Wohnhaus Torreagüera bei Murcia

Keramische Hohlziegel mit einer Füllung aus Steingutfliesen

Weite Agrarflächen und der Gebirgszug des Cresta del Gallo prägen die Landschaft zwischen der spanischen Universitätsstadt Murcia und dem Küstenabschnitt der Costa Blanca. Am Fuß der Berge liegt einer der wenigen kleinen Siedlungen dieser Region, aus der ein Wohnhaus deutlich hervorsticht. Statt pastellfarben verputzt und mit einem Ziegeldach versehen, besitzt das Torreagüera genannte Gebäude eine Fassade aus Sichtbeton, verspiegeltem Glas und keramischen Hohlkörpern, wie sie sonst für die Aufbewahrung von Weinflaschen verwendet werden. Geplant wurde es vom Architekturbüro Xpiral aus Murcia.

Die Fassade des Sockelbaus wurde komplett mit Weinziegeln verkleidet, deren runde Aussparungen mit farbigem Steingut gefüllt sind
Nord-Ansicht: Die drei Baukörper sind klar erkennbar, auf dem bunten Sockel sitzt die verspiegelte Box, darüber scheint der betonierte Riegel zu schweben
In der Box spiegelt sich die Umgebung, auf ihrem Dach befindet sich eine große Terrasse

Auf einem Hanggrundstück errichtet, besteht das viergeschossige Gebäude aus drei quaderförmigen, übereinandergestapelten Baukörpern unterschiedlicher Größe und Materialität. Über dem farbenfrohen, doppelgeschossigen Sockelbau mit nur wenigen Öffnungen ordneten die Architekten eine wesentlich kleinere, größtenteils verspiegelte Box an. Darüber liegt ein schmaler, grauer Sichtbetonriegel, der weit nach Westen auskragt. In diesen drei Baukörpern sind zwei Maisonette-Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 347 m² untergebracht: Die Casa Tierra (Haus Erde) befindet sich in den unteren beiden Geschossen, die Casa Cielo (Haus Himmel) erstreckt sich über die Etagen drei und vier (siehe Schnitt, Abb.18). Bei beiden Wohnungen sind im jeweils unteren Geschoss die offenen Wohn- und Essbereiche mit separater Küche angeordnet, die obere Etage ist den privaten Rückzugsbereichen vorbehalten. In der höher gelegenen Wohneinheit geben Panoramafenster den Blick auf die weite Landschaft frei. Hier stehen den Bewohnern außerdem zwei großzügige Terrassen zur Verfügung, in der Casa Tierra ermöglicht ein teils überdachter Patio den geschützten Aufenthalt im Freien.

Beide Wohnungen sind hell und freundlich gestaltet. Wie bei den Fassaden kamen auch im Innenraum verschiedene Materialien zum Einsatz. Neben dem sichtbar belassenen Beton der tragenden Konstruktion sind die leichten Trennwände weiß gestrichen. Einzelne Türen, Wände und Decken sind mit groben Spanplatten verkleidet, die Böden bedeckt ein hochglänzender Terrazzo in Grün bzw. Rotbraun. 

Fliesen und Platten
Ist die Kombination aus Sichtbeton und Spiegelglas schon etwas Besonderes, sind die hohlen Weinziegel an der Fassade des Sockelgeschosses wirklich außergewöhnlich. Statt mit Weinflaschen sind sie hier teilweise mit farbig glasierten Fliesen gefüllt. Die Architekten sprechen vom Zauberkisteneffekt, denn äußerlich lässt sich nur schwer erahnen, was sich hinter der keramischen Vorsatzschale abspielt. Mal ist sie als Fensterladen ausgebildet, mal als Garagentor oder als Einfriedung des Grundstückes. An allen anderen Stellen verdeckt sie die Stahlbetonkonstruktion des Gebäudes. Wegen der klimatischen Verhältnisse in dieser Region war eine Ausführung ohne Dämmung und Abdichtung möglich.

Dort wo sich keine Fenster oder Türen befinden, sind die Hohlräume der Keramikziegel mit runden Steingutfliesen in verschiedenen Farben gefüllt. Manche der feinkörnigen, porösen Scheiben wurden eigens für dieses Projekt gefertigt, andere hatten zuvor als Küchengeschirr ausgedient. Damit die dünnen Keramikelemente langfristig an Ort und Stelle bleiben, wurden zuerst die Hohlräume der Ziegel mit zylinderförmigem Styropor gefüllt. Die abschließende Fixierung des runden Steinguts erfolgte mit einem speziellen, wasserfesten Kleber. Bei der Wahl der Farben orientierten sich die Planer an der umgebenden Landschaft: Im unteren Bereich des Sockels entschieden sie sich für dunklere Nuancen wie Braun, Grau und Schwarz, darüber wählten sie kräftigere Farben wie Gelb, Rot und Grün, bis die Farbpalette nach oben schließlich in verschiedenen Blautönen endet. An der Nord- und Westfassade sind zudem die Namen Tierra und Cielo in einem kräftigen Rot ablesbar.

Keramik kommt aber nicht nur an der Fassade zum Einsatz, sondern in verschiedenen Ausführungen auch in den Innenräumen. Die Böden beider Wohnbereiche sind mit Terrazzofliesen im Format 40 x 40 cm bedeckt, in die große Marmorbruchstücke integriert sind. Das zementäre Bindemittel ist in der Casa Cielo grün und in der Casa Tierra rotbraun eingefärbt. Nach der knirschen Verlegung wurden die Böden erst in mehreren Schritten geschliffen, dann versiegelt und anschließend auf Hochglanz poliert. Die minimalen Fugen zwischen den Fliesen sind nach Fertigstellung nahezu unsichtbar. Auch in den Bädern entschieden sich die Architekten für Fliesen. In der Casa Tierra sind Wände und Boden flächendeckend mit marineblauen Mosaikfliesen aus Feinsteinzeug mit weißem Fugenbild verlegt, im Badezimmer der anderen Wohnung sind die Fliesen leuchtend Gelbgrün.

Bautafel

Architekten: XPIRAL, Murcia
Projektbeteiligte: Javier Pena Galiano, Murcia (Bauleiter); IDEEE - Eduardo Diez, Alicante (Tragwerksplanung); Javier Pena Galiano, Murcia (Innenarchitektur); Terrapilar, Espinardo (Fliesen Innenraum); Alfareria y Cerámica Romero y Hernández, Totana (farbige, kreisrunde Fliesen)
Bauherr: privat
Fertigstellung:
2009
Standort: Torreaguera in Murcia
Bildnachweis: David Frutos, Murcia (www.davidfrutos.com)

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