Graues Haus in München

Neue vorgehängte Fassade aus Polyethylengewebe mit Mineralwolledämmung

Obwohl es bereits zum Abriss vorgesehen war, konnte ein Wohnhaus aus dem Jahr 1956 im Münchner Stadtteil Fürstenried gerettet werden. Die Architekten und Bauherren Stefan Krötsch und Ruth Klingelhöfer-Krötsch erkannten das Potenzial des Hauses und entschlossen sich es umzubauen und energetisch zu sanieren. Aus dem ursprünglichen, unscheinbaren Mehrfamilienhaus mit drei abgeschlossenen Wohnungen entstand so ein schmuckes Einfamilienhaus mit separat nutzbarer Wohnung im Dachgeschoss – das beinahe den Passivhausstandard erreicht.

Eine neue interne Treppe verbindet die untere mit der oberen Ebene
Der große Wohnraum der Einliegerwohnung im Dachgeschoss
Blick aus dem Wohnbereich im Erdgeschoss in den Garten

Das Gebäude wird über das unveränderte Treppenhaus auf der Nordseite erschlossen. Dieses führt sowohl in die Familien- als auch in die Zweizimmerwohnung im Dachgeschoss. Im Erd- und Obergeschoss entstand, nach Abbruch einiger Innenwände und Geschossdecken, eine großzügige Maisonette mit offenen Nutzungszonen. Ebenerdig liegen Küche, Wohn- und Essbereich sowie ein WC und ein Abstellraum. Eine neue interne Treppe verbindet die untere mit der oberen Ebene. Über eine Galerie mit Arbeitsplatz sind hier die zwei Schlafzimmer und das Bad zu erreichen, deren ursprüngliche Raumaufteilung nicht verändert wurde. An der Stelle eines ehemaligen Anbaus auf der östlichen Gartenseite gibt es jetzt eine breite Holzterrasse und eine neue, großzügige Fensteröffnung. Um den Höhenunterschied zwischen Garten und Hochparterre zu überbrücken, wurde ein Teil des Wohnbereichs auf das Gartenniveau abgesenkt und der entsprechende Teil der Kellerdecke nach unten versetzt. Sitzstufen und eine kurze Treppe gliedern nun den großen Wohn- und Essbereich. Ein stark vergrößertes Fenster auf Höhe der Galerie lässt über einen Luftraum auch von Westen viel Licht einfallen.

Anstelle eines Wärmedämmverbundsystems entschieden sich die Architekten für die Bespannung der Fassade mit dunkelgrauem Polyethylengewebe als Wetterschutz. Die Textilhaut wurde dazu auf eine doppellagige Holzunterkonstruktion geschraubt. Das ursprünglich in der Landwirtschaft eingesetzte Material ist normalerweise grün, wird hier jedoch als zweifarbiges Gewebe aus schwarzen und grauen Fäden verwendet. Dachrinnen, Fallrohre, Markisen und Elektroinstallationen konnten in die Dämmebene verlegt werden und sind so von außen nicht sichtbar. Fensterrahmen aus honigfarbenem Lärchenholz, die neue Deckung des Satteldaches aus hellgrauen Faserzement-Wellplatten und Zinkblech als Gaubenbekleidung ergänzen die Materialpalette. Im Inneren kommt viel Holz zum Einsatz: Die Fußböden sind mit geöltem Eichen-Industrieparkett belegt, feste Einbauten, Sitzmöbel und die Unterkonstruktion der Treppen bestehen aus unbehandelten Lärche-Dreischichtplatten, die Trittstufen aus unbehandeltem Buchen-Vollholz.

Wärmedämmung/Konstruktion
Der zweigeschossige Massivbau mit Satteldach und Holzbalkendecken wurde komplett energetisch saniert. Die Fassade erhielt eine zweimal 12 cm starke Mineralfaserdämmung der Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) 035. In die Dämmebene ist eine zweilagige Holzständerkonstruktion integriert, die diffusionsoffene Fassadenbespannung mit dahinterliegender Luftschicht wurde auf Lattung und Konterlattung geschraubt. Der ertüchtigte Altputz dient als luftdichter Abschluss. Einschließlich des 30 cm starken Bestandsmauerwerks erreicht die Außenwand einen U-Wert von 0,14 W/m²K. Die insgesamt 24 cm dicke Dämmung wurde im Erdreich als Perimeterdämmung aus extrudiertem Polystyrol (XPS) der WLG 040 fortgeführt. XPS ist extrem druckfest und für hohe Feuchtebeanspruchungen geeignet.
Das Satteldach wurde mit 20 cm Mineralwolle (WLG 035) als Aufsparrendämmung, ertüchtigt. Die neuen Fenster und Dachflächenfenster besitzen eine Dreifachverglasung. Die Holzkonstruktion der Kellerdecken, einschließlich der tiefergelegten Decke, wurde mit 24 cm Mineralwolle zwischen den Holzbalken gedämmt. Oberseitig dient eine OSB-Platte als luftdichter Abschluss. Die Untersicht ist zusätzlich mit einer 2 cm dicken Holzweichfaserplatte (WLG 040) bekleidet.

Die Belüftung der Innenräume erfolgt über eine zentrale Lüftungsanlage mit einem Wärmerückgewinnungsgrad von 92%. Auf der südlichen Dachseite wurde eine sechs Quadratmeter große solarthermische Anlage installiert. Mit einem Heizwärmebedarf von 20 kWh/m²a erreicht das sanierte Wohnhaus beinahe Passivhausstandard.

Bautafel

Architekten: Architekturbüro Stefan Krötsch, München
Projektbeteiligte: IB Kaspar & Teuteberg, München (Tragwerksplanung); IB Schwinghammer, Landshut (Bauphysik); IB Nowak, München (TGA)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2012
Standort: Riedener Straße 3a, 81475 München
Bildnachweis: Architekturbüro Stefan Krötsch, München; Fotos: Simone Rosenberg, Hamburg

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