Vorhangfassaden

Unter der Bezeichnung Curtain Wall kam die Vorhangfassade Ende des 19. Jahrhunderts im Hochhausbau Chicagos auf. Dort wurden die nicht tragenden Gebäudehüllen den Skelettkonstruktionen der frühen Wolkenkratzer vorgehängt und ermöglichten schlankere Bauweisen. Hierzulande ist der Begriff Vorhangfassade eng mit dem Namen Walter Gropius verbunden. Mit seinen Entwürfen für das Fagus-Werk von 1911 und das Gebäude der Bauhausschule in Dessau von 1926 schuf er Inkunabeln der Architekturgeschichte. Beide Bauwerke faszinieren dank des Einsatzes von Vorhangfassaden bis heute mit ihrer Transparenz und Leichtigkeit.

Die Glasvorhangfassade umgibt den Werkstättentrakt.
Die einzigartige Transparenz ist besonders im Innenraum erlebbar. Gerade im Sommer bringt dies aber auch Probleme mit der thermischen Behaglichkeit mit sich. Fehlende Dämmung und außen liegender Sonnenschutz erhöhen die Gefahr von Überhitzung.
Gleicher Architekt, 15 Jahre vorher: Eine der frühesten Vorhangfassaden aus Stahl und Glas ist die Fassade des Fagus-Werks in Alfeld von Walter Gropius. Die Aufnahme von 1913 zeigt das Gebäude kurz nach Fertigstellung der zweiten Bauphase noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Architektur Walter Gropius, Bauhjahr 1911

Nach DIN EN 13830 Vorhangfassaden - Produktnorm werden Vorhangfassaden z.B. in Pfosten-Riegelbauweise, als Elementfassade oder auch Doppelfassade ausgeführt. Diese Rahmenkonstruktionen enthalten Füllungen, die transparent (verglaste Teile, auch in Form von öffenbaren Fenstern) oder opak (Paneele) sein können. Bei dieser Fassadenart gibt es keine Hinterlüftung. Die Vorhangfassade stellt eine leichte nichttragende Außenwand dar, die in einem Bauteil Innenraum- von Außenklima über mehrere Geschosse hinweg trennt.

Die auch Curtain Wall genannte Fassade wird mit ihrer Unterkonstruktion an den Geschossdecken oder tragenden Stützen befestigt und trägt nur ihr Eigengewicht und keine anderen statischen Lasten. Unterschieden werden Vorhangfassaden in Stab- und Elementsysteme, meistens werden sie mit einer Skelettbauweise kombiniert.


Üblicherweise erfolgt die Abtragung der Vertikal- und Horizontallasten einer Vorhangfassade geschossweise, kann aber auch mit eingefügten Tragwerkkomponenten über größere Distanzen überbrückt werden. Ihre Befestigung am Tragwerk erfolgt mit justierbaren, leicht zugänglichen und korrosionsgeschützten Winkeln, Konsolen oder Ankerschrauben, die schon bei der Rohbauplanung vorgesehen werden müssen. Da die Vorhangfassade in ihrer Konstruktion nahezu unabhängig ist vom Haupttragwerk, können Teilungen und Gliederungen sowie die Ausfachungen freier gewählt werden. Weitere Vorteile liegen in der schnellen Montagemöglichkeit und in der Regel erheblichen Verringerung der Eigenlasten.

Die Vorhangfassade ist nicht mit vorgehängten hinterlüfteten Fassaden (VHF) zu verwechseln. Zwar werden beide vor die Tragstruktur eines Gebäudes gehängt, bei der vorgehängten hinterlüfteten Variante handelt es sich konstruktiv jedoch um eine Kaltfassade während die Vorhangfassade ohne Hinterlüftung eine Warmfassade ist.

Fachwissen zum Thema

Tragwerksraster, Ausbauraster und Fassadenraster können anhand der Außenwände erkennbar sein und so einen Eindruck vom Inneren des Gebäudes vermitteln.

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Fassadenarten

Außenwände

Elementfassade mit integriertem Sonnenschutz am Hegau Tower in Singen, Architekten: Murphy/Jahn

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Fassadenarten

Elementfassaden

Neue Nationalgalerie in Berlin, Architektur: Mies van der Rohe, 1968

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Grundlagen

Entwicklung der Gebäudehülle im 20. und 21. Jahrhundert

Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Stahl und Glas an der Akademie der Künste in Berlin, geplant von Behnisch Architekten

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Fassadenarten

Pfosten-Riegel-Fassade

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