Freizeitzentrum Jardin Robinson du Lignon in Vernier
Grüne Oase zwischen Rhône und Großsiedlung
In der weiten Rhôneschleife westlich von Genf liegt die Gemeinde Vernier, die vor allem durch die Großsiedlung Cité du Lignon geprägt ist. Ein mehr als einen Kilometer langer, mäandernder Riegel mit 29 bis 34 Geschossen und zwei Scheibenhochhäuser bieten viel Wohnraum. Auch ein großes Einkaufszentrum, eine Kirche, eine Veranstaltungshalle und ein Schulkomplex wurden hier in den 1960er- und frühen 70er-Jahren errichtet. Dennoch öffnen sich zum bewaldeten Ufer der Rhone Wiesen und Grünflächen. Auf diesem schmalen grünen Rand befindet sich, direkt neben neben der Schule, bereits seit 1970 das Freizeitzentrum Jardin Robinson du Lignon. Der gemeinnützige Verein bietet auf dem Gelände und im Gemeindehaus Kindern und Jugendlichen einen naturnahen Ort zum Treffen, Spielen und für andere gemeinsame Freitzeitaktivitäten. Nachdem das alte Gebäude abgerissen werden musste, lädt nun ein eingeschossiger, lichter Neubau nach Plänen von Stendardo Menningen Architectes Raum zum Aufenthalt ein.
Gallerie
Kleinod und grüne Oase zwischen Wasser, Wald und
Beton
Mit dem zu Füßen von den Hochhäusern liegenden Jardin Robinson
du Lignon gibt es ein vielfältiges Angebot für Kinder und
Jugendliche zwischen sechs und dreizehn Jahren: Während auf dem
Außengelände mit Spielplatz naturnahe und tierische Erfahrungen
gemacht werden können – Tiere wie Ponys, Ziegen, Kaninchen,
Schildkröten sind auf dem Areal unterberacht –, bietet das neue
Gemeindehaus einen überdachten Raum für gemeinsame Mahlzeiten,
werken, basteln und andere organisierte gemeinsame Aktivitäten. Der
Neubau, eine Betonkonstruktion mit Holzfassade, Holzrahmen und
vielen Fensteröffnungen, umfasst einen Hauptraum mit Werkstatt und
vorgelagerter Loggia, eine Küche, Toiletten und ein Büro. Der Clou:
Das Dach ist begehbar. Über eine Außentreppe zugänglich, sind hier
ein Gemüsegarten in 30 Kästen und ein Wasserbecken erreichbar.
Der Neubau des Freizeitzentrums liegt an einem Hang eingebettet zwischen der Schule und einem zum Fluss führenden Fußgängerweg, der in eine Brücke mündet. Aufgrund der topographischen Anforderungen und dem Anspruch, ein offenes Haus zu gestalten, wählten die Architekturschaffenden einen polygonalen Grundriss. Während die längste der sechs Seiten samt Loggia und vorgelagerter Terrasse zum bewaldeten Ufer im Nordwesten ausgerichtet ist, ist die südöstliche Fassade zum Weg hin diagonal eingestellt.
Ein- und Ausblicke
Die Fassade ist von dunklem Eichenholz umhüllt: Großzügige
Fensterflächen werden aus massiven Holzstreben, die teils
vorgestellt und teils flächig eingebunden sind, strukturiert. An
schräg gewachsene Stämme und Äste erinnern dabei die Balken. Die
ins Grüne ausgerichtete nordwestliche Fassade und die kürzere
nordöstliche Fassade sind mit bodentiefen rechteckigen Fenstern
ausgestattet. In der südöstlichen Fassade hingegen haben die
Fensteröffnungen dreieickige und fünfeckige Formen. Durch die
vielen Aus- und Einblicke soll eine Beziehung von Innen und Außen
hergestellt und der öffentlichen Charakter des Gebäudes betont
werden. Auch kann viel Tageslicht einfallen.
Offenes Raumprogramm
Der Innenraum ist von
Sichtbetonwänden, hölzernen Einbauten und den großflächigen
Fensterflächen gekennzeichnet. Der Hauptraum des Hauses verfügt
über eine Küche mit Zugang zur Loggia sowie eine Werkzeile. Durch
bewegliche Trennwände wird die Aufteilung der großen Fläche den
Benutzerinnen und Benutzern offen gelassen. So ist eine flexible
Verwendung der Räumlichkeiten entsprechend der individuellen
Aktivitäten möglich. Eine von Beton- und Holzwänden gerahmte Treppe
aus Holz führt auf eine erhöhte Ebene – und lädt die Kinder zum
Runterrutschen zwischen den Stufen ein. Angrenzend an diesen
Treppenkern befindet sich das Büro. Ein von vier Fenstern
durchbrochener Kern ermöglicht den begleitenden Pädagogen und
Pädagoginnen, einfach den Überblick über die einzelne
Bereiche, dem Eingang und dem Galeriegeschoss zu behalten.
Leuchten als kreisrunde Scheiben und gläserne Tropfen
Funktional und klar sind die gewählten Leuchten: Aufgrund der schallharten Betonwände und -decken kommen zur akustischen Verbesserung im Eingangsbereich und im Hauptraum Schallabsorber zum Einsatz. Runde weiße Absorber mit verschiedenen Durchmessern sind in unterschiedlicher Höhe an der Decke montiert. Zwischen den kreisrunden Schallabsorbern befinden sich versetzt angeordnet freistrahlende runde Leuchten mit weißem Acrylgehäuse. Die LED-Leuchtmittel geben ein warmweißes helles Licht ab, das jedoch nicht blendet und aufgrund des randlosen Diffusors besonders homogen wirkt. Eingefasst werden die leuchtenden Scheiben von dunklem Metall und Kunststoff.
Im Gegensatz zu der eher diffusen Beleuchtung im
Aufenthaltsraum, wurde in der Loggia sowie im Küchenbereich auf
stärker aufhellende Deckenbeleuchtung gesetzt. In die Betondecke
integrierte Spots mit gleichem Radius vereinfachen so die
Orientierung im Außenbereich und das Arbeiten in der Küche. Im Büro
kommen tropfenförmige Deckenleuchten aus Glas zum Einsatz. Die
warm-weiß strahlenden Leuchten erzeugen durch ihre Größe und Form
eine schwebende skulpturartige Wirkung im Raum. -kl
Bautafel
Architektur: Stendardo Menningen Architectes SMA, Genf
Projektbeteiligte: Associés successeurs des Ateliers Casaï, Petit-Lancy (Holzbau); Balzan & Immer, Vernier (Bodenbeläge); Restorex Cuisines Professionnelles, Contey (Küchenausstattung); Scholl-Métal, Meyrin (Metallbau); Steimer Menuiserie Charpente, Meyrin (Holzbau Innenausstattung)
Fertigstellung: 2018
Bauherr/in: Gemeinde Vernier
Standort: Place du lignon 26, 1219 le Lignon, Schweiz
Bildnachweis: Federal Studio