
und organisatorischen bzw. betrieblichen Maßnahmen in allen
Planungsschritten stärker verknüpft und Evakuierungsübungen
frühzeitig mit einbezogen werden sollten.