Fabrikhalle der E80-Gruppe in Carpineti

Sheddach-Fenster, Fensterfelder, stehende Fenster

Lager- und Fabrikationshallen sind häufig nüchterne Zweckbauten, bei denen sich eine über die reine Funktionserfüllung hinausgehende architektonische Gestaltung meist auf Werbebanner mit farbiger Beschriftung beschränkt. Mit ihrer für Ein- und Ausblicke sowie optimale Belichtung konzipierten Gebäudehaut, bildet die von Studio Bocchi errichtete Fabrikhalle für High-Tech-Metallverarbeitung in einem kleinen Ort nahe Carpineti in der Emilia Romagna, eine Ausnahme.

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Die Halle gehört zur E80-Group, die weltweit mit mehr als 400 Standorten auf Robotik- und Automationssysteme für Industrie und Handel spezialisiert ist. Der Firmensitz der Gruppe befindet sich in Viano, etwa 80 Kilometer westlich von Bologna, und nur knapp 15 Kilometer von Carpineti entfernt. Auf dem Grundstück stand auch zuvor eine Halle, die jedoch nicht mehr den erforderlichen Standards der Industrie 4.0 genügte. Letztere ist besonders durch die Integration von digitalen Technologien in die industrielle Produktion gekennzeichnet.

Lasern, Falzen und Schweißen unter einem Dach

Die neue Fabrikhalle mit einer Fläche von rund 12.000 Quadratmetern und einer Höhe von 11 Metern wurde in einem leicht abgesenkten Terrain errichtet, um das wuchtige Volumen gegenüber den traditionell kleinteiligen Proportionen der Ortschaft zurückzunehmen. Die Halle ist für verschiedene Metallverarbeitungsprozesse ausgelegt, darunter Laserschneiden (im Grundriss 5), Falzen (6) und Schweißen (7). Außerdem bietet sie Platz für Lagerflächen (8), Be- und Entladebereiche (4), technische und administrative Büros (1), Umkleideräume (3) sowie eine Kantine (2) für die Mitarbeitenden. Lackier- und Malerarbeiten (9) werden aus technischen Gründen in einem separaten Anbau durchgeführt.

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Sheddachfenster mit Photovoltaik

Ein Stahlskelett bildet das Tragwerk für den flachen Quader, der von einer Metallhaut umhüllt ist. Mehrere Ein- und Ausgangstüren sowie Tore an allen vier Seiten ermöglichen den Zugang zur Halle. Das Dach ist mit Reihen von Sheddachfenstern ausgestattet, die eine gleichmäßige und blendfreie Belichtung im Inneren gewährleisten. Zugleich dienen die Sheddächer als Tragstruktur für Photovoltaik-Paneele, die das Gebäude mit Energie versorgen.

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Fensterfelder, Lamellen, Glasboxen

Der Haupteingang zu den Büros befindet sich an der Westseite und bietet einen direkten Blick auf den Glockenturm der Chiesa di San Prospero, eine der historischen Kirchen in der Umgebung von Carpineti. Vertikale Lamellen, lackiert in den Firmenfarben Gelb und Schwarz, betonen die Gebäudeecke und dienen gleichzeitig als Sonnenschutz für die zweigeschossigen, großflächig verglasten Büros. Im Inneren setzen sich die transparenten Elemente mit gläsernen Wänden und Türen fort, die Büroarbeitsplätze und Besprechungsräume in separate, schallisolierte Glasboxen unterteilen.

An der Westseite wurden zudem mehrere immergrüne Steineichen gepflanzt, die in einem Wechsel mit dem sichtbaren Tragwerkskelett angeordnet sind. Die Bäume sind charakteristisch für Italien und können bis zu 20 Meter hoch wachsen. Mit der Zeit werden sie diesen Teil der Fassade in eine grüne Wand verwandeln. An der Gebäudeecke setzt ein haushohes Fensterfeld mit einer anthrazit lackierten Pfosten-Riegel-Konstruktion einen Kontrapunkt zu den farbigen Lamellen.

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Türen, Tore und stehende Fenster

Die übrigen Hallenwände sind innen weiß und außen in Anthrazit- und Schwarztönen gehalten. Auf diese Weise wollten die Planenden die Gebäudekubatur nach eigener Aussage visuell minimieren. Nur die jeweils für den Produktionsablauf benötigten Tore und Türen sind eingeschnitten. Die Südfassade dagegen hat durch überhohe, stehende Fenster einen völlig anderen Charakter erhalten: 12 Öffnungen in einem rhythmischen Wechsel von einfacher und doppelter Breite rahmen den Blick auf die grüne, hügelige Landschaft der Emilia Romagna und vermitteln so zwischen Innen und Außen.

Der Entwurf wurde im Jahr 2020 erstellt, Baubeginn war im März 2021. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme der Halle erfolgte im November 2022. -sj

Bautafel

Architektur: Studio Bocchi, Traversetolo, Parma, Italien
Projektbeteiligte: ALE Spa, Sassuolo/Modena (Ausführende Firma); Schüco (Fassade und Fenster)
Bauherr*in: E80 Group, Viano/Emilia Romagna
Fertigstellung: 2022
Standort:
Carpineti, Emilia Romagna, Italien
Bildnachweis: Atelier XYZ über The Architecture Curator

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Beim Begriff Fensterband handelt es sich um eine meist waagerechte Aneinanderreihung von Fenstern, die nur durch Rahmen, Pfosten oder schmale Blindfenster unterbrochen sind (im Bild: zeitgenössische Fensterbänder, Berlin, Gewers Pudewill, 2020).

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Fensterarten

Fensterband

Die meist waagerecht aneinandergereihten Fenster sind nur durch Rahmen, Pfosten oder schmale Blindfenster unterbrochen. Fensterbänder ermöglichen anpassungsfähige Raumteilungen.

Bei einem stehenden Fenster ist die Fensterhöhe ein Vielfaches der Fensterbreite, während bei einem liegenden Fenster die Fensterbreite um ein Vielfaches größer ist als die Fensterhöhe (im Bild: stehendes Fenster in einer Metallhaut).

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Fensterarten

Stehende und liegende Fenster

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