Historische Dachgauben
Form und Funktion
Dachgauben dienten zunächst vorrangig der Belüftung und Belichtung von Dachböden. Im Laufe der Jahre entwickelte sich eine Vielfalt von Formen und sie wurden zu einem wichtigen und beliebten Gestaltungselement von Dachlandschaften. Darüber hinaus bieten sie in nachträglich ausgebauten Dachräumen einen Zugewinn an Fläche. Je nach Zeitalter und Region unterscheiden sich die Konstruktionsweisen und Formen. Auch die Dachdeckungsmöglichkeiten und die Ausbildung des Hauptdaches spielten eine wichtige Rolle bei der Wahl der Gaube.
Gallerie
Schleppgaube
Als älteste Form gelten die weitverbreiteten Schleppgauben, die
anfänglich als einfache Dachluken zur Belüftung von Dachspeichern
eingesetzt wurden. Aus dieser Funktion resultiert auch ihre Form:
Ein Stück Dachfläche wurde hochgeklappt, blieb jedoch stets wie ein
Pultdach leicht nach unten geneigt. Dadurch entsteht eine
rechteckige Stirnseite, in die später das Fenster integriert wurde.
Die Seitenflächen bilden Dreiecke aus, deren Verkleidung der
übrigen Dachdeckung entsprach oder sich daran anpasste.
Schleppgauben kamen insbesondere auf steil geneigten
Satteldachflächen zum Einsatz.
Sattelgaube
Diese häufig verwendete Form wurde zunächst nur in kleinerer
Ausführung reihenförmig nebeneinander auf Sattel- oder
Mansarddächern angeordnet, die unterschiedliche Dachneigungen
aufweisen konnten. Die Fenster waren in der Regel im Hochformat und
wurden durch Sprossen unterteilt. Das Giebeldreieck oberhalb des
Fensters wurde meist durch eine besondere Gestaltung
hervorgehoben.
Zwerchhaus
Das Zwerchhaus stellt hinsichtlich seiner Größe und Anordnung eine
Weiterentwicklung der Sattelgaube dar. Bei ein- oder sogar
mehrgeschossigen Zwerchhäusern geht die senkrechte Fassade des
Gebäudes unmittelbar in eine Giebelfläche über, sodass die Gaube
auf der tragenden Außenwand aufliegt und durch ihr Volumen ein
größeres Nebendach entsteht. Der First dieses Nebendaches verläuft
rechtwinklig zum Hauptfirst.
Walmgaube
Im Gegensatz zur Sattelgaube ist das Dach der Walmgaube am
Giebeldreieck leicht nach hinten geneigt, sodass drei Dachflächen
mit entsprechender Traufe entstehen. Dadurch kann die Gaube, je
nach Größe und Neigung des Walms, mit oder ohne First realisiert
werden. Die Walmgaube stellt eine Kombination aus Schlepp- und
Sattelgaube dar.
Dreiecksgaube
Diese Form kam meist dann zum Einsatz, wenn nur kleine Öffnungen im
Dachraum benötigt wurden. Sie besteht aus zwei dreieckigen Flächen,
die das Satteldach ausbilden und einer dreieckigen Stirnseite.
Jedoch besitzen Dreiecksgauben weder senkrechte Seitenflächen noch
eine Traufe. Durch ihre verhältnismäßig geringe Fensterfläche
erreicht diese Gaubenform einen nur mäßigen Licht- und
Raumgewinn.
Fledermaus- oder Fischmaulgaube
Bei der Fischmaul- oder Fledermausgaube handelt es sich um eine
geschwungene Schleppgaubenform ohne Seitenwangen, die häufig in
Norddeutschland bei weichen Bedachungen, wie z. B. Reetdächern,
eingesetzt wurde. Aufgrund ihrer oberen Wölbung gleicht sie ebenso
einem Ochsenauge, sodass die Bezeichnung variiert. Die Form ließ
sich nur mit einem kleinformatigen Dachdeckungsmaterial
realisieren.
Rundbogengaube
Die flache Rundbogengaube unterscheidet sich von der Fischmaulgaube
nur dadurch, dass ihr Dach einen definierten Segmentbogen aufweist,
dessen Enden bis zur Dachfläche herunter reichen. Die
Rundbogengaube passt sich entweder abgeschleppt oder waagerecht in
die vorhandene Dachfläche ein. Die senkrechte Fensterfläche wird
durch ein schmales Kreissegment gebildet. Je steiler jedoch der
Rundbogen ausgeprägt ist, desto stärker ändert sich auch die
gesamte Form der Gaube, sodass auch ein hohes und schmales Format
mit Rundbogenabschluss hergestellt werden kann. Diese Form wird
auch als Tonnengaube bezeichnet.