Taika Kindergarten in Seinäjoki
Kleinteilige Gliederung und viel Holz
Die Stadt Seinäjoki im Westen Finnlands hat mehr als 55.000
Einwohner und wächst weiter. Entsprechend steigt auch der Bedarf an
Kinderbetreuungsplätzen. So hat die Kommune das örtliche
Architekturbüro OOPEAA Office for peripheral architecture
beauftragt, einen Neubau mit viel Kapazität zu planen. Um auch
Eltern mit Schichtarbeitszeiten gerecht zu werden, wird Betreuung
rund um die Uhr angeboten. Der Taika Kindergarten bietet 225
Tages- und 60 Nachtplätze für ein- bis siebenjährige
Kinder.
Gallerie
Die Lage in der weitläufigen Stadt ist zentral: Das Grundstück liegt gut erreichbar zwischen einem Wohn- und einem Gewerbegebiet. Viele wichtige regionale Arbeitgeber sind in der Nähe angesiedelt. Auf dem Nachbargrundstück steht eine Grundschule. Das angrenzende Wohngebiet aus den 1950er-Jahren ist weitläufig durchgrünt, zudem reicht dichter Baumbestand bis unmittelbar an den Kindergarten.
Wie eine gewachsene Siedlung
Eine Herausforderung bei der Planung war es, das große
Bauvolumen so unterzubringen, dass trotz der Größe überschaubare
Dimensionen entstehen und die Kinder sich gut orientieren sowie mit
ihren jeweiligen Gruppenräumen identifizieren können. Dafür
verteilten die Architekten die Räume auf vier sternförmig
angeordnete und im Zentrum miteinander verbundene Einzelbaukörper.
Dadurch wird auch der Außenraum gegliedert und es entstehen
unterschiedliche Spielplätze für die verschiedenen
Altersgruppen.
Die Kubatur der zweigeschossigen Gebäudeteile ist an ortstypische Scheunen angelehnt. Satteldächer mit unterschiedlichen Neigungswinkeln und mit variierenden Höhen greifen die Dachlandschaft der Umgebung auf. Dabei sind die längeren Baukörper in zwei Dächer untergliedert: Der First ist senkrecht zur Längsrichtung angeordnet. Das verstärkt den Eindruck einer kleinen gewachsenen Siedlung.
Die Fassaden sind größtenteils mit naturbelassenem Lärchenholz verkleidet – mal senkrecht, mal waagerecht. Vor den zurückgesetzten Verandabereichen läuft die Lattung durch, sodass das ruhige Gesamtbild erhalten bleibt. Einzelne Fassadenflächen sind – wie auch die Dächer – mit verzinktem Stahlblech verkleidet. Farbe ist sehr zurückhaltend eingesetzt; bunte Flächen in Gelb, Rot, Türkis und Blau finden sich vornehmlich in den vor der Witterung geschützten Verandabereichen.
Kleinteiligkeit schafft Identifikation
Der Kindergarten bietet Raum für 12 Gruppen mit je 18 bis 20 Kindern zwischen 1 und 7 Jahren und für 50 Mitarbeiter. Bis zu 60 Kinder können dort nach einem rotierenden System übernachten. Daneben umfasst das Gebäude auch Büroräume für alle regionalen Leiter der Früherziehung. Um das Gebäude effizient zu nutzen, sind bestimmte Räume in den Abendstunden und am Wochenende öffentlich zugänglich, wenn weniger Kinder im Gebäude sind.
Jeweils zwei Gruppen sind einander räumlich zugeordnet und werden gemeinsam erschlossen. Geschützte Ecken und offene Bereiche wechseln sich ab. Neben dem eigentlichen Gruppenraum umfassen die Bereiche jeweils eigene Garderoben, Wasch- und Toilettenräume. Die Schlafräume sind in der Regel zwischen den beiden Gruppenräumen angelegt. Jeweils in einer leuchtenden Farbe gestaltete Innenräume und Einrichtungsgegenstände erleichtern den Kindern die Wiedererkennung und die Identifikation mit der Gruppe. Eine eigene Veranda vor jedem Gruppenraum als überdachter Außenspielplatz ermöglicht den Aufenthalt im Freien bei jedem Wetter.
Im Kern des Gebäudes dient ein offener, zweigeschossiger Raum tagsüber als Speisesaal für die Kinder und verwandelt sich abends in einen Aufführungs- bzw. Aufenthaltsraum für die Öffentlichkeit. Die breite Lesetreppe, die von dort ins Obergeschoss führt, lädt gleichermaßen Kinder und Erwachsene zum Verweilen ein. Auch weitere Gemeinschaftsräume wie eine Holzwerkstatt, ein Leseraum oder eine Turnhalle sind zentral angeordnet.
Wohngesund und gemütlich
Im Innenraum wechseln sich weiß verputzte mit holzverkleideten Wänden ab. Auch das Mobiliar besteht vorwiegend aus Holz. So entsteht im ganzen Gebäude eine freundliche, wohnliche Atmosphäre. Holzbaustoffe sind außerdem diffusionsoffen, haben ein gutes Feuchte- und Wärmeverhalten und unterstützen die Regulierung des Raumklimas. Der Linoleumboden setzt Farbakzente. Zahlreiche Deckenleuchten bringen Helligkeit in die Räume, die vor allem in den langen, dunklen Wintern wichtig ist.
Bei der Materialwahl wurde besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit gelegt und je nach Einsatzbereich unterschiedliche Holzarten verwendet. Lärchenholz ist lokal verfügbar und eignet sich als Fassadenmaterial für die örtlichen Witterungsverhältnisse gut. Mit der Zeit entwickelt es eine silbergraue Patina, die die natürliche Alterung abzeichnet. Die Innenwände sind mit heller Fichte verkleidet. Der Bodenbelag aus Linoleum besteht fast vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen, ist sehr strapazierfähig und lässt sich einfach pflegen. -dg
Bautafel
Architektur: OOPEAA Office for peripheral architecture, Seinäjoki
Projektbeteiligte: Contria Oy, Vasa (Konstruktion); OOPEAA / VSU landscape architects, Seinäjoki (Landschaftsplanung)
Bauherrschaft: Stadt Seinäjoki
Standort: Väinölänkatu 8, 62120 Seinäjoki / Finnland
Fertigstellung: 2017
Bildnachweis: Mikko Auerniitty, Jyväskylä / OOPEAA , Seinäjoki