Verbundestrich

Bei hohen mechanischen Belastungen und wenn keine besonderen Anforderungen an den Schall- und Wärmeschutz bestehen, bieten sich Verbundestriche an. Besonderes konstruktives Merkmal ist ihre vollflächige und feste Verbundenheit mit dem Untergrund. Sie können ohne Belag  – dann werden sie auch Nutzestriche genannt – oder mit Fliesen und Platten sowie anderen Belagsarten zum Einsatz kommen.

Beispiel Dünnbettverlegung mit Verbundabdichtung: Fliesen/Platten, Dünnbettmörtel, Verbundabdichtung, Verbundestrich, Haftbrücke, Stahlbetondecke
Verlegung von Feinsteinzeug auf Verbundestrich

Zur Anwendung kommen Verbundestriche im Wohnungsbau als unmittelbar genutzte Böden in Keller und Nebenräumen. Wenn keine Beanspruchung durch hohe Lasten vorliegt, ist ein Estrich auf Trennschicht – da weniger aufwendig – vorzuziehen. Im gewerblichen Bereich werden Verbundestriche überall dort eingesetzt, wo starke mechanische Belastungen auftreten z.B. bei Fahrverkehr. Der Aufbau eines Verbundestrichs von oben nach unten:

  • Belag (z.B. keramische Fliesen, kann auch entfallen)
  • Estrich
  • Rohdecke

Haftbrücken zwischen Rohdecke und Estrich sind nach DIN nicht vorgesehen, werden in der Praxis jedoch häufig eingesetzt. Verlaufen Rohre oder Kabel auf dem Untergrund muss eine Ausgleichsschicht zwischen Verbundestrich und Untergrund hergestellt werden. Zu beachten ist das besonders enge Verhältnis zwischen Verbundestrich und Untergrund. Aufgrund der vollflächigen Auflage spürt der Verbundestrich jede Verformung unter sich und reagiert gegebenenfalls mit Druck-, Zugspannungen oder Rissen. Um Schäden zu vermeiden, sollten deshalb die Verformungseigenschaften von Estrich und Untergrund aufeinander abgestimmt werden. Günstig ist eine Einbringung im Nass-in-Nass-Verfahren, die in der Regel auch erfolgt.

Bezeichnung

Nach DIN 18560-3 Estriche im Bauwesen - Teil 3: Verbundestriche setzt sich die Bezeichnung für Verbundestriche in der angegebenen Reihenfolge zusammen:

  • Estrich
  • DIN Hauptnummer
  • Kurzzeichen für Estrichmörtelart
  • Druck- und Biegezugfestigkeits- bzw. Härteklasse
  • „V” für Verbund
  • Nenndicke der Estrichschicht in mm
Wird der Verbundestrich unmittelbar genutzt, ist außerdem die Verschleißwiderstandsklasse anzugeben: Bei Zementestrichen nach Böhme, bei Kunstharzestrichen nach RWA (Rolling Wheel Abrasion) oder BCA in (AR), bei Magnesiaestrichen die Oberflächenhärte (SH). Ein Estrich DIN 18560 - CT - C30 - F5 - A15 - V25 bezeichnet demnach einen Zementestrich der Druckfestigkeitsklasse C30, der Biegezugfestigkeitsklasse F5, der Verschleißwiderstandsklasse A 15 als Verbundestrich mit 25 mm Nenndicke.

Ausführung

Am häufigsten werden für Verbundestriche Zementschlämme verwendet. Durch Vergütung mit Kunststoffzusätzen entstehen sogenannte Hartstoffestriche. Verbundestriche mit anderen Bindemitteln wie Magnesia, Anhydrit oder Gussasphalt haben nur einen geringen Marktanteil.

Die Estrichdicke hat bei Verbundestrichen keinen wesentlichen Einfluss auf die Tragfähigkeit. Ursache dafür ist die Verteilung der statischen und dynamischen Kräfte auf den Untergrund. Üblich sind Schichtdicken von 25 bis 30 mm bei Zementestrichen und 20 mm bei Gussasphaltestrichen. Die Estrichmischung wird in steifer bis plastischer Konsistenz eingebracht, verteilt und verdichtet. Je nach Verwendungszweck ist nach dem Abziehen noch Abreiben oder Glätten erforderlich. Um einen einwandfreien Haftverbund zu gewährleisten, muss der Untergrund eine raue, offenporige Oberfläche besitzen und sauber, das heißt am besten dampfgestrahlt sein. Frisch auf frisch kann der Estrich auf eine maximal 1 bis 2 Tage alte Betonfläche eingebracht werden. Grundsätzlich ist auch eine spätere Verlegung möglich, Voraussetzung ist eine angenässter Boden.

Maßgebliches technisches Regelwerk für Verbundestriche ist die DIN 18560-3 Estriche im Bauwesen – Teil 3: Verbundestriche.

Belegen mit Fliesen und Platten

Untergrundkonstruktionen sind hinsichtlich der Auswahl und der Ausführung dem ggf. vorgesehenen Nutzbelag anzupassen. Einen wichtigen Aspekt stellt in diesem Zusammenhang die Ebenheit dar. Diese ist für die Verlegung von Fliesen und Platten gemäß DIN 18352 Fliesen- und Plattenarbeiten innerhalb der nach DIN 18202 Toleranzen im Hochbau zulässigen Ebenheitstoleranzen auszuführen. Einen wichtigen Einfluss hat hierbei die Art der Verlegung der Fliesen/Platten, insbesondere die Dicke und Zusammensetzung des Mörtelbetts.
 
Außerdem ist mit nachstoßender Feuchtigkeit aus dem Untergrund – insbesondere bei Neubauten – zu rechnen, da der Verbundestrich in aller Regel entweder Nass-in-Nass oder ggf. unter Verwendung einer so genannten „Haftschlämme“ auf den Untergrund aufgebracht wird.  Wenn im Zusammenhang mit der Ausführung von Fliesen und Platten eine abdichtende Funktion gefordert wird, müssen unterhalb der Beläge zusätzliche Maßnahmen zum Schutz gegen auftretende Feuchtigkeit vorgesehen werden. Die eingebaute Abdichtungsschichten dürfen bei Durchführung der Fliesen- und Plattenarbeiten nicht beschädigt werden.
 
Mit einer Fugenproblematik (Bewegungsfugen) ist bei Verbundestrichen in aller Regel nicht zu rechnen.

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