Seit Beginn der Industrialisierung nimmt der Energiebedarf
weltweit immer weiter zu. Ein zuverlässiger Energielieferant waren
bisher stets fossile Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle, die
zur Produktion von Wärme und Strom genutzt wurden und werden. Doch
beim Verbrennen dieser Rohstoffe entstehen auch umwelt- und
klimaschädliche Emissionen, die in die Atmosphäre gelangen und so
zur globalen Erderwärmung und zum Klimawandel beitragen – und damit
ein großes Problem darstellen. Doch es gibt heutzutage alternative
Methoden der Gewinnung von Wärme und Strom, die zumeist keine
Emissionen verursachen: die sogenannten erneuerbaren Energien. Ihr
Vorteil besteht zudem auch darin, dass sie im Gegensatz zu fossilen
Brennstoffen in unerschöpflicher Menge zur Verfügung stehen. Zu den
erneuerbaren bzw. regenerativen Energiequellen gehören etwa Sonne,
Wind, Wasser und das Erdreich.
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Experten auf der ganzen Welt haben längst erkannt, dass ein
Wandel in der Energiewirtschaft notwendig ist, um den Klimawandel
und die Folgen daraus einzudämmen oder gar zu stoppen. So hat etwa
das sogenannte Klimaschutzgesetz der deutschen Bundesregierung das
Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045. Laut des 2019
vorgestellten Konzept des European Deals will die Europäische Union
als erster Kontinent bis 2050 klimaneutral sein. Ein wichtiger
Hebel bei diesem Vorhaben ist der Bausektor, denn bei der
Errichtung von Gebäuden sowie deren Betrieb werden große Mengen an
Energie benötigt. Fast 40 Prozent der weltweiten
Treibhausgasemissionen werden durch die Baubranche verursacht. Umso
wichtiger wird es künftig sein, diese Energie möglichst
klimaneutral zu produzieren. Dass dies möglich ist, zeigen die
vielen Technologien, die dafür mittlerweile zur Verfügung
stehen.
Gewinnung von erneuerbaren Energien
Energie steckt praktisch in allem. Die Frage ist also lediglich,
ob und in welchen Mengen sie für weitere Zwecke genutzt werden
kann. Die wichtigsten Ausgangsprodukte der heutigen Zeit sind Wärme
und Strom. Sie können universell und für viele verschiedene
Funktionen genutzt werden. Zu den erneuerbaren und regenerativen
Energien, mit denen Wärme und Strom in ausreichenden Mengen
gewonnen werden kann, zählen:
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Sonne
Die in den Sonnenstrahlen vorhandene Energie kann mittels zweier
grundsätzlicher Methoden gewonnen werden:
Photovoltaikmodule (Solarzellen) wandeln die Sonnenenergie in
Strom um, der anschließend im Gebäude vielfältig genutzt werden
kann. Auch Wärmepumpen können mit dem Strom aus einer
Photovoltaikanlage betrieben werden. Überschüssiger Strom kann in
Akkus bzw. Batterien gespeichert oder ins öffentliche Stromnetz
eingespeist werden.
Solarthermieanlagen nutzen die in den Sonnenstrahlen vorhandene
Wärmeenergie, mit der in entsprechenden Modulen Wärme gewonnen
wird. Diese lässt sich für die Warmwasserbereitung oder zur
Heizungsunterstützung nutzen. Die Speicherung der Wärme ist einfach
und erfolgt in sogenannten Pufferspeichern, im Grunde große
Behälter, in denen sich Wasser als Speichermedium befindet.
In PVT-Kollektoren sind beide Technologien miteinander
kombiniert. Dadurch benötigt man weniger Fläche und erreicht so
eine höhere Gesamteffizienz im Vergleich zu separaten Anlagen.
Luft Auch in der Luft befindet sich Wärmeenergie, solange
sie wärmer als der absolute Nullpunkt (0 Kelvin oder -273,15 °C)
ist. Diese Wärme nutzen etwa Luft/Wasser- oder
Luft/Luft-Wärmepumpen, wobei in der Außeneinheit das Trägermedium verdampft wird.
Moderne Wärmepumpen liefern Wärme für Heizung und Warmwasser bis zu
einer (Außen-)Lufttemperatur von rund -20 °C.
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Wind
Ein effektives Mittel zur Gewinnung von Energie sind
Windkraftanlagen (Windturbinen), meist große, einzeln aufgestellte
Windräder. Sie wandeln die Kraft des Winds in eine Drehbewegung um,
die dann einen Generator zur Stromerzeugung antreibt.
