Typische Heizwärmeverluste verschiedener Baualtersstufen
Einsparpotentiale durch nachträglich einzubringende Wärmedämmung
Energiesparpotential
Die Gebäude der unterschiedlichen Baualtersstufen vom Fachwerkhaus bis zu den
Plattenbauten der 1970er Jahre haben typische
Schwächen hinsichtlich ihres Energieverbrauchs. Je nach vorhandener
Bauweise sind die Einsparpotentiale durch nachträglich
einzubringende Wärmedämmung unterschiedlich hoch. In der Regel kann
durch Wärmedämmmaßnahmen der Energieverbrauch um mehr als die
Hälfte reduziert werden:
Baualterstufe | Einsparpotential |
Fachwerkhäuser | 75 – 85 % |
Gründerzeit | 55 – 65 % |
20er Jahre | 60 – 70 % |
50er Jahre | 70 – 80 % |
60er Jahre | 65 – 75 % |
70er Jahre | 55 – 65 % |
Die Werte beziehen sich auf eine umfassende Modernisierung der Gebäude mit Wärmedämm-Maßnahmen bei den vier wichtigsten Bauteilen
- Außenwand,
- Fenster,
- Dach oder oberste Geschossdecke,
- Kellerdecke
Fachwerkhäuser
Fachwerkhäuser haben ein besonders hohes Einsparpotential. Bei den Gebäuden dieser Baualtersstufe sind es insbesondere die dünnen und wenig wärmedämmenden Außenwände, die zum hohen Energieverbrauch beitragen. Nachträgliche Wärmedämmung der Außenwände ist allerdings beim unverkleideten Fachwerkhaus mit Sichtfachwerk schwierig. Sie kann, ohne das Erscheinungsbild des Gebäudes zu verändern, nur innenseitig angebracht werden. Fehlerhafte Ausführung der Innendämmung führt zu vermehrtem Feuchteanfall im Wandquerschnitt und beim Fachwerkhaus langfristig zur Schädigung der Holzkonstruktion.
Gründerzeit und 1920er Jahre
Das Energiesparpotential der Baualtersstufen Gründerzeit und 20er Jahre ist nicht ganz so hoch wie das der Fachwerkhäuser. Dies erklärt sich durch die teilweise große Wandstärke von Außenwänden mit entsprechend guter Dämmwirkung und die sorgfältige Ausbildung der Fenster (Kastenfenster).
Trotzdem ist das Einsparpotential mit mehr als 50% der Heizenergie so groß, dass wärmedämmende Maßnahmen ein zentraler Bestandteil jeder Modernisierung von Gebäuden dieser Baualterstufe sein müssen.
1950er und 1960er Jahre
Die Gebäude der Baualtersstufen 50er Jahre und 60er Jahre wurden vor dem Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung im Jahre 1977 errichtet. Sie weisen sehr schlechte Wärmebilanzen auf.
Bei den Gebäuden der 50er Jahre wurde aus wirtschaftlicher Notwendigkeit der Materialeinsatz so gering wie möglich gehalten werden, daraus resultieren
- verhältnismäßig dünne Außenwände,
- einfach konstruierte Fenster,
- ungedämmte Dächer und Kellerböden.
In den 60er Jahren findet man häufig aufgelöste Grundrisse mit Nischen, vor- und rückspringenden Fassaden, die durch ihre große Oberfläche einen entsprechend großen Wärmeverbrauch hervorrufen. Die in diesem Jahrzehnt besonders geringen Energiekosten haben aus Sicht der damaligen Zeit eine Investition in Wärmeschutzmaßnahmen als nebensächlich erscheinen lassen.
Dies ist aus heutiger Sicht völlig anders. Gerade bei den Gebäuden der Baualtersstufen 50er und 60er Jahre sind nachträgliche Wärmedämmmaßnahmen besonders wirtschaftlich. Hinzu kommt, dass diese Gebäude in großer Anzahl vorhanden sind, und dass gerade die Gebäude dieser Baualtersstufe ein Nutzungsalter erreicht haben, das eine grundlegende Modernisierung erforderlich macht. In diesem Zusammenhang wird die Wärmedämmung zum Teilbereich ohnehin notwendiger Modernisierungsmaßnahmen.
1970er Jahre
Die Plattenbauten der 70er Jahre, vor allem in den neuen Bundesländern, haben einen geringeren Energieverbrauch als Gebäude früherer Baualtersstufen. Dies mag zunächst verwundern, gilt es doch als allgemein bekannt, dass sich diese Gebäude durch undichte Fenster, und schlecht regelbare Heizungen auszeichnen. Durch die kompakte Bauweise haben die Gebäude dieser Baualtersstufe jedoch eine sehr geringe Oberfläche im Verhältnis zum beheizten Bauvolumen. Sie weisen außerdem nicht unerhebliche Dämmstoffstärken im Bauteilquerschnitt auf. Trotzdem beträgt das Einsparpotential bei Gebäuden dieser Baualtersstufe noch bis zu 50% der vor Modernisierung benötigten Heizenergie.