Montagehalle Trumpf in Neukirch

Sichtbetonfertigteilfassade mit Mineralwolledämmung

Dass es der sächsischen Gemeinde Neukirch im Vergleich zu anderen Städten der Oberlausitz wirtschaftlich recht gut geht, ist nicht zuletzt dem Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf zu verdanken. Seit das Unternehmen hier 1992 einen ehemaligen DDR-Kombinatsbetrieb übernahm, hat es sich zum größten Arbeitgeber im Ort entwickelt. Und der Ausbau des Standorts ist noch nicht abgeschlossen. Jüngste Erweiterung ist eine Montagehalle mit einem Kopfbau für die Verwaltung, die nach Plänen des Berliner Architekturbüros Barkow Leibinger errichtet worden ist. Mit einer Größe von rund 4.000 Quadratmetern ergänzt sie eine bereits bestehende Produktionshalle aus dem Jahr 2004. Auf nun insgesamt 16.000 Quadratmetern werden darin Laserschneidemaschinen einschließlich sämtlicher Automatisierungskomponenten gefertigt.

Ein Rücksprung in der südwestlichen Gebäudeecke dient als wettergeschützte Zufahrt für die Lkws zur Verladezone
An der Südseite kragt das Obergeschoss des Bürotraktes über die gesamte Gebäudebreite aus
Durch einen Lichtgraben zur Halle hin scheint das Obergeschoss wie losgelöst

Die Architekten übernahmen die Gestaltungsprinzipien des Bestandsgebäudes, mussten wegen der gestiegenen Anforderungen der Energieeinsparverordnung allerdings Anpassungen im Wandaufbau vornehmen. Die stärkeren Außenwände des Neubaus wurden durch leichte, innere Versprünge in den geschlossenen Seitenwänden kompensiert. Beide Hallenschiffe überspannt ein Stahlrost, der die notwendige Spannweite von 25 Meter erlaubt. Getragen wird er von Betonstützen, die den Großraum in eine mittlere Produktionszone und zwei Seitenspangen gliedern. In der östlichen Spange befindet sich die Anlieferung für die Luftfracht, in der westlichen die sogenannte Kalthalle – eine Pufferzone zwischen innen und außen, die als Verladezone für bis zu drei Lkws dient. Als Fassadenmaterial wählten die Planer Sichtbetonfertigteile. Ein umlaufendes Profilglasband verläuft als oberer Abschluss zum Dach der Halle, die durch gezielt gesetzte Oberlichter zusätzliches Tageslicht erhält.

Ins Auge fällt aber vor allem der zweigeschossige Kopfbau auf der Südseite der Erweiterung. Mit seinen großformatigen Fenstern, den abgeschrägten Laibungen und dem auskragenden, wie losgelöst scheinenden Obergeschoss zeigt er beispielhaft, dass zeitgenössische Industriearchitektur weder eintönig noch banal sein muss. Stattdessen bestimmen präzise Details den Baukörper. Dazu zählen beispielsweise die exakt platzierten Fugen der Sichtbetonfassade mit ihrer samtweich anmutenden Oberfläche oder die mit klar lackiertem Aluminiumblech verkleideten Unterseiten der auskragenden oberen Etage. Letztere ist mit einem kleinen Abstand zur Halle hin ausgebildet, der als Lichtgraben die Produktions- und Montagebereiche mit Tageslicht versorgt. Das Erdgeschoss hingegen schließt direkt an die Halle an. Hier befinden sich Büros, ein großer Pausenraum und der Sanitärtrakt; großzügige Verglasungen stellen eine optische Verbindung zwischen den Büros und der Halle her. An beiden Enden führt je ein Treppenhaus ins Obergeschoss, wo die Konstruktionsabteilung der Firma untergebracht ist. Außerdem gibt es hier einen teilbaren Besprechungsraum, eine Küche und weitere WCs. Erschlossen wird der Kopfbau über zwei unscheinbare Eingänge, die jeweils außen an den beiden Treppenhäusern liegen. An der südwestlichen Ecke dient ein zusätzlicher Rücksprung als wettergeschützte Zufahrt für die Lkws zur Verladezone.

Wärmedämmung/Konstruktion
Mit Ausnahme der Treppenhäuser und dem Hallendach ist der Neubau aus Betonfertigteilen errichtet. Der Aufbau der Hallenwände besteht von innen nach außen aus 35 cm Stahlbeton, 12 cm Dämmung aus nicht brennbarer Mineralwolle mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/mK und einer abschließenden vorgehängten Fassade aus Sichtbetonfertigteilen von 10 cm Dicke. Im Bereich des Lichtgrabens ist die Außenwand der Halle mit Trapezblech verkleidet und mit 12 cm Mineralwolle gedämmt, am Kopfbau ist die Mineralwolledämmung 20 cm stark.

In den Sockelzonen, in erdberührten Bereichen und unter der Bodenplatte kommt eine 12 cm dicke Perimeterdämmung aus extrudierten Polystyrol (XPS) mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,040 W/mK zum Einsatz. Die Flachdächer erhielten eine im Mittel 20 cm dicke Gefälledämmung aus druckbelastbarer Steinwolle mit integrierter Zweischichtcharakteristik und einer Wärmeleitfähigkeit von 0,037 W/mK.

Bautafel

Architekten: Barkow Leibinger, Berlin
Projektbeteiligte: HHT-Bauingenieure, Berlin (Tragwerksplanung); Planungsgruppe M+M, Dresden (HLS); Ingenieurbüro Lehner & Sachse, Wilthen (Elektroplanung); Ingenieurbüro für Bauphysik Horstmann + Berger, Altensteig (Klima- und Energiekonzept, Bauphysik); Capatti Staubach, Berlin (Landschaftsarchitektur); KFE Kucharzak Fassaden Engineering, Berlin (Fassadenplanung); Rockwool, Gladbeck (Dachdämmung Durock 037)
Bauherr: Trumpf Sachsen, Neukirch
Fertigstellung: 2016
Standort: Leibingerstraße 13, 01904 Neukirch
Bildnachweis: Stefan Müller, Berlin; Barkow Leibinger, Berlin

Baunetz Architekt*innen

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Dämmstoffe sponsored by:
Deutsche Rockwool | Kontakt 02043 / 408 408 |  www.rockwool.de