Amtsgericht in Bad Liebenwerda
Umbau und Ergänzung einer Schlossanlage
Bad Liebenwerda wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Kurstadt wegen seiner eisenhaltigen Moorbäder bekannt. Erst nach der Wende wurde der Ort als Rehabilitationszentrum ausgebaut. Neben dem Kurbad bildet auch ein mittelalterlicher Wehrturm als Ruine einer ehemaligen Wasserfeste - der Lubwartturm - eine bekannte Landmarke. Mit dem Umbau und der Erweiterung des Gerichtsgebäudes, das im ehemaligen Schloss Platz gefunden hatte, erhielt das Städtchen ein attraktives Pendant zum gegenüberliegenden, mächtigen Turm. Während das Schlossgebäude das bestehende Strafgericht aufnahm, sollte das Grundbuchamt im ehemaligen Preußischen Hafthaus untergebracht werden. Über den Ruinen des ehemaligen Gefängnisses sollte zwischen vor beschriebenen Bauten ein Neubau für das Zivilgericht errichtet werden.
Gallerie
Sanierung/Modernisierung
Den 1993 ausgeschriebenen Wettbewerb konnte das Berliner
Architektenteam mit einem städtebaulich prägnanten Zirkelschlag
gewinnen. Durch Abriss des Großteils der Grundfesten des
Gefängnisses konnte die alte Burgfreiung, der Hof vor dem Schloss
sichtbar gemacht werden. Die Flucht der ehemaligen Schlossmauer
definiert ein dreigeschossiges Gebäude im Halbkreis. Angebunden an
die mittige Flurachse des Schlosses verläuft ein gekrümmtes Atrium
mit Glasdach um die zentralen Gerichtssäle, die nach dem Vorbild
einer mittelalterlichen Gerichtslaube von einem über dem Foyer
aufgeständerten Würfel symbolisiert werden. Vom Atrium aus werden
radial Besprechungszimmer und Verwaltungsräume erschlossen, die
sich zum unmittelbar davor liegenden Mühlbach und hin zur
Auenlandschaft orientieren. Um den Eindruck einer überdeckten
Arkadengasse zu verstärken, wurde ein Bodenbelag aus Gneis gewählt,
der in den Gassen der Stadt allerorten anzutreffen ist. Während der
zum Teil marode Backstein des Hafthauses nicht kosmetisiert,
sondern nur an den schlimmsten Stellen repariert wurde, zeigt das
Halbrund des Neubaus klassisches Weiß. Dessen doppelschalige
Betonwände wurden sichtbar gelassen. Vor den mit grünen Profilen
gefassten Glasfassaden bilden horizontale Lamellenbretter einen
einfachen Blendschutz bei tief stehender Sonne. Pate für diese
Konstruktion standen die ortstypischen Fassaden alter
Gerberhäuser.
Bautafel
Architekten: Chestnutt & Niess Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Thomas Becker (Projektleiter); Ing. Büro Herbert Fink GmbH (Tragwerksplanung)
Bauherr: Land Brandenburg/Landesbauamt Cottbus
Fertigstellung: 2000
Standort: Dresdener Straße, Bad Liebenwerda
Bildnachweis: Werner Huthmacher, Berlin