Wasser
Eine bewährte und Jahrhunderte alte Methode zur Gewinnung großer
Mengen Energie ist die Wasserkraft. In Wasserkraftwerken wird die
Kraft des fließenden, von der Erdanziehungskraft stets nach unten
strömenden Wassers genutzt, um Wasserturbinen anzutreiben. Diese
Turbinen treiben dann einen Generator an, der wiederum Strom
erzeugt. Wasserkraft kann aus Flüssen oder Stauseen gewonnen
werden. Auch zur Speicherung von Energie eignet sich die
Wasserkraft, indem überschüssige Energie genutzt wird, um Wasser in
einen höhergelegenen See zu pumpen, von wo aus es wieder zum
Antrieb eines Generators eingesetzt werden kann. Einige Konzepte
arbeiten auch mit den Gezeiten oder den Wellen, in denen ebenfalls
regenerative Energie steckt.
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Geothermie
Eine im Grunde unerschöpfliche Wärmequelle
ist die Erde. Ab einer Tiefe von einem Meter bleibt hier die
Temperatur in der Regel konstant über dem Frostpunkt. Sie kann
deshalb gut genutzt werden, besonders in Verbindung mit
Wärmepumpen:
Sole/Wasser-Wärmepumpen gewinnen die Umweltenergie über
Erdwärmesonden (Tiefenbohrung) oder über Erdwärmekollektoren
(Flächenkollektoren). Der Vorteil gegenüber der Luft ist, dass die
gewonnene Umweltwärme immer im frostfreien Bereich, je nach System
auch deutlich darüber liegt und die Wärmepumpe
deshalb effizienter arbeiten kann.
Wasser/Wasser-Wärmepumpen (Grundwasserbrunnen) nutzen indirekt
auch die Energie, die in der Erde steckt, jedoch gewinnen sie sie
aus dem Grundwasser. Es wird zu diesem Zweck an einer Stelle
hinaufgepumpt und nach dem Entzug der Wärmeenergie an einer anderen
Stelle wieder in den Boden geleitet.
Beide Systeme können auch zur Gebäudekühlung genutzt
werden.
Biomasse Unter Biomasse versteht man alle biologischen
Abfälle, die (durch Verbrennung) zur Wärmeproduktion verwendet
werden können, etwa Holzpellets, Hackschnitzel, Scheitholz oder
Pflanzenöl. Diese Rohstoffe haben während ihres Wachstums
Kohlenstoffdioxid aus der Luft gebunden und geben genau dieselbe
Menge beim Verbrennungsvorgang wieder an die Atmosphäre ab. Genau
hier liegt auch der Nachteil von Biomasse: In der Regel wurde das
Kohlendioxid über einen langen Zeitraum zum Wachstum genutzt und
wird beim Verbrennen innerhalb kürzester Zeit wieder freigesetzt.
Die dabei entstehenden Emissionen sind dann wieder umwelt- und
klimaschädlich.
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Biogas
Biogas ist ein brennbares Gas, das durch die Vergärung
verschiedener Arten von Biomasse entsteht. In Biogasanlagen wird es
sowohl aus Abfällen (Pflanzenresten, Lebensmittelabfällen oder
tierischen Exkrementen) als auch nachwachsenden Rohstoffen
gewonnen. Die Produktion von Biogas aus eigens angebauten Pflanzen
wie dem „Energiemais“ ist allerdings kritisch zu sehen. Biogas
besteht hauptsächlich aus Methan (50 bis 70 Prozent) und
Kohlendioxid (30 bis 50 Prozent) und kann zur Energiegewinnung in
Form von Wärme, Strom oder als Kraftstoff genutzt werden. Der
Methananteil von Erdgas beträgt 70 bis 90 Prozent, weshalb es
energiedichter ist. Das bedeutet aus der gleichen Menge Erdgas kann
mehr Energie gewonnen werden.
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Speicherung von erneuerbaren Energien
Während erneuerbare Energien wie Biomasse, Geothermie, Wasser
und Luft immer zur Verfügung stehen, sind Sonne und Wind volatil.
Deshalb ist es wichtig, die daraus gewonnene Energie speichern zu
können. Die Speicherung von Wärmeenergie ist heute längst kein
Problem mehr. Auch Strom kann in Batterien gut gespeichert werden.
Die Batterieforschung macht außerdem große Fortschritte, nicht
zuletzt auch wegen des Bedarfs in der E-Mobilität. Ebenso stehen
Strom- und Wärmenetzwerke zur Weiterleitung überschüssiger Energien
zur Verfügung. Eine weitere Möglichkeit ist die Umwandlung von
Strom oder Wärme in einen anderen, sektorenübergreifend nutzbaren
Energieträger, etwa Wasserstoff (Power-to-X-Technologie). Die
Annahme, dass erneuerbare Energien wegen Speicherproblemen nur zur
Grundlastabdeckung eingesetzt werden können, gilt heute jedenfalls
als überholt.
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