Familienhotel im Pustertal
Ein Dachspielplatz vereint Alt und Neu
In alpiner Umgebung, am Rande des kleinen Ortes Ehrenburg im Pustertal, liegt das historische Familienhotel Falkensteiner Family Resort Lido, mit dessen Umgestaltung und Erweiterung das Südtiroler Studio NOA beauftragt wurde. Eine wellenartige Dachlandschaft verbindet den zentralen Altbau mit den Erweiterungsbauten, die beidseitig an den Bestand anschließen – die Besonderheit: Die begehbare Dachstruktur dient als großer Spielplatz, fällt zu den Seiten hin ab und scheint so mit der Landschaft zu verschmelzen.
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Die Familie Falkensteiner gründete an diesem Ort 1957 ihr erstes
Hotel, mittlerweile kamen rund 30 weitere Hotels in sechs
verschiedenen Ländern dazu. Die Identität von Ehrenburg – am See in
alpiner Natur gelegen – sollte beibehalten und geschärft werden,
ebenso wie die Zielgruppe: Familiengerecht und kinderfreundlich
sollte das umgestaltete Gasthaus sein. Dafür wurde die bestehende
Hotelanlage um neue Gebäudeeinheiten, Räume und Funktionen
erweitert.
Ausgangspunkt: Dachgestaltung
Der konzeptionelle Lösungsvorschlag des Architekturstudios stellte das Dach in den Mittelpunkt des Entwurfes: Das traditionelle Satteldach des historischen Hotels wurde durch eine bogenförmige Wellenstruktur ersetzt, die auf Bestand und Neubau liegt. Sie ist nicht nur verbindendes Element des Komplexes, sondern zugleich Freizeit- und Begegnungsort. So sind eine Skipiste, eine Eislaufbahn, ein Spielplatz und Erholungsbereiche integriert. Das Dach erreicht eine Länge von 300 Metern, im mittleren Bereich eine Höhe von 18 Metern und fasst insgesamt eine Fläche von 4.900 Quadratmetern.
Über den neuen Gebäudeteilen besteht das Tragwerk aus Stahlbeton, während in den Bereichen, in denen es auf dem bestehenden Gebäude ruht, ein System aus Stahlträgern und Holz verwendet wurde. Mit Metallschindeln verkleidet, die wie eine zweite Haut den Kurven und Wellen des Daches folgen, gräbt sich das Dach an den Enden in den Boden ein und mutet wie eine begrünte Hügellandschaft an, in dessen Mitte der See liegt. Eine umlaufende Promenade verbindet die verschiedenen Sport- und Freizeitangebote miteinander. Auf der nach Osten hinabfallenden Dachschräge ist die alljährlich befahrbare Skipiste verortet. Am höchsten Punkt des Daches liegt der Eislaufplatz und gen Westen erstreckt sich ein großer Fitnessbereich für Jung und Alt. Eine 120 Meter lange Wasserrutsche schlängelt sich von dort über den See bis ins Untergeschoss des Neubaus, in dem das Schwimmbad und andere Spielbereiche liegen.
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Alte Struktur und neues Innenraumkonzept
Der See bleibt Herzstück der Anlage. Um diesen gliedern sich halbkreisförmig die neuen Gebäudeeinheiten östlich und westlich des Bestandes. Dadurch haben alle Bereiche uneingeschränkten Blick auf das Wasser. Mit der Erweiterung konnten zusätzlich zu den 82 vorhandenen Zimmern 36 neue realisiert werden – und mit ihnen ein neuer Zimmertyp: die sogenannten Nest-Zimmer. Darin hängt ein zusätzliches Bett unter der Decke, angelehnt an Falkennester, das Kindern zum Schlafen oder Entspannen dient. Eine Schiebetür trennt den Elternbereich von den Kinderbetten ab.
Am westlichen Ende des Komplexes wurde ein Hügel künstlich aufgeschüttet, unter dem ein Wellnessbereich für Erwachsene mit Saunen und Ruhebereichen liegt. Gegenüberliegend ist das Schwimmbad mit Außenpool und verschiedenen Spielbereichen für Kinder verortet. Während die Aufteilung in Eingangsbereich und Rezeption beibehalten wurde, zeigen sich im Restaurantbereich die Veränderungen. Er wurde um eine großzügige Terrasse sowie eine Spielfläche für Kinder erweitert. Thematisch orientiert sich die Inneneinrichtung an regionaler Flora und Fauna. Außen betont nicht nur das verbindende Dach, sondern auch die Fassadengestaltung eine Verschmelzung von Alt und Neu mit der Umgebung. Naturholz mit geometrischen Mustern – entliehen der traditionellen Heustadel (Scheunen zum Aufbewahren von Heu) – tragen zur Vereinheitlichung des Fassadenbildes bei.
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Digitale Entwurfsmethoden
Für die unterschiedlichen Entwurfsaufgaben bediente sich das Architekturbüro unterschiedlicher Software: Eine spezielle 3D-Modellierungssoftware wurde für die Entwürfe des Daches genutzt, mithilfe eines Visualisierungsprogramms konnten Rendering und Videos erzeugt werden. Des Weiteren nutzen die Projektbeteiligten ein BIM-fähiges Planungsprogramm, wobei zum Zeitpunkt der Realisierung 2021 das volle Potenzial von BIM noch nicht ausgeschöpft werden konnte. Mit der Einführung eines BIM-Managers wird BIM in kommenden Projekten als ganzheitliche Planungsmethode im gesamten Planungsprozess implementiert werden, so das Architekturbüro. Dies ist vor allem auch im Hinblick auf die italienische Gesetzgebung erforderlich, die BIM als obligatorische Arbeitsmethode für öffentliche Bauten vorsieht. -st
Bautafel
Architektur: NOA
Projektbeteiligte: iPM Engineerin, Brunico (Statik); Studio Troi&Schenk, Varna (Haustechnik); IB Büro (Brandschutz); GM Plan G. Mutschlechner, S. Vigilio (Elektroplanung); Plan 4D, Bozen (Schwimmbadtechnik); Atzwanger, Bozen (Badewassertechnik); Studio L Plan, Bruneck (Beleuchtungsplanung); Bauformat, Vipiteno (Örtliche Bauleitung); Jesacher Geologiebüro, Bruneck (Geologie); Niederbacher, Kaltern (Küchenplanung); Epic Games, Cary (Visualisierungsprogramm Twinmotion); Robert McNeel, Seattle (3D-Modellierungsprogramm Rhinoceros); Graphisoft, Budapest/München (Planungsprogramm ArchiCad)
Bauherrschaft: Falkensteiner Hotels&Residences
Fertigstellung: 2021
Standort: Ehrenburg im Pustertal, Südtirol
Bildnachweis: Alex Filz; Falkensteiner Hotels&Residences
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