Jagd- und Forsthaus in Tannau
Leim- und nagelfreie Konstruktion aus regionalem Holz
Auf einer Lichtung inmitten des Tettnanger Waldes zwischen
Bodensee und den ersten Ausläufern des Allgäus steht das Jagd-
und Forsthaus Tannau mit klarer Formensprache und von hellem
Holz umhüllt. Aus dem raffiniert verschobenen Walmdach des
eingeschossigen Neubaus ragt auffällig ein schlanker Schornstein
hervor. Das von den Architekten Elmar Ludescher und Philip Lutz
entworfene Forsthaus vereint auf einer Fläche von 14 mal 16 Metern
mehrere Funktionen: Es bietet den Waldarbeitern einen
wettergeschützten Aufenthaltsraum mit Teeküche und Trockenraum,
beherbergt eine Fahrzeughalle mit Werkstatt sowie einen Kühlraum
für erlegtes Wild. Jeder dieser unterschiedlich genutzten Bereiche
hat einen separaten, in zurückgesetzten Nischen liegenden Zugang
auf einer der drei Gebäudeseiten.
Gallerie
Erschlossen wird das Forsthaus über einen Waldweg von Osten. Auf
dieser Seite befindet sich der Eingang in die Wildkammer, die innen
einer modernen Metzgerei gleicht. Während die Nordfassade
fensterlos ausgebildet ist, öffnet sich die Südfassade mit drei
raumhohen, gläsernen Doppeltüren für Fahrzeuge, Geräte und Bauholz.
Innen führt eine Treppe von der Fahrzeughalle zum Lagerraum im
Dachboden.
Über die Nische auf der Westseite gelangen die Forstarbeiter in
den Aufenthaltsraum. Er ist das Herzstück des Haues und bietet
Platz zum Rasten, Essen und Aufwärmen. Wie in den anderen Räumen
sind seine Wände und die Decke aus unbehandelter Weißtanne
gefertigt, der Betonboden ist sichtbar belassen. Die Möblierung,
bestehend aus einer umlaufenden Holzbank, einem langen Tisch und
Stühlen, ist aus hellem Ahornholz getischlert. Fast die ganze Wand
zur angrenzenden Teeküche nimmt ein offener Kamin aus Schwarzstahl
ein. Er wird mit Stückholz aus dem umliegenden Wald beheizt. Die
Stube ist mit 2,46 Meter Höhe rund einen halben Meter niedriger als
die übrigen Räume und erwärmt sich dadurch innerhalb kurzer
Zeit.
Gesund Bauen
Teil der Planung war, dass ausschließlich Holz aus den lokalen landeseigenen Wäldern des Bauherrn, den Baden-Württembergischen Staatsforsten, verwendet wird. Abgesehen von der betonierten Bodenplatte ist das Forsthaus Tannau aus Fichtenholz, Douglasie und Weißtanne aus der Region errichtet. Für die nagelfreie Konstruktion arbeiteten die Architekten eng mit dem Bauherrn, den Handwerkern sowie einem örtlichen Sägewerk zusammen. Vorgefertigte, ganz ohne Leim in Diagonaldübeltechnik hergestellte Brettstapelelemente wurden auf der Baustelle montiert. Wände und Decken sind aus unbehandelten Weißtannendielen zu massiven Elementen gefügt, der Dachstuhl ist in konventioneller Weise abgebunden. Die Fassade, das Dach und der lange Schornstein sind mit Schindeln aus Douglasie verkleidet. Mit der Zeit bewittern die Schindeln und die hölzerne Hülle vergraut. Die äußere Schalung ist hinterlüftet und durch ein Winddeckpapier abgedichtet. Mitten im Wald gelegen, sind die Baustoffe passend zur Umgebung gewählt: nachhaltig und ohne schädliche Substanzen für die Nutzer und die Umgebung. -jb
Bautafel
Architekten: Ludescher + Lutz Architekten, Bregenz
Projektbeteiligte: Bernhard Weithas, Lauterach (Bauphysik); Merz Kley Partner, Dornbirn (Statik); Forst BW, Verw. Friedrichshafen (Holz); Sägewerk Baumann, Wangen (Zuschnitt); Sohm Holzbautechnik, Alberschwende (Herstellung Diagonaldübelholz); Philipp Herburger, Lingenau (Holzschindelmacher); Libor Janca, Opfenbach (Holzschindelmontage); Christoph & Heinrich Breyer Lindau (Fenster); Schreinerei Kathan, Tettnang (Innenausbau); Dieter und Sandkühler, Markdorf (Ofen); Winfried Ruetz, Tettnang (Elektro)
Bauherr: Baden-Württembergische Staatsforste
Fertigstellung: 2015
Standort: Tannau / Tettnanger Wald
Bildnachweis: Elmar Ludescher, Bregenz