Örtliche Verwerfungen
Wellenartige Oberflächenunebenheiten, die bei der Herstellung
thermisch vorgespannter Gläser auftreten, werden als örtliche
Verwerfungen oder Rollerwaves
bezeichnet. Sie gelten als optischer Mangel, da sie die Homogenität
der Glasoberfläche negativ beeinträchtigen.
Bedingt durch den Vorspannprozess ist es nicht möglich, ein Glas
thermisch so zu veredeln, dass es die Geradheit (Planität)
von normal gekühltem Floatglas
besitzt. Grund dafür ist der komplexe Vorspannvorgang: Damit eine
Glasplatte beim Vorspannen
eben bleibt, darf die Vorspanntemperatur 621 ± 3°C nicht
übersteigen. Thermodynamisch ist das im alltäglichen
Produktionsprozess, das den unterschiedlichen Einflüssen unterliegt
(wechselnde Glasdicken, Beschichtungen, Ofentemperatur, etc.),
nicht zu gewährleisten. Wird die Glasplatte über die optimale
Temperatur erhitzt, sackt sie zwischen die Transportrollen des
Vorspannofens und die wellenartigen Unebenheiten werden in die
Scheibe eingeprägt. Auch lokale „hot spots“ im Ofen, d.h.
überdurchschnittlich heiße Bereiche, können zu diesem Problem
führen.
Die Bestimmung der Geradheit, d.h. die Messung der örtlichen
Verwerfungen, erfolgt nach DIN EN 12150-1 Glas im
Bauwesen – Thermisch vorgespanntes
Kalknatron-Einscheiben-Sicherheitsglas. Dabei wird ein
Haarlineal oder ein gespannter Draht parallel und mit einem Abstand
von 25 mm zur Glaskante befestigt; die Messstrecke beträgt 300 mm.
Gemessen wird der Abstand zwischen gerader Kante und dem höchsten
Punkt der Verwerfung, also die maximale Stichhöhe (sh. Abb. 2).
Ausgedrückt wird die örtliche Verwerfung als Verhältnis der
höchsten Abweichung in Millimeter bezogen auf die definierte
Messstrecke, also in mm/300 mm Länge. Für horizontal vorgespanntes
Floatglas (DIN EN 572-2 Glas im Bauwesen – Teil 2:
Floatglas) ist nach DIN EN 12150-1 eine örtliche Verwerfung von
0,5 mm/300mm zulässig.
Neben den örtlichen Verwerfungen wird auch die generelle
Verwerfung der Glasscheibe definiert.
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