Putzbeschichtungen

Das Verputzen von Außenwänden ist historisch wie auch heute eine der häufigsten Fassadenbeschichtungen. Putze ebnen das raue Mauerwerk und dichten es gegen Witterungseinflüsse ab.

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Materialien und Zusammensetzung

Für historische Putze wurden in der Regel Materialien wie Kalk, Gips, Lehm oder Leim verwendet, gemischt mit Wasser und verschiedenen Zuschlägen. Zum Einsatz kamen meist ein- oder zweilagige Kalkputze. Die genaue Zusammensetzung der Putze – ob aus Luftkalk, hydraulischem Kalk, Marmor- oder Weißkalk sowie Zuschlägen wie Ziegelmehl, Puzzolane oder Sand – hängt von der Entstehungszeit, der Lage des Objekts, dem Bauwerk selbst und den am Bau Beteiligten ab. Bei der Sanierung historischer Putze ist deshalb immer eine sorgfältige Bestandsuntersuchung notwendig.

Erhalt historischer Putze

Altputze könnten häufig mit relativ geringem Aufwand ausgebessert werden, doch fehlen heute oft die Fachkräfte mit dem nötigen Wissen für traditionelle Techniken. Deshalb wird der vorhandene Putz vielerorts komplett entfernt, um einen gleichmäßigen Untergrund zu schaffen. Aufgrund der unterschiedlichen Beschichtungen, Putzträger oder Mauerwerke ist dieser Bestandsuntergrund jedoch zumeist sehr heterogen und muss mit speziellen Maßnahmen vorbereitet werden, bevor er neu verputzt werden kann.

Die Langlebigkeit eines Putzes hängt unmittelbar mit einer fundierten Diagnostik und einem darauf abgestimmten, in sich schlüssigen Putzaufbau zusammen. Schichtdicken, die Vorbehandlung des Untergrundes, Schichtaufbauten und Anstrichsysteme müssen aufeinander abgestimmt sein.

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Die gängigsten Putze

  • Kalkputze
    Luftkalkputze werden überwiegend bei der Altbausanierung und in der Denkmalpflege eingesetzt. Aufgrund ihrer guten Wasserdampfdiffusionsfähigkeit haben Kalkputze im Zuge des ökologischen Bauens wieder an Bedeutung gewonnen. Sie sind zwar nicht schlagregenfest, können jedoch Wasser aufnehmen und schnell wieder abgeben.

  • Gipsputze
    Für Fassaden werden Gipsputze nur noch selten, meist bei Denkmalsanierungen, verwendet. In Innenräumen sind sie jedoch in verschiedenen Varianten immer noch vertreten

  • Zement- und Zementkalkputze
    Diese Putze sind relativ starr und haben eine hohe Druckfestigkeit. Je nach Aufbau und Zusammensetzung können sie wasserundurchlässig und frostsicher sein, weshalb sie häufig im Sockel- und Kellerbereich Verwendung finden.

  • Silikatputz
    Silikatputze sind mineralisch, wasserglasgebunden und häufig mit einem Kunstharzanteil vergütet. Aufgrund ihrer hohen Wasserdampfdurchlässigkeit werden sie häufig bei der Sanierung von Altbauten eingesetzt. Silikatputze gelten als sehr haltbar und alterungsstabil.

  • Silikonharzputz
    Silikonharzputze werden seit den 1990er-Jahren überwiegend als Oberputze eingesetzt. Sie besitzen ein gutes Diffusionsvermögen und sind gleichzeitig wasserabweisend. Das heißt: Dampf kann von innen nach außen diffundieren, während die Oberfläche schlagregenfest ist und aufgrund ihrer Mikrostruktur auch noch über eine gute Selbstreinigung verfügt.

  • Kunstharzputz
    Kunstharzputze sind organisch gebundene Beschichtungen mit putzartigem Aussehen. Sie sind kaum diffusionsoffen und deshalb in der Denkmalpflege unerwünscht. Sie werden häufig als Oberputz von Wärmedämmverbundsystemen verwendet, da sie sich den thermisch bedingten Formveränderungen des Untergrundes problemlos anpassen.

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Planungshilfen und Normen

Die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege (WTA) hat ein Merkblatt über die „Beurteilung von Mauerwerk – Mauerwerksdiagnostik“ veröffentlicht, das ein systematisches Vorgehen für die Instandsetzungsplanung beschreibt (siehe Surftipps). Ergänzend bieten Teil 1 und 2 der DIN 18550: Putz und Putzsysteme mit dem Änderungsblatt A1 von 2022, praxisgerechte Grundlagen für Planung, Ausführung und Instandsetzung von Innen- und Außenputzen. Für Lehmputze gilt die DIN 18947: Lehmputzmörtel – Anforderungen, Prüfung und Kennzeichnung. Richtlinien und Merkblätter von Verbänden, Empfehlungen und Appelle des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz (DNK) sowie Leitfäden der Landesdenkmalämter, helfen dabei, den Erhalt und die fachgerechte Restaurierung historischer Putze im Denkmalbereich sicherzustellen.

Fazit

Aus ökologischer und denkmalpflegerischer Sicht ist es sinnvoll, historische Putze zu erhalten. Neue Untersuchungsmethoden und spezialisierte Handwerksbetriebe erleichtern heute die fachgerechte Analyse und Sanierung. Insgesamt wird stärker auf diffusionsoffene, mineralische Systeme gesetzt, um Bauten langlebig, reversibel und umweltgerecht zu schützen.

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