Hotel- und Theaterumbau Rigiblick in Zürich/CH
Sanierung eines denkmalgeschützten Doppelprojekts
Oberhalb der Stadt Zürich entstand 1901 dank der prächtigen
Aussicht, der Nähe zur Natur und der Anbindung an den Spazierweg
zwischen Irchel, Zürichberg und Zoo, ein Restaurant mit Theatersaal
namens „Rigiblick“. Architekt war der damalige Kantonsrat Albert
Grether. Die Außenanlage wurde vom Gartengestalter Evarist Mertens
und seinen Söhnen, den Gebrüder Mertens, geplant. Im gleichen Jahr
wurde die Seilbahn Rigiblick eröffnet, welche bis heute die
öffentliche Erschließung des ehemaligen Kurhauses gewährleistet.
1915 erwarben die ZFV–Unternehmungen die Liegenschaft. 1976 wurde
sie an die Stadt Zürich verkauft. Im Jahr 2002 kauften die
ZFV-Unternehmungen das Hauptgebäude zurück, das Theater blieb im
Besitz der Stadt und wird durch den Theaterverein Rigiblick
weiterhin betrieben.
Mit der kompletten Sanierung und der heutigen Wiedereröffnung wurde
das Anwesen wieder zum öffentlichen Ort über der Stadt Zürich: als
Aparthotel, Gast- und Theaterhaus mit Blick in die Berge, über die
Stadt und in das Limmattal.
Gallerie
Sanierung/Modernisierung
Das unter Denkmalschutz - in der Schweiz Heimatschutz tituliert -
stehende Gebäude wurde von den unsensibel angefügten Zu- und
Anbauten aus verschiedenen Zeitepochen befreit und auf seine drei
Grundbaukörper zurückgebaut:
Hauptgebäude, Treppenturm und ehemaliger Kursaal. Eine
Betonterrasse wurde abgebrochen und durch eine neue aufgeständerte
Holzterrasse ersetzt. Die neue unterirdische Parkgarage steht
sowohl den Gästen der beiden Restaurants und dem Hotel als auch dem
Theater zur Verfügung.
Im Sockelgeschoss wurde ein neues Bistro eingefügt, das über
quadratische Fenster, belichtet wird. Darüber in der Belletage
liegt das renovierte Restaurant, wiederum belichtet über drei, in
die alten Fensteröffnungen als Solitär eingefügten Quadratfenster.
Sie rahmen die Sicht über die Stadt und verbinden in der Fassade
die Achsen mit dem Sockelgeschoss. Die mittig im Raum stehenden
quadratischen Pfeiler betonen die Zentralität der annähernd
quadratischen Räume. Dunkler Eichenboden, eierschalenfarbene Wände
und Decken sowie spezielle Leuchten und Möbel charakterisieren eine
dezente historische Anlehnung an das ehemalige Restaurant. Die in
separaten Einbauten eingehausten Buffets unterstützen schlichte
Raumwirkung.
In den beiden darüber liegenden Dachgeschossen wurde ein kleines
Apartementhotel mit insgesamt sieben Zimmern eingebaut. Der
Treppenturm zwischen dem Hauptgebäude und der neuen Terrasse ist
der eigentliche Angelpunkt der Anlage.
Durch einen neuen, ebenerdigen Haupteingang und einem wieder
geöffneten runden Fenster in der Achse des Turmes wird die
Frontansicht zur Stadt zusätzlich bereichert. Eine schlichte,
homogene Farbgebung von Treppen, Wänden und Decken macht den Raum
zu einem zu einem zusammenhängend gestalteten Foyer und
Eingangsraum der beiden Restaurants. Farbige Gläser, gefasst in
breite, dunklen Rahmen, fokussieren die Aussicht zur Stadt und ins
Grüne, aber auch ins Restaurant und ins Bistro.
Seitlich an den Turm wurde ein Lift angefügt.
In der Verlängerung liegt der "aufgehöckerte Monitor", welcher den
alten verandaartigen Aufbau ersetzt. Nebenan wurde auch der alte
Theatersaal mit Foyer saniert. Die neue Treppe mit dem darunter
liegenden neuen Hauptzugang betont die Symmetrie des Gebäudes und
bezieht sich wie beim ursprünglichen Projekt auf den mittig
aufgesetzten Turm auf dem Dach. Unter der klassisch geschwungenen
Betontreppe gelangt man über Windfang, Foyer und Treppenaufgang zum
Theater. Mit einfachen Mitteln - wie der Betonung der Betonstützen
und -decken, dem dunklen Eichenboden, der warmen Farbgebung und dem
Einfügen einer multifunktionellen Wand für Ausstellungen - wird das
Foyer ebenfalls ästhetisch beruhigt.
Im Kontrast zur spezifischen Farbgebung des Theatersaals - silber,
grau und schwarz - mit raumhohen bordeauxroten Vorhängen werden die
Elemente des 19. Jahrhunderts wie Holzvertäfelung, und verzierte
Konsolen herausgearbeitet.
Auch das Farbkonzept der Tiefgarage im Hang ist überlegt: die silberfarben glänzende Decke und die Stützen mit integrierter Beleuchtung versetzen den Raum in einen schwebenden Zustand: oben " leicht", unten "schwer". Damit wird auch die Schräglage des Raumes im Hang überspielt. Die Seitenwände sind grün gestrichen, wodurch sich die Garage über die vier ebenfalls grün ausgestrichenen Öffnungen an der Germaniastrasse als "grüne Schublade" mit der Bepflanzung des abfallenden Hügels verbindet.
Bautafel
Architekten: Burkhalter Sumi Architekten GmbH, Zürich
Projektbeteiligte: Marianne Burkhalter, Christian Sumi (Projektleitung); Virag Kiss, Aret Tavli, Marius Baumann, Michael Mettler (Mitarbeiter); Archobau, Chur (Bauleitung); Dr. Lüchinger + Meyer, Zürich (Tragwerksplanung); Polke, Ziege, von Moss, Zürich (Haustechnik); Vogt , Zürich (Landschaftsarchitekten);
Bauherr: ZVF-Unternehmungen, Zürich (Hotel/Restaurant), Amt für Hochbauten der Stadt Zürich (Theatersaal)
Fertigstellung: 2004
Standort: Germaniastraße 97/99, Zürich
Bildnachweis: Heinrich Helfenstein, Zürich