Erweiterung eines Weinguts in Heilbronn

Neubau für Veranstaltungen und Degustationen

Schwäbische Toskana wird die Gegend um Heilbronn auch genannt: Weinberge prägen die Landschaft, und der Boden und das Klima prägen wiederum das Terroir des Weins. Auch an den Hängen des Wartbergs nördlich der Stadt wachsen zahlreiche Reben. Auf der Südseite befindet sich zu Füßen der Erhebung das Weingut Albrecht-Kiessling. Bis ins 15. Jahrhundert soll die Geschichte des Familienbetriebs zurückreichen. Das traditionsreiche Gut, an dem sich die Produktionsstätte, das Wohngebäude und ein Flachbau befinden, wurde um einen Neubau mit Verkaufs- und Veranstaltungsräumen erweitert. Entworfen haben das Holz umhüllte Gebäude Müller Architekten.

Gallerie

Profilholzfassade aus Weißtanne

Der zweigeschossige, giebelständige Baukörper ist wie das Wohnhaus der Winzerfamilie in Ost-West-Richtung positioniert und greift dessen Form mit einem rechteckigen Grundriss und Satteldach auf. Der Neubau grenzt westlich an den alten eingeschossigen Verkaufsraum mit Flachdach an. Mit dem südlichen Wohnhaus und dem eingeschossigen Betriebsgebäude im Norden entsteht eine Hofsituation. Prägend ist die Fassade aus Profilholz der Weißtanne. Asymmetrisch verteilte Fensteröffnungen unterbrechen die senkrechte Lattung. Das Satteldach ist genauso wie die benachbarte Produktion komplett mit Photovoltaikmodulen bedeckt.

Veranstaltungen, Verkostung und Aussicht

Der Zugang zu den neuen Räumlichkeiten erfolgt vom Hof aus, durch den ursprünglichen, jetzt modernisierten Verkaufsraum. Er geht in den Neubau über und beherbergt seit der Erweiterung zudem zwei Degustierstuben sowie ein Lager. Über eine Treppe gelangt man ins Obergeschoss: Hier nimmt ein Veranstaltungssaal für bis zu 60 Personen die gesamte Gebäudetiefe ein. Durch einen verglasten Giebel eröffnet sich gen Osten der Blick auf die Weinhänge sowie durch ein großes Fenster im Westen die Aussicht auf Heilbronn. Der gläserne Giebel ist zurückgesetzt, davor entsteht ein überdachter Balkon. Nebenräume wie Küche, Toiletten, Technik und Garderobe befinden sich an der Südseite. 

In den Keller führt ein separater Eingang. Dort befinden sich die Boutique des Weinguts sowie eine kleine Sektmanufaktur und die Barriquefasssammlung. Die gelagerten Weinfässer und -kisten sind durch die Beleuchtung in Szene gesetzt und dienen auch als Kulisse für Workshops.

Wenige, ausgewählte Materialien

Mit der Materialwahl wollten die Architekten eine für die Erzeugnisse passende Umgebung schaffen und legten deshalb Wert auf Lebensmittelechtheit sowie Schadstofffreiheit. Wände, Stützen, Boden- und Deckenplatten des Neubaus bestehen aus Stahlbeton, das Satteldach aus Spannbeton-Hohldielen. Die Wände im Erdgeschoss, im Treppenhaus und in den Nebenräumen des Obergeschosses haben eine Oberfläche aus feinem, weiß gestrichenen Kalkputz. Dieser weist einen hohen pH-Wert auf und ist daher weitgehend resistent gegen Schimmelpilzbefall. Als diffusionsoffenes Material nimmt er zudem Feuchtigkeit auf und gibt sie zeitverzögert wieder ab. Diese feuchtigkeitsregulierende Eigenschaft verbessert das Raumklima und dient einer gesunden Umgebung.

Natursteinplatten bedecken den Boden im Erdgeschoss: Der Belag besteht aus Blaubank-Muschelkalk. Den Veranstaltungsraum im oberen Geschoss prägt die vertikale Holzverkleidung aus Weißtanne mit 40 mal 40 Millimeter starken Profilen. Sie setzt sich in der Dachuntersicht fort; Material und Struktur der Fassadenverkleidung werden damit aufgegriffen. Einen farblichen Kontrast bildet der Bodenbelag aus dunkelgrauem, geschliffenen Gussasphalt. Die Wände des Untergeschosses aus strukturiertem Sichtbeton sind schwarz gestrichen, der Boden ist mit schwarzen Fliesen versehen. Bei der Einrichtung und Dekoration im Haus wird das Thema Wein in verspielter Weise aufgegriffen – seien es Leuchten aus grünen Glaszylindern oder solche aus knorrigen Rebstöcken und Weinflaschen. -dg

Bautafel

Architekten: Müller Architekten, Heilbronn
Projektbeteiligte: Peter Baustatik, Heilbonn (Statik); Hüttinger Ingenieurgesellschaft für Bauphysik, Lehrensteinsfeld (Bauphysik); IB Bunse, Heilbronn (Haustechnikplanung); NIP Planungsgesellschaft, Weinsberg (Elektroplanung); Hoffmann Wohnen mit Holz, Brackenheim (Schreinerei Türen); Performa Möbel und Design, Brackenheim (Schreinerei Altholz); Widmann Holzbau, Siegelsbach (Holz Innenausbau); Hartmut Klumpp, Großbottwar (Küche)
Standort: Im Breitenloch 37, 74076 Heilbronn
Bauherr: Annette und Peter Albrecht
Fertigstellung: 2018
Bildnachweis: Fotografie Dietmar Strauß, Besigheim

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