Zentralbibliothek in Halifax

Gläserner Bücherstapel mit Siebdruck

Kulturelles Zentrum und Motor für die weitere städtische Entwicklung soll sie sein, die neue Zentralbibliothek der kanadischen Provinzhauptstadt Halifax. In prominenter Lage zwischen dem Hafen und der Zitadelle gelegen, ersetzt sie einen Vorgängerbau von 1951, der bereits kurz nach seiner Eröffnung zu klein geworden war. Es folgten zahlreiche Umbauten und Erweiterungen, die langfristig nicht zu einer befriedigenden Lösung führten. Schließlich entschied sich das Stadtparlament für Abriss und Neubau. Zu diesem Zweck lobte es einen Wettbewerb aus, den die Arbeitsgemeinschaft aus dem lokal ansässigen Architekturbüro Fowler Bauld & Mitchell und dem Kopenhagener Büro Schmidt Hammer Lassen Architects für sich entscheiden konnte.

Das Glasgebäude scheint aus vier Quadern zu bestehen, die übereinander gestapelt eine Drehung vollführen
Teilweise ist die Verglasung mit einem aufwendigen Siebdruck versehen
Teile des Gebäudes kragen weit aus

Die Architekten schufen ein fünfgeschossiges Glasgebäude, das aus vier rechteckigen Quadern zu bestehen scheint, die übereinander gestapelt eine Drehung vollführen. Damit erinnert es ein wenig an einen unordentlichen Bücherstapel. Die Konstruktion ließ zwangsläufig weit auskragende Gebäudeteile entstehen. In der Luftaufnahme wird die Intention der Planer ersichtlich: Das Gebäude greift das Straßenmuster der Stadt auf und stellt durch die verschiedenen Diagonalen eine optische Verbindung zwischen den unterschiedlichen Bebauungsstrukturen her. Die großflächige Glasfassade umschließt mit einer Fläche von über 6.000 Quadratmetern eine nutzbare Fläche von 11.000 Quadratmetern im Gebäudeinneren. Ein zentrales Atrium mit den Luftraum durchschneidenden Treppen, Brücken und Gängen verbindet die verschiedenen Geschosse der Bibliothek, in der im Vergleich zu früher nicht nur sehr viel mehr Bücher Platz finden, sondern unter anderem auch zwei Cafés, ein Auditorium für 300 Besucher, mehrere kleine Sitzungssäle, ein Musikstudio und verschiedene Spielstationen und Aufenthaltsbereiche für Kinder und Jugendliche.

Glas
Großzügig und lichtdurchflutet zeigt sich das zentrale Atrium, das von zahlreichen Treppen durchschnitten wird. Ein Großteil der natürlichen Belichtung erhält es durch das 320 Quadratmeter große Glasdach. Dessen Pfosten-Riegel-Konstruktion ist mit einer Zweifach-Isolierverglasung ausgefacht, die zur Reduzierung der solaren Einstrahlung mit einem fünfzigprozentigen, punktförmigen Siebdruck versehen ist. Auch die eigentliche Gebäudehülle der Bibliothek besteht aus einer Pfosten-Riegel-Konstruktion. Verwendet wurde ein elementiertes Structural-Glazing-Profilsystem, dessen Einzelelemente eine Größe von etwa 1,45 x 4,30 Meter aufweisen. Die Verklebung der Verglasungen auf den Rahmenprofilen erfolgte kontrolliert im Werk, anschließend wurden die Elemente als Einheit auf die Baustelle transportiert und dort an die Fassade eingehängt.

Für die Verglasung kam ausschließlich eisenoxidarmes Weißglas zum Einsatz, um den für Kalk-Natronsilikatglas typischen Grünstich zu verhindern. Die Zweifach-Isolierverglasung ist zur energetischen Optimierung mit einer Low-E-Beschichtung vergütet. Als Glasart wurde Einscheibensicherheitsglas verwendet, welches für die Außenseite der Fassade einem Heißlagerungstest unterzogen wurde.

Eine Besonderheit der Glasfassade ist die Siebbedruckung: In der zweiten, dritten und fünften Etage ist sie in Form unregelmäßiger Blätter ausgeführt, in der vierten Etage wie ein Buchrücken in einem Bücherstapel schlicht einfarbig. Sie wurde mit einer Dichte von 40 Prozent auf die Verglasung aufgebracht, um eine gewisse Transparenz zu erhalten. Der Farbauftrag erfolgte zweischichtig erst mit einem grauen Punktmuster und hierauf einem identischen, nach außen orangefarbenen Druck.

Bautafel

Architekten: Schmidt Hammer Lassen Architects, Kopenhagen und Fowler Bauld & Mitchell, Halifax
Projektbeteiligte: SNC-Lavalin, Halifax (Tragwerksplaner); BVDA Façade Engineering, Uxbridge (Tragwerksplaner Fassade); Schüco, Bielfeld (Elementfassade); CGI Contract Glaziers, Windsor (Montage Fassade); Prelco, Rivière-du-Loup (Glashersteller); Cardinal Glass Industries, Spring Green Wisconsin (Low-E-Beschichtung der Verglasung)
Bauherr: Halifax Regional Municipality und Halifax Public Libraries
Fertigstellung: 2014
Standort: 5440 Spring Garden Road, NS B3J 1E9 Halifax, Kanada
Bildnachweis: Adam Mørk, Kopenhagen; Schmidt Hammer Lassen Architects, Kopenhagen

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